Dieser Artikel wurde am 19. April 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Es geht um das Geld der Bürger, ob via Steuern oder direkt an die Stromkonzerne. Doch die…
Dieser Artikel wurde am 19. April 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Es geht um das Geld der Bürger, ob via Steuern oder direkt an die Stromkonzerne. Doch die Entscheidungen treffen verunsicherte Politiker, die einem Wirrwarr aus unseriösen Angaben, Studien und Berechnungen ausgeliefert sind.

Der Bürger überlässt den Politikern die Verwaltung seines Geldes

Durch alle Medien geistern Zahlen zu den Kosten der Sofortwende in der Energiepolitik, die sich derartig krass unterscheiden, dass ein von Fachwissen unbeleckter Politiker absolut überfordert ist. Von einem drohenden Zusammenbruch der Wirtschaft, bis zu rosigen Aussichten durch die Investitionen in eine regenerative Zukunft, reichen die Szenarien. Darunter ist leider keine wirklich realistische und besonders keine ganzheitlich gedachte und berechnete Version. In jedem Fall ist der Bürger als Steuerzahler und als Konsument von Energie und mit Energieeinsatz hergestellter Produkte derjenige, der am Ende bezahlen muss. Die großen Stromkonzerne werden in jedem Fall dafür sorgen, dass ihre Renditen nicht einbrechen und die Industrie, die den möglicherweise teureren Strom abnehmen muss, wird sich die Mehrkosten über Preiserhöhungen bezahlen lassen. Es wird sogar schon angemahnt, dass der übereilte Ausstieg aus der Atomwirtschaft zahlreiche Arbeitsplätze kosten wird (http://www.welt.de/wirtschaft/article13210823/Zu-schneller-Atomausstieg-gefaehrdet-Arbeitsplaetze.html).

Die Jühnder Bürger können über diese Aufregung nur lächeln

Das Dorf Jühnde in Niedersachsen erzeugt seit 2005 die gesamte Energie für den Ort (Wärme und Strom) aus am Ort vorhandener oder angebauter Biomasse. Alle Bürger sind an der Betreibergenossenschaft beteiligt, so dass die gesamte Wertschöpfung im Ort bleibt. Inzwischen ist die Rentabilität der eigenen Energieproduktion so hoch, dass die Bürger fast keine Kosten für Wärme oder Strom mehr aufwenden müssen. Das Geld kann nun in andere Projekte fließen, kommt der Volkswirtschaft zu gute. Jeder Haushalt hat im Jahr fast zusätzliches Gehalt in der Haushaltskasse. Die Energiekonzerne allerdings gehen leer aus. Es wird kein importiertes Heizöl oder Erdgas, kein extern erzeugter Strom benötigt, der Netzbetreiber muss sogar in jedem Jahr eine hohe Summe an die Bürger überweisen, für den Biostrom, den der Ort zu viel produziert. Eine Kraft – Wärme – Kopplungsanlage erzeugt fast gleichviel Wärme und Strom. Es wird aber grundsätzlich mehr Wärme als Strom benötigt. Ein Dorf produziert dann fast zehnmal mehr Strom, als es selbst verbraucht. Inzwischen sind diesem Modell viele weitere Gemeinden gefolgt, ob mit dem Genossenschaftsmodell, oder mit Hilfe von eigens gegründeten Betreibergesellschaften (https://www.energieleben.at/die-finanzierung-nachhaltiger-energieprojekte/). Wichtig ist in jedem Fall, dass keine Gelder mehr aus dem Ort fließen, um Energie oder Rohstoffe einzukaufen. Da der lokal erzeugte Strom direkt in das Mittelspannungsnetz eingespeist und von dort auch entnommen werden kann, muss der Netzbetreiber – im Idealfall auch eine lokale Gesellschaft – auch keine Hochspannungstrassen errichten oder unterhalten.

Niemand ist gezwungen, den überteuerten Strom zu kaufen

Jeder Bürger und jeder Betrieb kann seinen Stromlieferanten selbst bestimmen. Ein wirklich vollzogener Wettbewerb auf dem Strommarkt wird auch die Großkonzerne nötigen, ihre Strompreise dem Markt anzupassen. Großabnehmer kaufen ihren Strom ohnehin mindestens ein Jahr im Voraus, handeln ihre Lieferverträge langfristig aus. Grundsätzlich kann aber auch jeder Industriebetrieb, selbst ein Stromfresser wie die Aluminiumproduzenten, den benötigten Strom selbst herstellen. Seit über einhundert Jahren sind zahlreiche Technologien vorhanden, Strom aus regenerativen Quellen in beliebiger Menge herzustellen. Schon lange sind intelligente Planer dabei, Produktionsabläufe so zu planen, dass eine Energierückgewinnung erfolgt und nur eine wesentlich geringere Menge, als bisher an Energie zugeführt werden muss. Gleichzeitig sind Verfahren entwickelt worden, um aus Strom zum Beispiel Wasserstoff zu gewinnen, der dann zur Erzeugung von Strom oder Wärme nach Bedarf wieder eingesetzt werden kann. Die einstmals so bequeme Lösung, die Energieerzeugung anderen zu überlassen und diese Energie nach belieben zu verpulvern, hat sich nun als eine schlechte Variante erwiesen. Jeder Verfahrensingenieur plant seine Anlage unter völlig anderen Gesichtspunkten, wenn er die Energieerzeugung für ein beliebiges Produktionsverfahren in seine Überlegungen mit einbeziehen muss. Ein extremes Beispiel sind die so genannten Plus-Energie-Häuser, die keine Energie verbrauchen, sondern während der Benutzung Energie liefern.

