Im Dezember 2023 verkündeten die Staats- und Regierungschefs auf der UNO-Klimakonferenz COP28 einen Sieg, als sich die Parteien darauf einigten, von fossilen Brennstoffen “wegzukommen”. Strittig bleiben allerdings die Übergangslösungen. Eine Möglichkeit des Ausstiegs ist, fossile Brennstoffe weiterhin zu nutzen, solange das ausgestoßene Kohlendioxid aufgefangen und im Boden gespeichert wird. In den USA hat die Öl- und Gasindustrie diesen Ansatz als eine der wichtigsten Lösungen für die Klimakrise propagiert. Aber wie realistisch ist dieser Ansatz?
Zuerst ein paar Fakten: Erdöl ist klebrig, und wenn man versucht, es aus einer Lagerstätte abzupumpen, bleibt das meiste davon an den Felsen hängen. Wenn man jedoch ein Feld mit Wasser, Reinigungsmitteln oder Gas (z. B. CO2) flutet, kann man einen Großteil des restlichen Öls herausspülen. Diese Technik ist als Enhanced Oil Recovery bekannt und wird in der Industrie schon seit langem angewandt. Nach Angaben des US-Energieministeriums macht die Gasinjektion mehr als die Hälfte der verbesserten Ölförderung in den USA aus und hat dazu beigetragen, dass Felder, die sonst längst versiegt wären, noch jahrzehntelang genutzt werden können. Das gleiche Verfahren wird in Gasfeldern angewandt, um den Druck aufrechtzuerhalten, der das Gas am Fließen hält. In den letzten Jahren hat die Ölindustrie versucht, diesen alten Wein in neue Schläuche zu füllen, indem sie diese Praxis als eine Methode zur Abschwächung des Klimawandels darstellte, da ein Teil des injizierten CO2 andernfalls in die Atmosphäre gelangen würde.
Carbon Capture – Theoretisch gut aber schwierig in der Umsetzung
In der Theorie ist das eine gute Idee. In der Praxis gibt es jedoch große Probleme. Denn Flüssigkeiten wandern durch die mikroskopisch kleinen Löcher und Risse, die selbst in den festesten Gesteinen zu finden sind. Der CO2-Abfall, den wir lagern würden, um den Klimawandel zu stoppen, wäre eine “überkritische” Flüssigkeit, d. h. eine Flüssigkeit, die bei einer so hohen Temperatur und einem so hohen Druck gehalten wird, dass es keine getrennten Gas- und Flüssigkeitsphasen gibt. Wie alle Flüssigkeiten hätte sie die Fähigkeit, durch den Boden zu wandern und ihren Weg zurück an die Oberfläche und von dort in die Atmosphäre zu finden.
Viele Geologen sind der Meinung, dass es auf der Erde Orte gibt, an denen eine langfristige CO2-Speicherung sicher möglich wäre. Dazu müsste aber der Standort so genau untersucht werden, dass man sicher sein kann, dass das, was dort gelagert wird, auch dortbleibt. Die Charakterisierung der Standorte erfordert jedoch Zeit.
Ein weiteres Problem ist, dass die Nutzung von fossilen Treibstoffen reduziert werden muss, um dem Klimawandel zu begegnen. Bei fast allen Carbon Capture & Storage Projekten handelt es sich allerdings um Projekte zur verstärkten Förderung von Öl und Gas.
Es gibt ein weiteres Modell für Carbon Capture & Storage: die Orca-Anlage in Island, bei der CO2 direkt aus der Luft entnommen und in Wasser aufgelöst wird, das dann mit Basalt – dem Gestein, aus dem sowohl Island als auch der Meeresboden bestehen – reagiert um stabile Karbonatmineralien zu bilden. Aber diese Methode ist teuer.
Mehr über Energiepolitik
Die Kategorie Energiepolitik umfasst internationale Entwicklungen und Verbesserungen, um erneuerbare Energien zu fördern, Strom zu sparen und die Umwelt zu schützen. Mit folgenden Links gelangst du der Reihe nach zu mehr Artikel in diesem Themenbereich für Einsteiger bis zu Profis.
- Kenia testet „Direct Air Capture“ im großen Stil
- „Just Catch Offshore“ verspricht CO2-Abscheidung direkt an Öl- und Gasfeldern
- Lagerung von CO2 unter der norwegischen Nordsee
Bild: Climeworks