Dieser Artikel wurde am 19. September 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Neue Studie: Antarktische Seebärenpopulation geht durch Klimawandel zurück. Durch den Klimawandel sind viele Tier- und Pflanzenarten zu…
Dieser Artikel wurde am 19. September 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Neue Studie: Antarktische Seebärenpopulation geht durch Klimawandel zurück.

Durch den Klimawandel sind viele Tier- und Pflanzenarten zu Veränderungen gezwungen, die Mutter Natur nicht so schnell für sie einrichten kann. Dies kann Auswirkungen auf ganze Ökosysteme haben. Um Reaktionen von Systemen im Zuge des Klimawandels zu verstehen, werden zahlreiche Langzeitstudien durchgeführt. Eine dieser Studien der Uni Bielefeld und des British Antarctic Survey wurde gerade in der Zeitschrift “Nature” veröffentlicht und besagt, dass zu den vom Klimawandel bedrohten Arten auch der Seebär gehört.

Den Seebären geht die Nahrung aus

Man könnte sagen, der Klimawandel hätte den Seebären auf Zwangs-Diät gesetzt. Durch die globale Erwärmung und ungünstigere Umweltbedingungen kommt es zu einer Verknappung von Krill. Diese Krebstierchen stellen eine wichtige Nahrungsquelle für den Seebären dar. Und was passiert, wenn einer Art die Nahrung ausgeht? – Der natürliche Selektionsdruck wird erhöht.

Man stellte fest, dass weibliche Seebären heutzutage mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt kommen als vor 20 Jahren. Es seien die größeren, kräftigeren weiblichen Seebär-Babys, die überleben, und tendenziell bekämen sie ihre Jungen immer später im Leben. Diese Veränderungen seien typische Anzeichen für Nahrungsstress.

Nur noch wenige Seebären mit Überlebenschancen

Am Beispiel der Seebären deutet sich der erhöhte Selektionsdruck dadurch daran, dass fast nur noch Weibchen überleben und fortpflanzen, die eine besonders große genetische Vielfalt aufweisen, in der Fachsprache heterozygot genannt. Das bedeutet, dass die Elterntiere sich genetisch stark unterscheiden und den Nachkommen ein „reichhaltigeres Set“ an Erbinformationen mitgeben konnten. Und je variabler die Erbinformationen sind, desto besser steht es bei vielen Arten um die Überlebens- und Fortpflanzungschancen.

Jetzt könnte man sagen: Super, Anpassung geglückt! Aber so einfach ist es leider nicht: Die Nachkommen eines heterozygoten Weibchens haben nur in dem Fall ebenso gute Überlebenschancen, wenn auch sie heterozygot sind, d. h. wenn sich auch deren Muttertier mit einem genetisch entfernten Männchen gepaart hat. Man stellte fest, dass die Evolution bei den Seebären begrenzt ist, da die Weibchen die Hererozygotie nicht vererben. Der Zufall spielt hier demnach eine ganz bedeutende Rolle, und unterm Strich ist das Ergebnis, dass nur noch wenige Tiere mit guten Überlebenschancen geboren werden und die Seebärenpopulation schrumpft.

Originalveröffentlichung: 
Jaume Forcada, Joseph Ivan Hoffman, Climate change selects for heterozygosity in a declining fur seal population, Nature, http://dx.doi.org/10.1038/nature13542, erschienen am 24. Juli 2014.

Quelle: ekvv.uni-bielefeld.de

Bild: © Oliver Krüger