Ein sinnvolles Konzept war bisher bei der „Energiewende“ noch nicht erkennbar. Neben einem chaotischen Wirrwarr an einzelnen sicher klugen Ideen zementieren die bisherigen „schmutzigen Energiekonzerne“ ihr System und machen damit alle alternativen Projekte zu Hobbyspielen für verrückte Idealisten. Der CO2-Ausstoss der Bundesrepublik steigt erstmals wieder und die Klimadebatte ist längst hinter neuen Kriegsszenarien und stetig wachsenden Flüchtlingsströmen sowie der Sorge um die Ebola-Seuche verschwunden. Das Thema „Entwicklung zu einer neuen Nachhaltigkeit“ ist gar völlig verdrängt. Ist damit der Klimawandel und letztlich das Ende der „Kulturen“ nicht mehr aufzuhalten? Haben die ewigen Mahner – Peter Scholl-Latour, Jean Ziegler und viele andere – Recht behalten?
Die Energiewende bleibt der Schlüssel zu einer sicheren Zukunft
Die beiden aktuell offenbar am meisten in der Öffentlichkeit diskutierten Wege zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien sind in jedem Fall völliger Unsinn. Der Ersatz zentraler Großkraftwerke – mit fossilen und/oder atomaren Energieträgern – durch riesige Wind- und Solarparks ersetzt ein Übel durch ein anderes. Neue Hochspannungsautobahnen müssen gebaut werden und wieder werden Landschaft und nun auch das Meer gestört.
Noch unsinniger ist die Idee der „Smart Grids“, einer Vernetzung aller möglichen Energiequellen und Verbraucher miteinander, sowohl der Großanlagen, als auch kleinster Quellen in jedem Haushalt.
Beide Systeme sind absolut anfällig und gefährlich, wie aktuell der Publizist Marc Elsberg in seinem spannenden, weil absolut realistischen Roman „Black Out. Morgen ist es zu spät“ beschreibt. Nur eine der gerade exponentiell zunehmenden Terrorgruppen könnte mit intelligenten Eingriffen ganz Europa oder die USA über Tage stromlos machen und damit in die Steinzeit zurückwerfen. Viel zu sehr ist das gesamte industrielle – kapitalistische – System auf eine permanente Stromversorgung angewiesen. Er zeigt auch, dass es letztlich egal ist, wie der Strom erzeugt wird, solange die Erzeuger mit den Verbrauchern europaweit vernetzt sind.
Nur eine leichte Vernetzung dezentraler, autarker „Strominseln“ macht Sinn
Elsberg zeigt auch, dass einzig kleine „Strominseln“ überlebensfähig sind. Autarke Gemeinden, kleine Regionen und Städte können ihre Abnehmer sicher versorgen und sind gegen „Angriffe“ geschützt, wenn zusätzlich ein Verbundnetz – mit notfalls sperrbaren Übergabestationen – kurzzeitig Ausfälle abdecken kann. Grundsätzlich können aber – wie das Beispiel hunderter Gemeinden und Städte inzwischen beweist – derartige autarke Zonen immer ihren Bedarf komplett decken und mit kleinen Notfallsystemen auch kurzzeitige Ausfälle – wie zum Beispiel für Wartungsarbeiten – überstehen. Ein Totalausfall, wie er bereits vielfach in Europa und den USA für große Gebiete und länderübergreifend passierte, ist damit absolut ausgeschlossen.
Die lokale/regionale Autarkie in der Energieerzeugung hat allerdings wesentliche weitere Schritte in eine nachhaltige Zukunft zur Folge. Großindustrielle Anlagen machen nun keinen Sinn mehr. Eine autarke Gemeinschaft muss sich ja am Ort Gedanken machen, wie sie sich mit ihrem gesamten „Leben“ in ihre Umgebung, die Mitwelt, einfügen will. Diese Mitwelt zu stören, ja zu zerstören käme einem kollektiven Suizid gleich. So werden Systeme entstehen, die „Verbrauch“ von Rohstoffen – und Mitwelt – ausschließen. Es entstehen – wie besagte Beispiele beweisen – Systeme, die in einer ausgeglichenen Balance mit ihrer Mitwelt existieren, wie es im Grunde wir Primaten seit Millionen Jahren schon gelebt hatten.
Der Wegfall der Großindustrie „rettet“ schon allein das Klima
Autarke Regionen haben natürlich kein Interesse an Industrieproduktionen von „Müll“, nichts anderes ist das Gros der Produkte mit denen die Welt überschwemmt wird. Völlig unnötige Dinge werden in den Haushalten allenfalls „durchgereicht“, vom Ladentisch auf den Müllhaufen. Weder den immensen Rohstoffverbrauch, noch Müll können ausbalancierte Regionen gebrauchen. Hier werden Dinge langlebig hergestellt und möglichst vollständig wieder verwendet. Einzig biologisch abbaubare Produkte werden, auch zum Nutzen der Landwirtschaft „weggeworfen“. Es wird sich also automatisch eine nachhaltige Lebensweise einstellen, ohne Zwang, nur aus der einfachen Einsicht ausschließlich so den direkten Lebensraum erhalten zu müssen.
Mindestens halbieren wird sich auch der weiträumige Verkehr. Menschen werden wieder hauptsächlich in der Region arbeiten, in den Manufakturen, mittelständischen Betrieben und in der Landwirtschaft, in der nun auch keine Chemie mehr eingesetzt wird. Auch das ist eine sofortige und rapide Reduktion der klimaschädigenden Gase. Ebenso wird die lokale Wasserversorgung verlangen, wie es zum Beispiel die Stadt München vormacht, dass die Landwirtschaft komplett ohne Chemie und einen übertriebenen Gülleeinsatz arbeitet. Nur so kann das Trinkwasser ohne viel Reinigungsaufwand gewonnen werden.
Wie es selbst Ex-Umweltminister Klaus Töpfer voraussah, wird die Energiewende, wenn sie denn wirklich und richtig vollzogen wird, eine industrielle Revolution mit sich bringen, nämlich die vollständige Auflösung des bisherigen Großindustriellen Systems, letztlich des Kapitalismus schlechthin. Und genau das ist natürlich der Grund dafür, dass Politik und die sie lenkenden Konzerne und Banken an der Energiewende überhaupt nicht interessiert sein können und diese – wie es nun überdeutlich zu Tage tritt – massiv bekämpfen.