Die Politik hält an dem veralteten, überholten System fest

Solange das System der zentralen Großkraftwerke und der Stromverteilung über Hoch- und Höchstspannungstrassen beibehalten wird, sind natürlich Aufwendungen für ein neues Netz erforderlich, wenn Atomkraftwerke im Binnenland durch Windparks in der See ersetzt werden. Ersetzt man aber die zentralen Anlagen durch viele kleine dezentrale Kraftwerke, und zwar in der gesamten Republik nach den Erfordernissen verteilt, reicht das vorhandene lokale Verteilungsnetz aus (https://www.energieleben.at/energiekonzept-der-deutschen-bundesregierung-%E2%80%93-die-renaissance-der-dinosaurier/). Die Regierung muss nicht einmal horrende Summen als Subvention ausgeben, da die kleinen Anlagen, zumal sie sofort wirtschaftlich arbeiten, über ganz normale Darlehen finanziert werden können. Den Eigenanteil zu so einem Projekt bringen die Bürger, als zukünftige Betreiber, mit ihrer Einlage ohne weiteres auf, da diese Einlage sofort Gewinn abwirft, also nicht verlorenes Kapital ist. Letztlich ist jedes zentralistische Konzept, das den Betrieb und damit die Abschöpfung der Gewinne, einzelnen Gesellschaften überlässt, volkswirtschaftlicher Unsinn. Besonders unsinnig ist es, derartigen Betreibern die Wahl der Art zur Erzeugung der Energie zu überlassen, da diese nicht nachhaltige Kriterien ansetzen, sondern nur eine Maximierung des eigenen Profites anstreben werden. Wenn dann noch der Staat, also letztlich der Bürger, diesen Profit mit seinem Geld (Steuermitteln) subventioniert und auch das gesamte Risiko übernimmt, wie bei der Atomindustrie, ist das mehr als unsinnig. In diesem Fall verbrennt der Bürger sein sauer verdientes Geld in großen Mengen und schädigt sich zusätzlich, im Katastrophenfall wie in Japan noch selbst. Das ist dann ein absolut unsinniger Masochismus.

Der Atomausstieg muss dem Bürger keine Kosten verursachen, sondern kann ihm Gewinne bringen

Wenn die Menschen sich entschließen sollten, die Verwendung ihres Geldes selbst bestimmen zu wollen, muss das Energiekonzept der deutschen Regierung völlig umgeschrieben werden. Der Weg zu den erneuerbaren Energien darf nicht zu neuen Großanlagen in den Händen der Energiekonzerne führen, sondern muss am Ende eine flächendeckende Energieproduktion, mit dezentralen Kraft – Wärme – Kopplungsanlagen in Bürgerhand erbringen. Die sinnlose Diskussion um Aus- oder Umstiegskosten, erforderliche Subventionen für energieintensive Betriebe und die Schaffung neuer teurer Stromtrassen muss nicht geführt werden. Die mittelständische Wirtschaft, die ohnehin neunzig Prozent der Arbeitsplätze stellt, wird aufblühen, weil sie nun ihre Energiekosten selbst bestimmt und langfristig sicher kalkulieren kann. Andere, neue Betriebe werden die Kleinkraftwerke bauen, vertreiben, installieren und warten. Die Stadt Prenzlau hat ihre Arbeitslosigkeit von über dreißig auf unter dreizehn Prozent gesenkt, indem sie den Ausstieg auf diese Art vollzogen hat. Selbst das kleine Dorf Jühnde hat zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Der Ausstieg aus der Atomwirtschaft muss den Bürger also nicht belasten, sondern kann ihm neue Einnahmen verschaffen.

Nicht nur protestieren, handeln ist die Devise

Die Politiker in Deutschland haben schnell auf die Ängste und Meinungsäußerungen der Wähler reagiert, auch mit dem Risiko, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren, ihre ursprünglich vehement vertretenen Überzeugungen über Bord geworfen und den Atomausstieg verkündet. Das sie nun in kürzester Zeit sinnvoll weiterdenken und endlich das gesamte Konzept der Energieversorgung überprüfen, ist nicht zu erwarten. Genau wie bisher werden sie wieder nur auf Probleme reagieren, ohne sich die Zeit zu nehmen, vielleicht an einem runden Tisch mit Experten aller Couleur ein wirklich nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Die Probleme und Fehler des bestehenden Systems haben sie jedenfalls nicht erkannt. Es liegt also wiederum bei den Bürgern, die eigene Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, nicht alle vier Jahre an der Wahlurne, sondern zu diesem speziellen Thema sofort. Es geht um die Zukunft jedes Einzelnen, jetzt und heute, mit der Chance auf eine endlich nachhaltige Entwicklung.