Der Aktivist Mati Kalwill hat mit Bikestorming das ambitionierte Ziel ausgerufen, dass bis 2030 die Mehrzahl aller Wege im urbanen Raum am Rad zurückgelegt werden.
Dieser Artikel wurde am 2. September 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Konferenz Rio+20 brachte kaum brauchbare Ergebnisse. Eine Ausnahme stellt die Initiative Bikestorming dar. Gegründet durch der Interessensgruppe La Vida en Bici (Das Leben am Rad) in Buenos Aires in Argentinien, hat sie sich ein einziges Ziel gesetzt: zu erreichen, dass das Fahrrad einen 51-prozentigen Anteil erhält an allen in einer Stadt zurückgelegten, persönlichen Wegen bis zum Jahr 2030.

18 Jahre Zeit, um in Wien den Radverkehrsanteil von 5,5% 2009 zu verzehnfachen – oder in Graz von 16,1% im Jahr 2008 zumindest zu verdreifachen.

Wie soll das gehen?

Bikestorming möchte das schaffen über die Entwicklung und/oder Verbreitung digitaler, sozialer und kultureller Werkzeuge und Aktionen für aktive und mündige BürgerInnen. Sie haben vor, die Leben der Menschen zu verbessern, soziale Gleichstellung voranzutreiben und gleichzeitig den Klimawandel zu bekämpfen.

Und warum?

Über den Klimawandel hat sich schon mehr als ein Mund fusselig geredet. Er stellt die größte Herausforderung für den Menschen dar, welcher er sich jemals stellen musste. Und die Aussichten sind nicht gerade rosig: Das von der Politik gesetzte 2°C-Ziel kann nur noch erreicht werden, wenn die Masse an den schon gefundenen fossilen Kohlenwasserstoffen im Boden bleibt. Nachdem das aber als Wirtschaftsgut längst in die Kurse der Ölkonzerne eingepreist wurde, und die Konzerne nach immer mehr Öl und Gas suchen und dieses auch finden, ist die Chance minimal, dass es tatsächlich dabei bleibt; Die genaue Rechnung stellte Bill McKibben im Rolling Stone Magazine an.

Die von Bikestorming verschriebene Radikalkur der Individualtransportmittel verspricht große Einsparungen am Energiesektor: immerhin gehen 20% des Weltenergiebedarfs in den Transport von Personen und Gütern auf Straßen. Ein Energiebedarf, der zu 90% aus fossilen Brennstoffen gedeckt wird.

Die Welt wird gleichzeitig urbaner: Immer mehr Menschen wohnen auf immer engerem Raum immer dichter beisammen: Bis 2050 sollen 70% der Menschheit in Städten wohnen. Peking wird jetzt schon von einer Blechlawine erdrückt, von der die International Energy Agency sagt, dass sie sich bis 2050 verdreifachen wird.

Steigt die Mehrheit aller Stadtbewohner auf das Fahrrad um, lösen sich dagegen viele Probleme von selbst: Kein verbrauchtes Benzin, keine Abgase, weniger Luftverschmutzung, weniger CO2, mehr Platz auf den überfüllten Straßen, mehr körperliche Bewegung für eine allzu sesshaft gewordene Menschheit.

Ein zu ambitioniertes Ziel?

Sicherlich. Aber brauchen wir diese nicht gerade?

[EN] Bikestorming.org launched at Rio+20, intro by Bill McKibben from mati kalwill on Vimeo.

Bikestorming – Video Still from Promo Video © Mati Kalwill