Vor 15 Jahren wurde das Wien Energie-Haus an der Mariahilfer Straße 63 eröffnet. Gefeiert wird mit Energie-Erlebnistag, Bauinfoabend und der Gratis-Reparatur-Aktion “Fix It!”. In den 15 Jahren des Wien Energie-Hauses ist viel passiert. Handys. Autoradios. Computer. Fernseher. Schritt für Schritt sind sie ganz andere geworden.
Dieser Artikel wurde am 5. Oktober 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Vor 15 Jahren begannen Mobiltelefone ihren Siegeszug. Zuerst konnten Handys nur telefonieren. Heute können sie fast alles. Vor 15 Jahren hielt ein Handy-Akku fünf Tage. Heute acht Stunden. Aber das ist nur eine von vielen enormen Veränderungen im Zeitraum „15 Jahre Wien Energie-Haus“.

1. Dämmstoffe
Vor 15 Jahren…

…lagen die verwendeten Dämmstoffdicken bei Außenwänden bei durchschnittlich 6 cm. Energiesparer planten mit 10 cm Dämmstoffdicke. Das genügte um der Wiener Bauordnung zu entsprechen und auch zur Gewährung von Förderungen. Die Energiekennzahl, also der Heizenergiebedarf in Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche, lag bei neu errichteten Häusern bei rund 70 kWh/m2.

Heute…
…liegen die durchschnittlichen Dämmstoffdicken bei 16 cm und die Tendenz ist weiter steigend. Immer mehr Passivhäuser werden geplant, wo Dämmstoffstärken im Bereich von 30 cm zum Einsatz kommen. Die Energiekennzahl solcher Passivhäuser liegt bei unter 10 kWh/m2.


2. Energieeffizienz
Vor 15 Jahren…

…wurde das EU-Energielabel mit den Energieeffizienzklassen von A bis G für die klassischen Haushaltsgeräte eingeführt. Das Ziel war, den Haushaltsstromverbrauch zu senken und die Produktion energiesparender Geräte zu forcieren.

Heute…
…hat das EU-Energielabel, beispielsweise bei Kühl- und Gefriergeräten, den Verbrauch aktueller Geräte bis auf ein Drittel des Verbrauches 15 Jahre alter Geräte, gesenkt. Die damals auferlegten Ziele wurden teils so weit unterschritten, dass 2011 die Energieklasse A+++ für besonders sparsame Geräte eingeführt wurde und die Energieklasse A bereits Standard ist.


3. PCs
Vor 15 Jahren…

…spielten die Bereiche Kochen und Kühlen die Hauptrolle beim Stromverbrauch in den Haushalten. Home PCs waren noch selten, Flachbildschirme und Internet in den Haushalten praktisch noch nicht zu finden.

Heute…
…übernimmt der Bereich Unterhaltungselektronik und Home Office zusehends die Hauptrolle beim Stromverbrauch im Haushalt. Klassische Haushaltsgeräte wurden nach Einführung der Deklarationspflicht mit dem EU-Energielabel immer sparsamer, Unterhaltungsgeräte zu Hause dagegen immer zahlreicher und vielfältiger. Und für diese besteht derzeit, außer bei TV-Geräten, keine Verpflichtung zur sichtbaren Deklaration des Energieverbrauches.


4. Fernseher
Vor 15 Jahren…

…gab es noch keine Flachbildschirme im Haushalt. Die Bildschirmdiagonale eines normalen Röhrenfernsehers war höchstens 70 cm. Der Fernseher lief nur wenn ferngesehen wurde und sonst das Radio oder die HiFi-Anlage.

Heute…
…vermittelt uns ein Flachbildschirm ein Fernsehbild in damals ungeahnter Qualität. Die Bildschirmdiagonale liegt im Schnitt bereits bei über 110 cm. Und in vielen Haushalten wird der Fernseher heute statt dem Radio als Hintergrunduntermalung oder als Monitor für Videospiele und Fotos genutzt. Das führt oftmals zu einem erhöhten Stromverbrauch, sogar im Vergleich mit dem alten Röhren-TV-Gerät. Immerhin werden TV-Geräte aber seit 2011, als erste Unterhaltungselektronikgeräte, mit dem EU-Label in Energieeffizienzklassen eingeteilt.


5. Geschirrspüler
Vor 15 Jahren…

…verbrauchten Standard-Geschirrspülgeräte mit 60 cm Breite pro Spülgang rund 20 Liter Wasser und 1,3 kWh Strom.

Heute…
…liegt der Verbrauch der neuen Geschirrspülgeräte-Generation bei nur noch 6-7 Liter Wasser und unter 0,8 kWh Strom pro Spülgang.


6. Waschmaschinen
Vor 15 Jahren…

…fassten Waschmaschinen durchschnittlich 5 kg Wäsche und brauchten pro Waschgang 70 Liter Wasser sowie 1,25 kWh Strom. Wäschetrockner waren mit rund 4,5 kWh Stromverbrauch pro Trocknungsvorgang verbrauchsintensiv.

