Jeder von uns, der am Land aufgewachsen ist oder eine Zeit lang dort gelebt hat, weiß, warum man in manchen Ortschaften kaum aufs Auto verzichten kann. Der Zug fährt alle zwei Stunden, bis zum Bahnhof muss man aber erst einmal zwei Kilometer gehen. Der nächste Supermarkt ist drei Kilometer entfernt – einen Wocheneinkauf schleppt man so auch nicht im Rucksack am Rad mit. Und Busse? Die gibt es. Aber manchmal halt nur einmal am Morgen und einmal am Abend. Das bringt dann auch wenig, wenn die Oma gerade zu Mittag dringend Hilfe braucht und vier Ortschaften weiter wohnt. Das Argument, dass „man am Land ein Auto braucht“, ist also nicht nur der Bequemlichkeit geschuldet, sondern in vielen Fällen schlicht der mangelnden Infrastruktur im Hinblick auf Öffentliche Mobilität. In Österreich ist beispielsweise das Schienennetz in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen.
MonoCab OWL soll selbstständig und auf Abruf fahren
Auch in Deutschland werden Strecken stillgelegt. Genau diese Strecken rücken jetzt allerdings mit dem Projekt MonoCab OWL in den Fokus, um die Menschen am Land mobiler und dabei gleichzeitig weniger abhängig vom Auto zu machen. Ein Verbund an Technik-Expertinnen und Experten aus der Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, der Fachhochschule Bielefeld, der Landeseisenbahn Lippe e.V., dem Fraunhofer Lemgo und dem Kreis Lippe hat sich zum Ziel gesetzt, noch dieses Jahr den ersten Prototyp des MonoCab OWL auf Schiene zu schicken. Dabei handelt es sich um selbstfahrende Kabinen, die auf einer bisher stillgelegten eingleisigen Eisenbahnstrecke in Nordrhein-Westfalen ähnlich wie ein Paternoster ständig fahren sollen. Man soll sie aber mittels einer App auch direkt wie ein Taxi rufen können. So soll öffentlicher Nahverkehr das ganze Jahr über individuell und auf Abruf gesichert sein und für die ländliche Bevölkerung zur Verfügung stehen. Die MonoCabs sind so konzipiert, dass sie mittels der Gyroskoptechnik auf einer der Schienen einer eingleisigen Bahnstrecke fahren können.
Dieses Jahr soll MonoCab OWL zeigen, was er kann
Diese kreiselstabilisierte, schmale und kompakte Einschienenbahn ermöglicht also, dass zwei Cabs in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbeifahren können. In den selbstständig fahrenden Kabinen sollen bis zu vier Menschen Platz finden und man kann die Cabs dank einer digitalen Kupplung auch zu Doppelwagen zusammenschließen. Wir finden, dass es großartig wäre, mit solchen individuellen Öffis stillgelegte Schienennetze wieder nachhaltig zu beleben und damit auch am Land die Möglichkeit einer mobilen Vernetzung zu gestalten. Ein kreiselstabilisiertes Fahrzeug ist übriges nichts Neues, sondern eine Technik, deren Konzept bereits über 100 Jahre alt ist. Jetzt muss aber erst einmal der Prototyp zeigen, was er kann. Auf einem stillgelegten Streckenabschnitt werden noch heuer zwei Testfelder etabliert, denn: „Die Herausforderung ist es, jetzt zu zeigen, dass solche Fahrzeuge sicher, zuverlässig und bezahlbar realisiert werden können“, sagt Professor Thomas Schulte, Gesamtleiter der Projekts.
Quelle: monocab-owl.de / Fotocredit: © monocab-owl.de
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