Dieser Artikel wurde am 22. Juli 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Da es überhaupt „Fairtrade“ geben kann, mit stetig wachsendem Marktanteil, muss Handel bisher also unfair gewesen sein…
Dieser Artikel wurde am 22. Juli 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Da es überhaupt „Fairtrade“ geben kann, mit stetig wachsendem Marktanteil, muss Handel bisher also unfair gewesen sein und größtenteils auch noch sein. Es gibt also nicht nur Vorwürfe, ja Anzeichen, dass unser so zivilisiertes, demokratisches Wirtschaftssystem den Begriff Fairness nicht kennt, sondern Beweise. Die gute Nachricht ist, dass „Verbraucher“ diesen Sachverhalt nicht nur einfach zur Kenntnis nehmen, sondern den fair gehandelten Produkten zu rasantem Wachstum auf den Märkten verhelfen. Das wiederum beweist, dass selbst in Deutschland – dem „Discounterland“ – Menschen bereit sind, mehr für Produkte zu zahlen. Was wiederum beweist, dass zuerst der unfair niedrige Preis da war und nicht die „Forderung des Marktes nach besonders niedrigen Preisen“.

Solange unfair künstlich – oder gewaltsam – billig bleibt, hat transfair noch Probleme

Wenn ein Pfund Kaffee – unfair – nur 3,98€ kostet, es aber – fair – 5,98€ kosten muss, bleibt es schwierig, den reellen Preis zu erhalten. Immerhin ist es – selbst bei Discountern – möglich. Dass aber in Wahrheit Kaffeebauern, Baumwollpflücker oder Näherinnen weltweit von ihrer Arbeit nicht leben können, ist nicht nur unfair, sondern ein Beweis dafür, dass dieses zivile Wirtschaftssystem nach wie vor von Sklavenarbeit und skrupelloser Ausbeutung der Menschen und der Mitwelt lebt.

Jeder Mensch auf diesem Planeten hat nicht nur ein – immerhin nach dem Völkerrecht verbrieftes – Recht, von seiner Arbeit leben zu können und nicht Hunger leiden zu müssen, sondern alle anderen Menschen haben die Pflicht ihm das zu ermöglichen. Sonst kann es keine nachhaltige, also in allen Bereichen ausgeglichene Zukunft geben. Die immer wieder auftretenden „Sklavenaufstände“ der letzten 2000 Jahre – also die uns bekannten – sind ein weiteres Zeichen dafür, dass dieses System nicht gerecht sein kann. Ein System, bei dem es „Gewinner“ und „Verlierer“ gibt, ist grober Unfug und verhindert eine nachhaltige Zukunft.

Weltweit dominiert noch Subsistenzwirtschaft

Bedarfswirtschaft, die also keine Überproduktion kennt, sondern den – in der Regel lokalen oder regionalen – Bedarf befriedigt, ist in Wahrheit noch weltweit, nämlich bei der Mehrheit der Menschen die Regel. Zum Glück haben nämlich die meisten Menschen auf diesem Planeten – noch – keinen direkten Zugang zu dem – kapitalistischen – Weltmarkt. Das kann auch nicht so kommen, weil dieser dann nicht mehr „funktionieren“ würde, er braucht die Ungleichheit. Auch wenn die industrielle Landwirtschaft den „Weltmarkt“ dominiert, werden immer noch über 90 Prozent der Lebensmittel von Kleinbauern und hier eben in der Mehrheit in allein „bedarfsdeckender“ Wirtschaft erzeugt. Dazu benötigen sie natürlich intakte Ökosysteme und hier liegt eines der Probleme ihrer Zukunft und damit weiterer Sprengstoff für eine nachhaltige – friedliche – Zukunft. Für eine nachhaltige Zukunft dieser Kleinbauern kämpft zum Beispiel weltweit die „Via Campesina“ mit 164 Gruppen in 73 Ländern (http://viacampesina.org/en/).

