Gerhard Zoubek war siebzehn Jahre Manager im Landmaschinenhandel bevor er 1997 gemeinsam mit seiner Ehefrau Sigrid den schwiegerelterlichen Betrieb auf eine biologische Wirtschaftsweise mit Direktvertrieb umstellte. Zoubek gilt mit dem daraus entstandenen BioHof ADAMAH heute als Bio-Pionier in Österreich und beliefert wöchentlich an die 6.000 Haushalte mit seinen “Bio-Kistln”.
Was hat Sie damals dazu bewogen den ADAMAH BioHof zu gründen? Gab es dazu ein entscheidendes, vielleicht sogar persönliches Erlebnis?
Weder meine Frau, noch ich sind „gelernte“ Bauern. Mir war es von Anfang an wichtig, den landwirtschaftlichen Betrieb nicht nur biologisch zu führen, sondern auch die erzeugten Bio-Produkte möglichst direkt zum Kunden zu bringen. Glinzendorf liegt vor den Toren Wiens und dort gibt es ein Millionenpublikum. Diesen Standortvorteil wollten wir nutzen. In Glinzendorf wurde ein Bioladen gebaut, die ersten Verkaufsversuche wurden auf Wochenmärkten in Wien gesammelt. Das Kundeninteresse war sehr groß. ADAMAH war geboren. ADAMAH ist das hebräische Wort für “Ackerboden” und für “Mensch”. Diese Parabel hat uns gut gefallen: lebendiger Boden, lebendige Früchte, lebendige Menschen.
Durch den Blick über den Tellerrand kamen wir mit dem Verkaufskonzept der Abo Kisten in Verbindung. Diese in Deutschland weit verbreitet Vertriebsform hat uns begeistert. 2001 haben wir am ADAMAH BioHof mit den ersten 60 Abo Kisten begonnen. Das Interesse war riesengroß. Heute liefern wir in „normalen Wochen“ (d.h. keinen Ferienwochen) an ungefähr 6000 Haushalte pro Woche. Mein persönlicher Antrieb besteht darin mich möglichst unabhängig von Systemen zu machen. Vor 50 Jahren kamen von einem Euro (umgerechnet), den der Konsument in Lebensmittel investierte 63 Cent (umgerechnet) beim Bauern an. Heute, eben 50 Jahre später, sind es 21 Cent.
Lässt sich in den letzten Jahren eine Zunahme der Sensibilisierung von KonsumentInnen für faire und nachhaltige Lebensmittelerzeugung ausmachen? Wie hat sich der Marktanteil von Bio-Lebensmittel in Österreich in den letzten Jahren geändert?
Der Anteil an Bio-Lebensmitteln steigt ständig. Die Sensibilisierung der Menschen, besonders junger KonsumentInnen wird größer. Mir ist wichtig immer darauf hinzuweisen, dass Lebensmitteln – “lebendige Mittel” – einen Preis haben. Billige Nahrungsmittel kann es nur geben, wenn jemand „draufzahlt“. Entweder Menschen – meistens Kinder – in der dritten Welt, oder Tiere welche an Qualen leiden, oder unsere “Mutter Erde”. Leider leben wir in einer Zeit, wo großer Aufwand getrieben wird mit viel Geld die Umwelt zu sanieren, anstatt auf diese Punkte mehr Wert zu legen.
Auch die großen Handelsketten bieten in den letzten Jahren vermehrt Bio-Produkte als Eigenmarken an. Was ist Ihre Meinung zu diesem Trend?
Grundsätzlich ist jedes mehr verkaufte Bio-Produkt ein Gewinn für die Umwelt. Meiner Meinung nach wäre es eine große Chance gewesen, wenn der Lebensmitteleinzelhandel eine andere Marketingstrategie für Bio-Produkte entwickelt hätte. Leider sind es „konventionelle Methoden“ geblieben. Auf alle Bio-Produkte an manchen Tagen bis zu 25 % Rabatt zu geben sind falsche Zeichen. Der Mehrwert eines Bio-Produktes gehört erklärt. Bio-Produkte dürfen nicht über den Preis verkauft werden. Supermärkte versuchen ein völlig falsches Bild von Qualität zu verbreiten. Qualität ist nicht Optik und Hochglanz, sondern setzt sich wesentlich aus Inhaltsstoffen zusammen. Schade finde ich auch, dass die meisten „Hochglanzverpackungen“ in Plastik sind.
Sie bieten neben den bekannten Bio-Kistl-Abos auch Workshops und Catering an. Wie sieht die Zukunft des ADAMAH BioHofs aus?
Mir ist es sehr wichtig unseren Kunden und den Konsumenten möglichst viel Information über die Biolandwirtschaft zu vermitteln. Deshalb wird der ADAMAH BioHof auch als Exkursionsbetrieb sehr oft besucht, im Frühjahr gibt es Pflanzenmärkte und Anfang September ein Hoffest. Weiters ist es bedeutend für mich möglichst nachhaltig mit unseren Bio-Produkten um zu gehen. Nicht so knackiges Obst und Gemüse verarbeiten wir in unserer Cateringabteilung zu Pestos, Sugos und anderen Leckereien, oder verschenken es an die Wiener Tafel. Ein Wunsch von mir ist es in Glinzendorf ein „Kompetenz Zentrum“ zu entwickeln, wo der Konsument und alle Interessierten ehrliche authentische Informationen über die Vorteile des Biolandbaus bekommen.
Bekannt ist Gerhard Zoubek durch das Gemüse- und Obstkisten Abonnement geworden. Heute gilt der ADAMAH BioHof als Vorzeigeprojekt für eine biologische und sozial vorbildliche Landwirtschaft.