Marokko lässt in der Wüste das erste Solar-Groß-Kraftwerk ans Netz gehen.
Dieser Artikel wurde am 9. Februar 2016 veröffentlicht
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Das weltweit erste und wohl bisher größte Solarkraftwerk geht nun in der Wüste Marokkos ans Netz. Dieses ist keine Photovoltaikanlage, sondern ein ganz normales Wärme-Kraftwerk, das nur mit speziellen Thermoölen, die von Sonnenspiegeln aufgeheizt Turbinen antreiben. Also eine relativ einfache und bewährte Technik. Lediglich die Wärme wird als „Abfall“ anfallen und in die Umgebung zurückgegeben.

Strom für Afrika aus der Sonne

Nichts ist sinnvoller, als in Afrika Energie aus der Sonne zu gewinnen, die hier nun wirklich als unerschöpfliche Quelle und fast permanent verfügbar ist. Genauso sinnvoll ist es, wenn wirklich – wie für Marokko – geplant, möglichst den gesamten Energiebedarf mit erneuerbaren Quellen zu decken. Und nicht zuletzt ist die Entscheidung, die Wüsten nicht mit Photovoltaik-Paneelen zuzupflastern sehr weise getroffen, da diese Technologie lange nicht so nachhaltig ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die ORC–Technologie (Organic-Rankine-Cicle) ist so alt wie die Dampfmaschine, da William Rankine das Verfahren vor über 150 Jahren entwickelte, weil die damaligen Dampfmaschinen damals ständig explodierten. Der Druck im Kessel war einfach zu hoch. Die einfachen Spiegelanlagen in der Wüste heizen also mit dem reflektierten, auf ein Rohr fixierten Sonnenlicht ein Rohrsystem, in dem eine möglichst schnell verdampfende Flüssigkeit, oft ein Öl-Silikongemisch, zirkuliert. Der entstehende Dampf treibt dann einfache Turbinen an, die wiederum Stromgeneratoren antreiben. Technologie, so alt wie der elektrische Strom.

Problematisch ist stets die Größe

Schon der – leider früh verstorbene – Wegbereiter der Energiewende, Herrmann Scheer, hatte davor gewarnt, auch die Erzeugung der erneuerbaren Energien wieder den großen Konzernen und Großinvestoren zu überlassen. Großanlagen sind auch in Afrika nicht sinnvoll. Aktuell auch und gerade in Gebieten, in denen die Terrorgefahr eminent ist. Auch wird bei diesen Anlagen immer noch wertvolle Energie verschwendet.
Grundsätzlich sollte Energie in einem Gesamtkonzept, also unter optimaler Ausnutzung des Inputs – in diesem Fall Sonnenenergie – so erzeugt und genutzt werden, dass möglichst wenige Verluste entstehen. Wirtschaftlich sollten die betroffenen Menschen beteiligt sein, zumal das Medium ohnehin allen kostenlos zur Verfügung steht, also nicht, wie Öl, Gas oder Kohle, erst beschafft werden muss. Auch in Afrika ist Abwärme ein wertvolles Medium, weil diese genausogut zur Kühlung eingesetzt werden kann. Dadurch würden Klimaanlagen, die allein mit Strom betrieben werden, wesentlich einfacher zu bauen und effizienter, also nur noch Strom für den Ventilator benötigen. Wärme und/oder Kälte über weite Strecken zu transportieren, ist jedoch Unfug. Also müssen die jeweiligen Anlagen möglichst nah am Ort des Energiebedarfs angesiedelt werden und in ihren Dimensionen dem lokalen Bedarf entsprechen. Errichten und betreiben sollten diese die betroffenen Bürger.
Errichtung und Betrieb durch die großen Konzerne, also eigentlich die dahinter stehenden Anteilseigner, bringt die bekannten Gefahren mit sich, die letztlich zu den aktuellen Problemen geführt haben. Niemand von diesen ist an einer nachhaltigen Zukunft wirklich interessiert, solange damit nicht eine entsprechende Rendite verbunden ist. So eine Anlage kann schnell zu einem Problem werden, wenn ausschließlich Gewinne abgezogen werden und die Erhaltung nicht sorgfältig betrieben wird. Und ist der „Eigentümer“ aus irgendeinem Grund insolvent, stehen die Nutzer wieder vor einem neuen Problem. Nur dann, wenn alle Teile des Systems im Eigentum derer sind, die auch den praktischen Nutzen haben, ist ein Erhalt und sicherer Betrieb in alle Zukunft sicher gestellt. Es geht ja um „ihre Anlage“, ihren Strombedarf, ihre Wärme respektive Kühlung.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-02/solarenergie-marokko-kraftwerk-solaranlage-sahara-noor-1
http://www.zeit.de/2015/41/marokko-umwelt-zukunft-energiewende
http://taz.de/Strom-aus-der-Wueste/!5275369/
http://taz.de/Zukunft-der-Erneuerbaren/!5122242/