Afrika soll Atomkraftwerke erhalten, während die Industriestaaten den Ausstieg verfolgen.
Dieser Artikel wurde am 7. Juni 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Afrika ist ein aufstrebender Kontinent, technologisch und ökonomisch mit einem unerschöpflichen Potenzial. Die Frage ist jedoch, ob man der afrikanischen Bevölkerung helfen soll, alle Fehler, die der Westen begangen hat und die offenbar die Ursache für alle globalen Probleme sind, ebenfalls zu begehen. Zudem kann jedes „Milchmädchen“ an ihren Fingern abzählen, dass – wenn aktuell 10% der Menschheit des „Westens“ für ihren „Lebensstil“ über 40% aller globalen Ressourcen benötigen – für die restlichen 90% nur noch 60% übrig sind. Es muss also global über eine völlig neue ökonomische, ökologische und soziale, also nachhaltige Zukunft nachgedacht werden. Afrika könnte hierbei ein Musterkontinent sein.

 

20 AKW´s in Planung

 

Aktuell unterzeichnete der Sudan mit China einen Vertrag zum Bau eines Kernkraftwerks mit 2 Blöcken, 8 weitere sind avisiert. Nigeria will mit Russland 4 AKW´s, Ägypten ebenfalls mit Russland erst einmal eines, Kenia eines mit China und Südafrika mindestens 6 Reaktoren bauen, wobei hier der Partner noch offen ist. Über die Sicherheit in einem Kontinent, in dem es seit Jahrzehnten „brodelt“, in dem Ländergrenzen zwischen Ländern, die so von den Einwohnern nie geplant waren bestehen zu reden, erübrigt sich. Die Frage der Entsorgung des Atommülls scheint China schon geklärt zu haben, es „verbuddelte“ in den letzten Jahren eigenen Atommüll in der Wüste des Sudans, anlässlich der Errichtung des Merowe Staudamms. Ob, von wem und in welchem Umfang mit einer anschließenden Plutoniumwirtschaft – für nukleare Bewaffnung – zu rechnen ist, kann niemand sagen. Ob die Bevölkerung überhaupt eine nukleare Zukunft wünscht, ist ohnehin von niemandem erfragt worden. Da keines der betroffenen Länder eigene Mittel zum Bau der Anlagen – Kostenpunkt jeweils um 25 Milliarden Euro, ohne Wiederaufbereitung und Lagerung des Mülls – die nötigen Mittel hat, werden von den Betreiberstaaten großzügig Kredite gewährt, die sich zu den Schulden, die die Länder ohnehin nie zurückzahlen können, aufaddieren. Die betreffenden Atomkonzerne – unter ihnen Siemens, Westinghouse oder Areva France – jedenfalls können aufatmen, nach dem drohenden Auftragsrückgang nach Fokushima. Geld strahlt nun einmal nicht und die Milliarden an „Schmiergeld“, die in die Taschen afrikanischer Despoten fließen, eben auch nicht.

 

Afrika braucht keine Großanlagen

 

Noch immer leben die meisten Menschen Afrikas auf dem Lande, in Dorfgemeinschaften. Von hier werden sie durch die westlichen, hochsubventionierten Agrarimporte und den ebenfalls subventionierten Landraub in die Slums der Städte vertrieben. Dort bilden sie das Reservoir westlicher Konzerne an Arbeitssklaven. Einzig diese, wie Krebsgeschwüre wuchernden Städte, benötigen Strom in großer Menge, die weit verteilten dörflichen Siedlungen sind ohnehin nicht zentral zu versorgen, werden somit weiterhin „stromlos“ bleiben, wenn die bisherigen Konzepte zu wirtschaftlichem Wachstum so bleiben. Allein Kenia hat bisher – zum Leidwesen der globalen Energiekonzerne – begonnen, Strom in wachsendem Masse aus Erdwärme zu erzeugen. Dies ist in weiten Teilen des Kontinents ein bisher kaum erschlossenes Potenzial. Die so weit verstreut liegenden Dörfer lassen sich andererseits perfekt mit Solar und/oder Windenergie versorgen, viele andere – siehe das Projekt in Songhai – haben die 3000 Jahre alte Technik der Biogaserzeugung wiederentdeckt, die damals durch die Kolonialmächte zerstört wurde.

