Nahe der kenianischen Stadt Naivasha im ostafrikanischen Rift Valley wird langsam eine kleine Armee von Maschinen zusammengebaut. Sie schauen aus wie Klimaanlagen, aber ihre Aufgabe könnte von epochaler Bedeutung sein:…

Nahe der kenianischen Stadt Naivasha im ostafrikanischen Rift Valley wird langsam eine kleine Armee von Maschinen zusammengebaut. Sie schauen aus wie Klimaanlagen, aber ihre Aufgabe könnte von epochaler Bedeutung sein: Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu saugen, damit es mineralisiert und für immer tief unter der Erdoberfläche gespeichert werden kann.

Hundert dieser Maschinen, von denen jede 10 Tonnen CO2 pro Jahr entfernen kann, werden nächstes Jahr im Rahmen des weltweit zweitgrößten Pilotprojekts zur direkten Luftabscheidung (Direct Air Capture, DAC) in Betrieb genommen. Das Projekt mit dem Namen Project Hummingbird wird von zwei Start-ups entwickelt: Octavia Carbon, das die DAC-Maschinen baut, und Cella Mineral Storage, das den mineralisierten Kohlenstoff tief in das Rift Valley einbringen wird. Das Tal wird deshalb auch „The Great Carbon Valley„ genannt.

Kenia ist weltweit der siebtgrößte Produzent von geothermischer Energie

Die beiden Unternehmen sind davon überzeugt, dass sie den richtigen Ort gefunden haben, um Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -mineralisierung zu testen und zu skalieren. Kenia ist weltweit der siebtgrößte Produzent von geothermischer Energie. Die Geothermie und andere erneuerbare Energiequellen machen rund 90 % des Netzstroms im Land aus, was bedeutet, dass DAC-Maschinen betrieben werden können, ohne selbst erhebliche Emissionen zu verursachen.

Und geothermische Energie liefert nicht nur Strom, sondern auch Wärme. Die Abwärme aus geothermischen Anlagen wird die Filter in den DAC-Maschinen regenerieren und 85 % ihres Energiebedarfs decken. Die DAC-Industrie soll idealerweise symbiotisch mit der geothermischen Energieerzeugung wachsen.

Bei DAC geht es im Wesentlichen darum, Prozesse zu beschleunigen, die in der Natur mehrere tausend Jahre dauern würden. CO2 wird chemisch von einem gasförmigen Zustand in ein Karbonatmineral umgewandelt, so dass es dauerhaft gespeichert wird. Im Rahmen des Projekts Hummingbird wird CO2 in Wasser injiziert und dieses dann in das poröse Basaltgestein des Rift Valley gepumpt.

Aus kommerzieller Sicht hat die Mineralisierung wichtige Vorteile für Unternehmen, die durch den Verkauf von Emissionszertifikaten Einnahmen erzielen wollen. Octavia Carbon wird mit dem Projekt in Kenia zum ersten DAC-Unternehmen, das nach der von der Plattform für Emissionsgutschriften Puro.earth entwickelten Methodik für geologisch gespeicherten Kohlenstoff zertifiziert wird. Das Unternehmen hat bereits damit begonnen, Emissionsgutschriften zum Vorabkauf anzubieten.

Das Project Hummingbird wird für sich genommen nur wenig bewirken: Die 1.000 Tonnen pro Jahr, die es bei Inbetriebnahme entfernen wird, sind nur ein winziger Tropfen im großen Ozean des Kohlenstoffs, der weiterhin in die Atmosphäre gelangt. Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens darüber, wie viel Kohlenstoff durch Techniken wie DAC entfernt werden muss, damit die Welt netto null erreicht, aber die Schätzungen gehen in die Milliarden Tonnen pro Jahr.


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