Effizienz ist ein entscheidender Faktor im Energiebereich.
Dieser Artikel wurde am 16. Dezember 2014 veröffentlicht
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Eine mächtige Wirtschaftstheorie besagt, dass Effizienzsteigerungen zu höherem Verbrauch führen. Gilt das auch für erneuerbare Energien? Die Verbesserung der Effizienz einer Technologie muss nicht unbedingt von Vorteil sein. Jevons Paradoxon zufolge führt technologischer Fortschritt, der die effizientere Nutzung eines Rohstoffes erlaubt, letztlich zu einer erhöhten Nutzung dieses Rohstoffes, anstatt sie zu senken. Das kanonische Beispiel für diese Theorie ist die Nutzung von Kohle in der Frühphase der industriellen Revolution: Als die Maschinen zur Nutzung von Kohle effizienter wurden, wurde mehr Kohle verbraucht, weil die erhöhte Effizienz zu gesteigertem Verbrauch führte und damit mehr Maschinen hergestellt werden mussten.

Gesteigerte Nachfrage durch höhere Effizienz

Das Modell von höherem Energieverbrauch trotz Effizienzsteigerungen mag durchaus anwendbar sein und in manchen Fällen auch der Realität entsprechen. Die Lage ist aber ein wenig komplexer und von der spezifischen Situation abhängig. Die Nutzung von Kohle in den ersten Fabriken hat ganz andere Anreize als der Kraftstoffverbrauch eines Autos oder die Energieeffizienz einer Glühbirne. In Fabriken sind mehr laufende Maschinen gleichbedeutend mit mehr Profit, der Anreiz einer höheren Nutzung bis zum Punkt des sinkenden Ertrags ist also relativ hoch. Bei anderen, weiter fortgeschrittenen, Technologien in den Bereichen Beleuchtung oder Verkehr ist der Rebound-Effekt eher gering. Im Entstehen begriffene Industriezweige, wie die mit Kohle befeuerten Dampfmaschinen der ersten industriellen Revolution, waren weit davon entfernt die Nachfrage abzudecken. Jede Effizienzsteigerung wurde unmittelbar zur Bedienung der Nachfrage genutzt.

Höhere Effizienz oder neue Wege?

Kommen wir zurück zum Vergleich mit Beleuchtung und Verkehr. Menschen haben ausreichend Licht in ihren Häusern und Geschäften und Autobesitzer fahren so viele Kilometer, wie sie müssen. In diesen Bereichen gibt es keine Nachfrage, die aufgrund der hohen Energiekosten nicht bedient würde. In Europa wird mit dem Wechseln von Glühbirnen zu Energiesparlampen die Nachfrage nach Leuchtmitteln nicht steigen. Wir werden künftig zwar einen gesteigerten Einsatz von LED feststellen. Das hat aber wenig mit der höheren Effizienz zu tun, umso mehr mit den unterschiedlichen Charakteristika von LED und Glühbirnen. In diesem Fall geht es um eine neue Technologie, die einen anderen Gebrauch erlaubt. Jevons Paradoxon ist also nicht der entscheidende Faktor.

Das Paradoxon umgehen

Nun zum Thema Verkehr: Hybridautos und kraftstoffsparende Wägen würden dazu führen, dass Menschen mehr Autofahren und damit den Positiveffekt aufheben, so eine oft geäußerte Meinung. Das mag stimmen oder nicht, der entscheidende Faktor ist aber nicht Jevons Paradoxon, sondern der Umstand, dass Hybridautos nur eine Übergangslösung sind. Mit einem Elektroauto ist es mehr oder weniger egal, wie effizient Autofahren ist. Der Anreiz von günstigen Energiequellen und effizienten Elektromotoren kann durchaus dazu führen, dass mehr Menschen größere Strecken im Auto zurücklegen, aber die Positiveffekte der Elektroautos wären so groß, dass ein höherer Verbrauch nichts ausmacht. Noch größer wären die Positiveffekte. wenn die Energiequellen für LED und Elektromotoren erneuerbar sind.

Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cb/RBG-LED.jpg