 

Wann kann Afrika endlich selbst entscheiden, welchen Weg es gehen möchte?

 

Auf unabhängigen, internationalen Kongressen – wie „degrowth“ oder „Solikon“ – berichten afrikanische Wissenschaftler, Politiker und Intellektuelle, das Afrika endlich selbst über die eigene Zukunft bestimmen möchte. Dazu ist es möglicherweise erforderlich, dass die „Völker“ Afrikas erst einmal untereinander klären, welche Ländergrenzen bestehen bleiben sollen, ob diese grundsätzlich ganz verschwinden oder eben neu gezogen werden. Sämtliche „Auslandsschulden“ sind sodann unverzüglich zu streichen, zumal in Wahrheit eigentlich alle ehemaligen Kolonialmächte und die Mutterländer aller in Afrika etablierten Konzerne Schulden gegenüber Afrika haben – und nicht umgekehrt! Erstaunlicherweise verlangen die meisten der „Zukunftsdenker“ Afrikas keine Rückzahlung der Schulden und eine Reparatur der oft ruinösen Umweltschäden. Sie wollen lediglich den totalen Abzug aller ausländischen Konzerne – und/oder Staaten. Sie kennen das Potenzial ihres Kontinents und die Menschen dort. Sie haben Jahrtausende alte Techniken des Feldbaus – jeweils vollständig an die lokalen Verhältnisse angepasst, des Pastoralismus – eine quasinomadische Viehhaltung, die über Jahrtausende auch dafür gesorgt hat, dass keine Trockengebiete, keine Ausbreitung der Wüsten vorkamen. Afrika hat sich also über Jahrtausende vollständig und ausreichend in hoher Qualität selbst versorgt, bevor die Kolonialmächte all dies zerstörten.

„Afrika für die Afrikaner“ ist ein Slogan der „Befreiungen“ aus der Kolonialherrschaft gewesen und heute noch, besonders angesichts der – stets von außen geschürten – kriegerischen Konflikte und der ebenfalls nicht selbst verschuldeten Not – einschließlich des absolut unnötigen Hungers. Afrika kann an eine uralte nachhaltige Lebensweise anknüpfen, nach Bedarf angereichert durch sinnvolle „westliche“ Technologie. Da der Westen jedoch zu über 90% Dinge produziert, die niemand braucht und die nur Schaden anrichten, statt zu nutzen, muss dieser erst einmal selbst „vor der eigenen Türe kehren“, seine „Hausaufgaben machen“ und Mafiastrukturen auflösen. Der Westen könnte von Afrika und dem indigenen Südamerika lernen und nicht umgekehrt – und Atomkraft will und braucht auch in Afrika niemand.

 

http://taz.de/Atomkraft-in-Afrika/!5304451/

http://taz.de/Kenia-will-Nuklearenergie-einfuehren/!5121951/

http://taz.de/Kommentar-Areva-Atompfusch/!5301157/

http://taz.de/Alexijewitsch-und-Harms-zu-Tschernobyl/!5297589/

http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2012-05/solarstrom-senegal-kaito

http://www.afrika.info/newsroom/kenia-strom-aus-erdwaerme/

https://www.munichre.com/de/reinsurance/magazine/topics-online/2015/07/electricity-from-the-depths-of-Africa/index.html

http://www.handelsblatt.com/technik/das-technologie-update/energie/china-massiver-ausbau-der-atomkraft-besorgt-experten/8912242.html

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/siemens-und-areva-konsortium-erhoeht-milliarden-forderung-wegen-problem-akw/12940318.html?nlayer=Organisation_11804700