Kürzlich habe ich in einem Bioladen Arganöl entdeckt, das ich bisher nur aus Kosmetika kannte. Meine Neugier war geweckt und so habe ich ein bisschen recherchiert, was es mit dem “flüssigen Gold Marokkos” auf sich hat!
Der Baum des Lebens
In Marokko wird der Arganbaum auch “Baum des Lebens” genannt. Er zählt zu den ältesten Bäumen der Welt und wächst ausschließlich im südwestlichen Teil Marokkos. Der Name kommt nicht von ungefähr: rund 400 Jahre alt kann ein Arganbaum werden und versorgt die Familien der Region mit nahezu allem, was sie benötigen. Das Holz dient als Brennstoff und Gerüst für die Lehmmauern, die Blätter als Futter für die Ziegen und die Früchte als hochwertiges Lebensmittel.
Aufgrund der großen Bedeutung der Bäume für die Menschen im Südwesten Marokkos hat die UNESCO das Arganengebiet im Jahr 1998 zum Biosphären-Reservat erklärt. Die Bäume gehören dem Staat, die Berberfamilien haben die Nutzungsrechte. Damit soll der durch Abholzung gefährdete Bestand der rund 20 Millionen verbliebenen Bäume erhalten bleiben, um die Bodenerosion durch Wind und Regen zu stoppen und ein weiteres Vordringen der Sahara in die Region zu verhindern. Außerdem soll natürlich die einzigartige traditionelle Kultur der Berber dadurch bewahrt werden.
Herstellung von Arganöl
Traditionell wird alles in Handarbeit hergestellt. Die marokkanischen Frauen sammeln jede Frucht per Hand ein und entfernen dann das Fruchtfleisch. Die harten Kerne werden danach mit Hilfe von zwei Steinen aufgeklopft. Manchmal werden die Argannüsse gleich zur Pressung gegeben oder über dem Feuer geröstet, dann mit ursprünglichen Steinmühlen gemahlen. Durch die Beigabe von lauwarmem Wasser und ständigem Kneten wird das Öl extrahiert und in separaten Gefäßen gesammelt. Dabei ergeben acht intensive Arbeitsstunden mehrerer Frauen und 30 Liter Früchte mit etwas Glück einen Liter Öl. Das erklärt, wieso dieses so teuer ist.
Ob die Kerne während des Herstellungsprozesses geröstet werden oder nicht ist Geschmackssache. Die Inhaltsstoffe bleiben davon unberührt, nur das Aroma variiert: ohne Röstung ist das Öl geschmacksneutral. Werden die Kerne über offenem Feuer geröstet, entsteht das typische Nuss-Aroma.
Eine mehrwöchige Lagerung und mehrere Filterprozesse lassen schließlich das reine, golden aussehende Arganöl entstehen. Bildet sich ein Bodensatz ist das vollkommen normal, dieser sollte auch nicht vor der Verwendung durch Schütteln aufgewühlt werden.
Übrigens: bei der Ölherstellung wird nichts verschwendet. Abfallprodukte wie die für Menschen ungenießbaren Früchte und der Presskuchen, ergeben nahrhaften Viehfutter für die Trockenperioden.
Nachhaltige Nutzung der Arganwälder
Auch das kostbare Arganöl blieb von der Industrialisierung nicht verschont, was für die Familieneinkommen der ländlichen Regionen sehr negativ war. In Folge unterstützte der marokkanische Staat die Gründung von Kooperativen für die traditionelle Herstellung von Arganöl, die die kostbaren Bäume schützt. Mittlerweile gibt es 22 solcher Verbände die es geschafft haben, das “flüssige Gold Marokkos” von einer relativ unbekannten Spezialität des Landes zu einer international geschätzten Delikatesse zu machen.
Die Verwendung des flüssigen Goldes aus Marokko
Arganöl ist durch seine besonderen Eigenschaften und die Kombination seiner wertvollen Inhaltsstoffe eines der kostbarsten Öle der Welt. Reines Arganöl daheim zu haben hat viele Vorteile, denn seine Anwendungsgebiete sind vielseitig und die Wirkungen gelten als wissenschaftlich erwiesen.
Arganöl könnt ihr heilend und pflegend für Haut und Haar verwenden und außerdem in der Küche, denn auch bei innerer Anwendung lindet es diverse Symptome.
Arganöl für die Haare
Als Bestandteil für Shampoos und Spülungen kommt Arganöl immer mehr in Mode. Dabei lohnt es sich durchaus in eine kleine Menge reines Arganöl zu investieren. Trockenes, sprödes Haar wird durch die Verwendung von Arganöl wieder geschmeidiger und schon wenige Tropfen können hier eine sichtbare Veränderung hervorrufen. Das Öl wird in Haar und Kopfhaut einmassiert, unter einem Handtuch wirken gelassen und danach ausgespült. Eine wöchentliche Anwendung ist hier ratsam. Auch eine trockene, juckende Kopfhaut, Schuppen und Haarwuchsprobleme lassen sich mit regelmäßiger Anwendung von Arganöl erfolgreich bekämpfen.
Arganöl für die Haut
Auch die Haut versorgt Arganöl mit Feuchtigkeit und gilt deshalb in seiner extrem heißen, trockenen Heimat als ideales Pflegemittel. Auch nach zu viel Sonne kann sie sich mit dem Öl besser regenerieren.
Der hohe Vitamin-E-Gehalt sorgt übrigens auch ganz natürlichen für einen Lichtschutzfaktor 3. Genau dieses Vitamin in Kombination mit Ferulasäure, einer ausschließlich in Arganöl enthaltenen Substanz, ist vermutlich auch für die straffende Wirkung verantwortlich. Sinnvoll für die Haut ist dabei nicht nur eine äußerliche Anwendung, sondern auch die längerfristige Einnahme. Beides zusammen hilft, das Hautbild insgesamt zu verbessern: die Haut wirkt frischer, die Nägel schöner, Schuppenflechte verbessert und sogar Neurodermitis kann das Öl lindern.
Arganöl in der Küche
Arganöl hat einen nussig-milden Geschmack mit einer leichten Bitternote und einer hellen, rötlichen Färbung. Es kann bis zu 200°C erhitzt werden, wird aber trotzdem eher als Würzöl für die kalte Küche bevorzugt, um sein volles Aroma zu genießen. Wenige Tropfen reichen bereits aus, um Dressings, Saucen, Fisch- und Gemüsegerichten eine exotische Note zu verleihen.
In Marokko wird Arganöl ganz selbstverständlich in der Küche verwendet, so wie in vielen Mittelmeerländern das Olivenöl. Es hat einen sehr hohen Rauchpunkt bei etwa 250°C und kann daher durchaus zum scharfen Anbraten oder zum Backen verwendet werden.
Ich habe mir jedenfalls damals im Bioladen eine Flasche mitgenommen und bin schon sehr gespannt, seine Wirkung an mir zu beobachten.
Quellen:
Spar Mahlzeit Magazin, 05/2015, “Arganöl – Flüssiges Gold aus Marokko”
Arganöl360.info
Wikipedia, “Arganöl“