Heute…
…hat sich bei Waschmaschinen das durchschnittliche Fassungsvermögen zwar auf 8 kg Wäsche erhöht, trotzdem sank der Verbrauch auf unter eine kWh Strom und rund 60 Liter Wasser pro Waschgang. Bei aktuellen Wäschetrocknern mit Wärmepumpen-Technik sank der Stromverbrauch pro Trocknungsvorgang auf unter die Hälfte.


7. Thermen
Vor 15 Jahren…

…waren kombinierte Erdgas-Heiz- und Warmwassergeräte sogenannte „Kombi-Thermen“ in Wohnungen und Gaskessel in Einfamilienhäusern die beliebtesten Gasheizgeräte.

Heute…
…werden vorrangig hocheffiziente Erdgas-Brennwertgeräte, in Einfamilienhäusern – oft auch mit Solaranlage kombiniert – genutzt. Als innovative Nutzungsformen von Erdgas im Haushalt werden Erdgasautos, Gas-Wärmepumpen und Mikro-Blockheizkraftwerke, welche sowohl Wärme für die Heizung wie auch Strom erzeugen, angeboten.


8. Fernwärme
Vor 15 Jahren…

…hat, wie zuvor die Erdgasumstellung, der rasch fortschreitende Fernwärmeausbau die Luftqualität Wiens deutlich verbessert. Fernwärme kam in rund 23 % der Wiener Haushalte zur Anwendung. Öl- und Festbrennstoffheizungen spielten schon damals keine Rolle mehr.

Heute…
…ist der Fernwärmeausbau auf rund 36 % der Wiener Haushalte fortgeschritten und es wird begonnen, Geothermie – Wärme aus dem Erdinneren – als umweltfreundliche Energiequelle zur Produktion einzusetzen. Als umweltfreundliche Alternative zu Klimageräten wird Fernkälte vermehrt zur Klimatisierung genutzt.


9. Marktliberalisierung
Vor 15 Jahren…

…versorgen Fernwärme Wien, Wienstrom und Wiengas das Stadtgebiet und Teile Niederösterreichs mit Energie. Die Preise für Strom, Erdgas und Fernwärme wurden vom Wiener Gemeinderat festgelegt und ändern sich oft jahrelang nicht. An Steuern und Abgaben existierte lediglich die Mehrwertsteuer.

Heute…
…kann sich seit der Liberalisierung des Strom- und Erdgas-Marktes 2001 bzw. 2002 jeder Konsument seinen Energielieferanten frei wählen. Die Preise für Energie und Netz müssen getrennt ausgewiesen werden. Während der Energiepreis den Marktregeln unterliegt, wird der Preis für den Netzbetrieb durch die Kontrollbehörde e-control festgelegt. Der Energiepreis oder eine seiner Komponenten ändern sich dadurch mehrmals im Jahr. Die durch die Liberalisierung gesunkenen Energiepreise werden großteils durch vermehrte Steuern und Abgaben wieder kompensiert.


10. Erneuerbare Energie
Vor 15 Jahren…

…verfügte Österreich bereits, unterstützt durch Solarinitiativen und attraktive Förderungsmaßnahmen, im internationalen Vergleich über viele Solaranlagen, mit denen vor allem Warmwasser, erzeugt wurde. Die Stromerzeugung erfolgte zu rund zwei Drittel durch Wasserkraft und bedeutete den Spitzenplatz in der EU.

Heute…
…boomt der Ausbau erneuerbarer Energiequellen, wie Solarenergie, Wind, Wasser und Biomasse regelrecht. Wärme aus der Sonne wird privat oft auch zur Beheizung herangezogen und Photovoltaik-Anlagen zur Solarstromerzeugung speisen in das Stromnetz ein. Viele kleine Stromerzeuger machen einen Umdenkprozess bei der Koordination der Stromerzeugung und –verteilung erforderlich. Die neue Herausforderung heißt Smart Grid – die Schaffung einer zuverlässigen Stromversorgung mit vielen einzelnen Stromerzeugern.


11. Energieausweise
Vor 15 Jahren…

…wurde der Haus- bzw. Wohnungskauf oder deren Miete in erster Linie von Optik und Lage bestimmt. Die Energiekosten spielten eine untergeordnete Rolle, ein Vergleich einzelner Objekte war ohnehin schwierig. Das Wien Energie-Haus bot Heiz- und Warmwasserkosten-Abschätzungen an und zum Vergleich der Wärmedämmung von Bauteilen wurde eine sogenannte U-Wert-Waage in Betrieb genommen.

