Wenn es geschafft sein sollte, den gesamten Strom klimaschonend zu erzeugen, ist gerade einmal ein Fünftel des Energiebedarfs Deutschlands nachhaltig gedeckt. Über die Hälfte der klimabelastenden Emissionen stammt aus der Wärmeerzeugung, bei Wohnungen gar 90%. Will man also ernsthaft Klimaschutz betreiben, ist es höchste Zeit, sich diesem Thema intensiv und schnellstens anzunehmen. Besonders vor dem Hintergrund des völlig desolaten Gasmarktes sollten Bürger die Wärmeversorgung ihrer Wohnungen auch umgehend sicherstellen.
Nicht nur der Ausstoß des CO2 betrifft die Bürger, auch der an Geld ist enorm
Seit Jahrzehnten, seit der ersten Ölkrise und den Schrecken der Gasliefersperre der Russen werfen die europäischen Bürger das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster oder, besser: sie verheizen es. Hinzu kommt natürlich, bereits seit über 50 Jahren der bisher nicht bemerkte Schaden in der Atmosphäre, der Klimawandel. Seit fast 10 Jahren merken Bürger, die ihre Wärmeversorgung selbst in die Hand nahmen, wie im Bioenergiedorf Jühnde oder seit Jahrzehnten in Neustadt-Gleve, dass Wärme weniger als die Hälfte kosten kann, wenn man regionale Ressourcen nutzt, statt aus unsicheren Regionen Öl oder Gas zu importieren. Jühnde nutzt Biomasse, Neustadt-Gleve Tiefengeothermie zur Erzeugung von Wärme und Strom.
Allein der wirtschaftliche Aspekt hätte also schon in den letzten 40 Jahren zu einem Umdenken und einem vollständigen Umbau der Wärmeversorgung führen müssen. Stattdessen übertrugen die Länder der EU ihre sensible Infrastruktur nach und nach „dem freien Markt“ und stöhnen seitdem über steigende Preise und unsichere Versorgung. Dieser Fehler muss umgehend korrigiert werden, was augenscheinlich sofort und ohne Probleme möglich ist. Gut 200 Kommunen haben gezeigt, dass es möglich ist, sich binnen weniger Jahre komplett unabhängig zu machen und auch Wärme völlig klimaneutral und vor allem sehr kostengünstig zu liefern. Selbst Großstädte wie München werden in wenigen Jahren fast alle Wärme zum Beispiel tief aus der Erde beziehen.
Energiekonzern hörige Regierungen verhindern die Energiewende
Hatte die deutsche Bundesregierung noch gehofft, nach der – möglichst gewonnenen Wahl 2013 – die Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen lassen zu können, natürlich alternativlos, weil die Energiewende ja für den Bürger zu teuer und nicht in dem gewünschten Zeitrahmen durchführbar sei, scheint das Dauerproblem in Fukushima diese Scharade zu behindern. Also werden – für den Strommarkt – Kraftwerke gebaut, die mit Braun- und Steinkohle betrieben wahre Klimakiller sind. Betriebszeit: mindestens 40 Jahre. Gleichzeitig ist der Wärmebereich völlig unbeachtet, weil hier die Lobby der Gas- und Ölkonzerne für Stillschweigen sorgt. Hier geht es halt um sehr viel Geld.
Eine Energiewende nur im Strombereich ist keine Wende, sondern nur ein erster, kleiner Schritt. Im Verkehrsbereich (28% des Energiebedarfs) verhindern die Autokonzerne einen schnellen Wechsel. Die Ziele aller Klimagipfel werden daher von den Industriestaaten, den natürlich weitaus größten Emittenten klimaschädigender Gase, niemals eingehalten werden, leider „alternativlos“?
