Über Zecken bestehen immer noch zwei Irrtümer: 1. Zecken gibt es nur fernab der Wohngebiete in Wald, Feld, im hohen Gras oder an Flüssen. 2. Zecken gibt es nur im Frühjahr und im Sommer. Forscher der Uni Hohenheim gingen im Stuttgarter Raum auf Zeckenjagd und fanden heraus, dass sich die Krabbeltierchen durchaus auch im akkurat gepflegten Stadtgarten wohlfühlen – und das mittlerweile auch an Weihnachten.
Zecken breiten sich aus
Der Gemeine Holzbock ist die Zecke, die in Mitteleuropa am häufigsten vorkommt und als wichtigster Überträger von Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gilt. Mit dem Klimawandel weitet er sein Verbreitungsgebiet immer mehr nach Norden aus. Beispielsweise ziehen ihn zunehmend Hunde- und Katzenbesitzer in Zentralschweden aus dem Fell ihrer Vierbeiner. Ein Vetter dieser Zeckenart, Ixodes scapularis, macht sich derweil in Nordamerika immer weiter nördlich breit. Man findet Zecken mittlerweile auch in immer größeren Höhen im Gebirge.
Auch im Winter vor Zecken schützen!
Mildere Temperaturen sorgen dafür, dass die Eier der Zecken auch in den Wintermonaten überleben und stabile Populationen entstehen. In unseren Breiten ist die Zecke mittlerweile ein ganzjährig aktives Tier. Der Informationsdienst tick-radar beispielsweise beobachtete in seiner Zeckenstation auch erstmals aktive Zecken an den Weihnachtsfeiertagen. Vielen ist die winterliche Aktivität der Blutsauger noch nicht bewusst und so schützen sie sich in dieser Zeit nicht ausreichend. Beispielsweise setzen viele Tierbesitzer immer noch den Zeckenschutz in den Wintermonaten aus und erhöhen damit auch das Risiko, selbst von einer Zecke heimgesucht zu werden.
Zecken im eigenen Garten
Die Forscher der Uni Hohenheim wiesen in 60 von 100 untersuchten Gärten Zecken nach, teilweise innerhalb von einer halben Stunde bis zu 800 Stück. Und es waren nicht nur verwilderte Gärten am Waldrand dabei, sondern auch penibelst gepflegte Rasen und Beete. Das Vorkommen der Tiere im eigenen Garten würde jedoch immer noch unterschätzt werden. Die Forscher halten es so gut wie unmöglich, die von Wild- und Haustieren eingeschleppten Zecken wieder loszuwerden, haben sie einmal im heimischen Garten stabile Populationen gebildet. „Wir müssen akzeptieren, dass wir die Zecken nicht vollständig vermeiden können. Umso wichtiger ist es, sich entsprechend zu schützen“, so Parasitologin Prof. Dr. Mackenstedt von der Uni Hohenheim.
Wie schützt man sich vor Zecken?
Es gibt leider keinen hundertprozentigen Schutz vor Zecken. Es ist vielmehr eine Kombination von Maßnahmen, die das Risiko eines Zeckenstich minimieren. Nach einer Untersuchung von Stiftung Warentest sollte man sich dabei nicht auf Anti-Zecken-Mittel verlassen, denn hier gingen Versprechen und Realität weit auseinander.
Zugegeben, die allgemein bekannten Tipps zum zeckenfreien Aufenthalt in der Natur sind nichts für Modebegeisterte: Helle, einfarbige Kleidung, lange Hosenbeine, die man am besten in die Socken steckt und Shirts und Hemden in die Hose gesteckt, um den Zecken die Zugangswege zu versperren. Es schadet auch nicht, Pinzette, Zeckenzange o.ä. im Rucksack zu haben. Angelegte Wege sollte man einem Querfeldein-Laufen bevorzugen und Abstand zu den Pflanzen am Wegesrand halten. Nicht nur nach Wanderung oder Spaziergang sollte man sich auf Zecken absuchen, sondern auch zwischendurch immer mal wieder.
Wie oben angesprochen ist es ratsam, Hunde und Katzen das ganze Jahr über vor Zecken zu schützen.
Wie wird man eine Zecke los?
Hat sich doch eine Zecke in den Haushalt eingeschlichen, gibt es einiges zu beachten. Die Viecher sind nämlich ganz schön robust. Jedenfalls überleben sie einen Waschgang bei 40 Grad, falls sie mit der Kleidung in die Waschtrommel geraten. Nur bei 60 Grad und drüber machen sie schlapp. Je nach Weltanschauung kann man es sich überlegen: Wird man die Zecke über die Toilette los und die Zecke überlebt, oder tötet man sie? Möchte man dem Zeckenleben ein Ende setzen, hilft es meist nicht, mit dem Schuh draufzutreten. Als wirksam hat sich das Zerquetschen mit einem harten Gegenstand, etwa einem Glas, gezeigt. Mit der Hand sollte man es nicht versuchen, denn die Körperflüssigkeit der Zecke könnte Krankheitserreger aufweisen, die durch kleine Wunden in den menschlichen Körper gelangen könnten.
Wie entfernt man eine Zecke?
Hat die Zecke bereits zugestochen, sollte man sie so schnell wie möglich entfernen. Die Übertragung von Borreliose findet im Schnitt nach 12 bis 24 Stunden statt. FSME allerdings wird direkt übertragen. Gegen FSME kann man sich aber impfen lassen. Ob dies in einem Gebiet notwendig ist, sollte man bei den jeweiligen Gesundheitsbehörden nachfragen.
Im Allgemeinen sollte man darauf achten, dass die Zecke nicht gestresst wird, denn dann erhöht sich das Risiko einer Übertragung eventueller Krankheitserreger. So sollte man keine Substanzen über sie kippen, wie z.B. Alkohol oder Nagellackentferner. Am besten man nimmt eine Zeckenzange o.ä. Werkzeug, greift die Zecke so nah an der Haut wie möglich und zieht nicht an ihr mit einem Ruck, sondern vorsichtig und konstant. Sollte sich um die Einstichstelle eine Rötung bilden, die eventuell auch noch größer wird, sollte man einen Arzt aufsuchen. Nach Informationen des Portals zecken.de ist es übrigens nicht schlimm, wenn ein Teil des Stechapparates der Zecke in der Haut zurückbleibt. Dadurch erhöhe sich das Infektionsrisiko nicht. Meist würde dieser Fremdkörper nach einiger Zeit vom eigenen Körper wieder abgestoßen.
Weitere Informationen:
www.zecken-at
www.zecken.de
Weitere Artikel zum Thema:
Wirksames biologisches Zeckenmittel gefunden
Zecken im Klimawandel – häufiger, zahlreicher, gefährlicher