Heute…
…besteht bei Wohnraumverkauf- bzw. –vermietung die Verpflichtung einen Energieausweis vorzulegen. Dieser illustriert in bunten Balken – wie bereits vom EU-Energielabel bei Haushaltsgeräten bekannt – und mittels Buchstaben von A++ für Passivhäuser bis zu G für sehr schlechte Altbauhäuser, den Energieverbrauch des Gebäudes. Der Energieausweis ist eines der wichtigsten Entscheidungskriterien bei Kauf und Miete und bringt den Nachweis der Erfüllung von Förderkriterien bei Bau- und Sanierung.


12. Glühbirnen
Vor 15 Jahren…

…dominiert die traditionelle Glühlampe die Beleuchtung in den Haushalten. Design-Lösungen lassen aber auch die Niedervolt-Halogenlampe mit 12 Volt boomen. Elektronische Energiesparlampen lösen die schwergewichtigen Lampen der ersten Generation ab und das führt zu einer größeren Verbreitung. LED´s – light emitting diodes – sind nur in elektronischen Geräten, z.B. als Betriebs- bzw. Stand by-Kontroll-Leuchte, zu finden.


Heute…
…verbietet die EU-Glühlampenverordnung ab 01.09.2012 traditionelle Glühlampen mit mehr als 10 Watt in den Handel zu bringen. Als weit effizienterer Ersatz stehen aber mittlerweile eine Vielzahl an 230 V-Hochvolt-Halogen-Glühlampen und Energiesparlampen zur Verfügung. LED´s erleben einen starken Aufschwung. Doch bei der Anwendung im Haushalt stoßen sie aufgrund ihrer Eigenschaften, außer bei der Effektbeleuchtung, immer noch an ihre Grenzen.


13. Heizung
Vor 15 Jahren…

…war die Heizung mit durchschnittlich 60 % am Haushalts-Energieverbrauch beteiligt und damit eindeutig der größte Verbraucher. Warmwasser und Haushaltsstromverbrauch schlugen sich mit je rund 20 % zu Buche.

Heute…
…sinkt durch verbesserte Wärmedämmung der Heiz-Energieverbrauch bei Neubauten erheblich. Das lässt im Gegenzug den prozentuellen Anteil des Energieverbrauches für Warmwasser und Haushalt stark steigen und in sehr gut wärmegedämmten Gebäuden die Hauptrolle übernehmen.


14. Klimaanlagen
Vor 15 Jahren…

…waren Klimageräte in Haushalten nur selten zu finden. Wer bei heißen Temperaturen Erfrischung suchte, hatte höchstens einen Ventilator im Haus. In Bürogebäuden hingegen werden Klimaanlagen wegen der modernen Bauweisen mit großen Verglasungen und dem höheren inneren Wärmeanfall durch Computeranlagen immer wichtiger.

Heute…
…sind in immer mehr Haushalten Raumkühlgeräte zu finden, die – wenn auch oft sehr ineffizient – für angenehmeres Raumklima sorgen sollen. Um den dadurch verursachten erhöhten Sommer-Stromverbrauch vorzubeugen und die umweltfreundliche Fernwärme besser ausnutzen zu können, wird der Ausbau von Fernkälte forciert.


15. Elektroautos und E-Bikes
Vor 15 Jahren…

…waren Elektroautos und –fahrräder noch kein und Erdgas-Autos kaum ein Thema. Dieselfahrzeuge – damals noch ohne Katalysator – waren voll im Trend. Es gab 3.782.544 PKW in Österreich.

Heute…
…sind E-Bikes sehr beliebt, wohingegen die Verbreitung von Elektroautos – aufgrund Ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses und der eingeschränkten Infrastruktur – eher schleppend vorangeht. Erdgas- und Hybrid-Fahrzeuge erfreuen sich aber als Zwischenlösung immer höherer Beliebtheit. Insgesamt zählt man in Österreich 4.514.421 PKW´s.


16. Fenster
Vor 15 Jahren…

…waren 2-fach-verglaste, edelgasgefüllte Fenster mit Kunststoff- oder Holz-Alu-Rahmen Stand der Technik. Im Wien Energie-Haus wurden bereits damals 3-fach-verglaste Fenster präsentiert, welche aber aufgrund des hohen Preises kaum noch in Privathaushalten zur Anwendung kamen.

Heute…
…sind 3-fach-verglaste Fenster, oftmals auch noch mit gedämmten Rahmen, bereits vielfach Standard. Damit wird erfolgreich versucht, dem hohen Wärmedämmstandard im Fassadenbereich und den mittlerweile hohen Ansprüchen zur Erreichung von Fördermitteln gerecht zu werden.


17. Menschen
Vor 15 Jahren …

… hatte Wien 1.540.191 / NÖ 1.524.239 Einwohner

Heute…
bewohnen 1.722.929 Menschen Wien und 1.620.815 Menschen Niederösterreich.

Fernseher-Werbung von vor 15 Jahren
httpv://www.youtube.com/watch?v=kDa7PHVApik