Hunderte Gemeinden beweisen längst das Gegenteil (http://www.kommunal-erneuerbar.de/). Sie versorgen ihre Bürger mit kostengünstiger, sicherer und eben klimafreundlicher Wärme und ganz nebenbei auch mit Strom. Der Bereich der erneuerbaren Treibstoffe ist vielerorts auch schon lange im Fokus (http://www.bioenergie-wendland-elbetal.de/). Es ist also unsinnig, das Pferd vom Schwanze aufzuzäumen und alle Kraft nur auf die Wende im Strombereich zu verschwenden. Die Wende muss im Bereich der Wärmeerzeugung beginnen und wird dann zugleich, als Nebenprodukt ausreichend Strom – und Treibstoff liefern.
Der freie Markt will keine Wende, solange er daran nichts verdient
Dass eine konservative Regierung gegen die Interessen irgendwelcher Konzerne, gegen die Industrie handeln wird, ist ein Märchen. Sie wird weiterhin die Bürger belügen und ihr unsinniges Verhalten als alternativlos und letztlich im Sinne der Menschen deklarieren. Dabei geht sie nach wie vor über Leichen, weltweit. Der Mensch, geschweige denn die Mitwelt sind nicht im Fokus, allein die Interessen der Wirtschaft zählen. Volkswirtschaftlich ist auch das ein grober Unfug. Das beweist wieder einmal die aktuelle Krise, unter der natürlich nur die Bürger leiden.
Weder die Energiekonzerne, noch gar Öl- und Gaslieferanten sind an einer Wende interessiert. Zu lange müssen auch die Altanlagen noch laufen, damit die Rendite stimmt und ein Einstieg in kleine, regionale Kraftwerke ist langwierig und meist gar durch die Bürgergenossenschaften blockiert. Die Wertschöpfung soll ja in der Region bleiben und nicht mehr das Land ausbluten. Bei den Konzernen ist keine Einsicht zu erwarten.
Aktiver sind da noch die Hersteller alternativer Heizungsanlagen. Immer mehr von ihnen haben Anlagen im Programm, die mit Sonnenwärme, Holz oder Biogas arbeiten. Wärmepumpen für Erdwärme hingegen wurden schon in den 70er Jahren verworfen, weil die Lebensdauer zu gering und der Stromverbrauch zu hoch war. Das haben viele Menschen halt nicht erfahren oder ignorieren es. Eine Umstellung sämtlicher „Feuerstellen“ in Häusern und Wohnungen ist allerdings ohnehin grober Unfug, würde auch Jahrzehnte brauchen und verschlingt Unsummen. Die natürlich der Bürger zahlen muss. Auch hier kann ein führungsloser Markt nicht helfen.
Nahwärme aus regenerativen Quellen ist die einzige Lösung
Das Bioenergiedorf Jühnde (http://www.bioenergiedorf.info/index.php?id=startseite) in Niedersachsen beweist seit nunmehr sechs Jahren, was volkswirtschaftlich und im Interesse des Klimas sinnvoll ist. Die genossenschaftlich betriebene Anlage beliefert alle Gebäude mit Wärme und erzeugt dreimal mehr Strom, als im Ort gebraucht wird. Die Kosten für die Genossen, also die Bürger, betrugen nicht einmal ein Fünftel dessen, was eine neue Heizung gekostet hätte. Die Wärme kostet sie jetzt gut ein Drittel von dem, was sie für Öl oder Gas zahlen müssten. Die Landwirte profitieren, wie auch die Landschaft. Nebenbei entstand wieder eine neue Dorfgemeinschaft mit allen sozialen Vorteilen. Die gesamte Maßnahme war – nach der intensiven Vorarbeit – in knapp zwei Jahren umgesetzt, einschließlich rund 6 Kilometer Wärmeleitung zu allen Gebäuden.
Eine Umstellung aller Einzelheizungen hätte das Fünffache gekostet und Jahre länger gedauert.
Daten der Grafik: C.A.R.M.E.N.e.V. aktualisiert: Dipl.-Ing. E. Volker Marx