Ein Beispiel für ein derartiges, funktionierendes Konzept, bei dem die Produzenten, hier der Landwirt, und die Kunden gewinnen, ist die solidarische Landwirtschaft (http://www.solidarische-landwirtschaft.org/de/startseite/). Hier erhalten die Menschen direkt die Produkte des Landwirtes, den sie auch direkt „finanzieren“, also ihm die Dinge geben, die er zur Produktion ihrer Lebensmittel braucht. In gewisser Weise sind die Menschen so an der Produktion beteiligt, die Produkte kommen dabei „direkt auf den Tisch“ – was vor vielen Jahren einmal ein Werbeslogan war.

Warum darf der Handel Preise diktieren?

Die „Fairtrade-Problematik“ zeigt, dass der Handel nicht fair arbeitet, sondern allein den eigenen Profit im Fokus hat. Spätestens seit Jesus die Händler aus dem Tempel vertrieben hat oder seit Shakespears „Kaufmann von Venedig“ ist den Menschen bewusst, dass hier ein Problem ihrer Gesellschaft liegt. Ausbeutung und Sklavenhandel gab es – durch die ersten „global operierenden“ Händler – schon lange bevor die Industrialisierung begann. Heute ernähren zum Beispiel in Deutschland 1,5% der Beschäftigten als Landwirte die Bürger, 25% arbeiten in der „Produktion“ und der Rest (73,5%) beschäftigt sich mit „Dienstleistungen“, davon mehr als ein Drittel (25%) im Handel. Von den „Produzierenden“ sind immerhin die Hälfte „Handwerker“, also nicht mehr Industriearbeiter. Diese „Sklaven“ werden in der Mehrheit nun in den „Entwicklungs- und Schwellenländern“ gefunden.

Im Durchschnitt verteuern sich gehandelte Waren – also auch Lebensmittel – auf dem Wege vom Produzenten zum Verbraucher – um 100%. Diese Spanne reicht von wenigen Prozenten bei „Massenprodukten“ bis zu mehreren hundert Prozent bei „Qualitätswaren“. Grundsätzlich muss es also möglich sein, nicht nur landwirtschaftliche Produkte, also unsere Nahrung, sondern jede beliebige „Ware“ auf dem solidarischen Wege, also direkt vom Hersteller – Handwerker – derart zu bekommen, dass für dessen „Auskommen“ gesorgt wird und der „Kunde“ sich das Produkt leisten kann, notfalls eben mit Hilfe einer „Solidargemeinschaft“. Derartige Produkte würden dann auch nicht Massenprodukte sein, die ohnehin niemand benötigt, sondern genau das Produkt, welches gebraucht wird. Dieses wird sodann – wie es ja über tausende Jahre „üblich“ war – sehr lange halten, seinen Zweck möglichst lange erfüllen. Ein zwischengeschalteter „Händler“ hätte jedoch dabei möglicherweise nichts mehr zu „verkaufen“, also auch nichts zu verdienen, weil der „Markt“ gesättigt wäre.

Transfair ohne „trade“ ist vielleicht die Zukunft. Die Menschen „wirtschaften“ in der Hauptsache regional, geben sich gegenseitig die nötige „Wertschätzung“ und tauschen einige besondere Güter mit anderen Regionen direkt aus. All dieses kann dann sogar ohne ein „Zwischentauschmittel“ also Geld erfolgen. Das ist dann der letzte Akt zu einer solidarischen und damit nachhaltigen Gesellschaft.

http://www.brandeins.de/archiv/2013/fortschritt-wagen/wie-fair-ist-fairtrade.html

https://www.energieleben.at/49814/

https://www.energieleben.at/page/2/?s=fairtrade

https://www.energieleben.at/faires-eis/

http://www.brandeins.de/lesen/dossiers/handwerk.html

http://www.brandeins.de/archiv/2010/irrationalitaet/genug-ist-genug.html