Dieser Artikel wurde am 21. September 2013 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell! Im Juni 2013 haben sich bereits neun Energiegenossenschaften in Herford zu der „Energie-Hanse“ zusammengeschlossen. Sollten sich…
Dieser Artikel wurde am 21. September 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Im Juni 2013 haben sich bereits neun Energiegenossenschaften in Herford zu der „Energie-Hanse“ zusammengeschlossen. Sollten sich die anderen – inzwischen fast 800 – Energiegenossenschaften in Deutschland anschließen, ergibt sich in Bürgerhand ein flächendeckendes Netz regionaler, dezentraler Kraftwerke, welche Strom und Wärme produzieren. Die rund 150.000 Mitglieder haben bis 2012 über 1,2 Milliarden Euro investiert, mit stark steigender Tendenz. Die wirkliche Energiewende geschieht also jenseits der Politik, transportiert von den Bürgern und gegen den Willen – und den Einfluss – der Konzerne.

 

Besonders der Ausbau der nachhaltigen Wärmeversorgung ist gefragt

 

Bisher waren die meisten Genossenschaften gegründet worden, um Stromprojekte unter Nutzung erneuerbarer Quellen umzusetzen. Nach dem ersten Energiedorf Jühnde, das seit 2005 alle Gebäude im 800 Einwohnerort mit Bio-Wärme versorgt – und den Strom parallel erzeugt – hat nun die Gemeinde Schönstadt ihr Wärmenetz mit einer Gesamtlänge von 13 Kilometern in Betrieb genommen. Dieses bisher längste Wärmenetz in der Hand einer ländlichen Genossenschaft versorgt bereits fast 300 Gebäude. Die restlichen Häuser des 1600-Seelene-Ortes sollen schnellstmöglich folgen. Geheizt wird dann vor allem mit einem Biomasse-Heizkraftwerk. Die Wärme kostet noch etwa 9,8 Cent je Kilowattstunde, was etwa den Kosten einer Gasheizung entspricht. Dieser Preis kann aber durch den Verkauf des gleichzeitig erzeugten Stroms und durch den Anschluss weiterer Nutzer schnell weiter gesenkt werden. Im Bundesdurchschnitt kostet Wärme aus genossenschaftlich betriebenen Bio-Heizkraftwerken zwischen 3 und 4 Cent, also fast ein Drittel der Kosten fossiler Wärme.

 

Die gesamte Wertschöpfung bleibt im Ort

 

In all diesen Gemeinden, die sich autark machen und aus dem Netz der Monopolisten auskoppeln, verbleibt nun das Geld für Wärme und Strom – vielfach auch schon für Treibstoffe – im Ort. Da die Energie in der Region erzeugt wird, sind überall hier schon Hochspannungsleitung und die Überlandnetze überflüssig. Bisher wird diese wachsende „Bürgermacht“ von der – konservativen und liberalen – Politik ignoriert, was sich natürlich am kommenden Sonntag ändern kann. Die Energiekonzerne allerdings sehen dieses Wegbrechen ihres Marktes mit Schrecken und versuchen in allen Genossenschaften durch den Kauf von Anteilen Fuß zu fassen, um Einfluss zu behalten. Bisher haben sich die Genossen allerdings erfolgreich gewehrt, 90 Prozent der Mitglieder sind Privatpersonen, der Rest die jeweiligen Kommunen oder Volksbanken.

Herrmann Scheer hat einmal prognostiziert, dass die Monopolisten aufgeben müssen, sobald die Bürger 20 Prozent des Energiemarktes übernommen haben. Dieses Ziel könnte bereits in gut zwei Jahren erreicht sein. Dann muss die Politik den Scherbenhaufen „weg räumen“ und letztlich den Bürgern zurückgeben. Im Bereich der Energie könnte so – bisher klammheimlich – der enorme Schaden, der durch die unsinnige Privatisierungswelle nach der „Wende“ angerichtet wurde, behoben werden und der erste Teil der öffentlichen Infrastruktur zurück in die Hände der Bürger gelangen. Das nur dieser Weg die so leeren öffentlichen Kassen nachhaltig wieder füllen kann und zugleich der erste Schritt zu einer nachhaltigen Entwicklung ist, steht bereits in dem Abschlussbericht des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung, der im Oktober 2011 übergeben wurde. Die Kanzlerin und ihr Kabinett halten diesen nun schon seit zwei Jahren zurück.

 

Fast 900 Jahre Hanse-Tradition als Gegengewicht zum Feudalstaat

 

Waren es im 13. Jahrhundert noch die Händler, die mit der europäischen Hanse ein starkes Gegengewicht gegen den Feudalismus des Adels und der Kirche installierten, sind es heute die Bürger selbst, die dieses Instrument des gemeinsamen Handels und der Vernetzung nutzen. Sie wehren sich so erfolgreich gegen die Feudalherrschaft der Konzerne und des internationalen Kapitals. Der Zusammenschluss erfolgt nicht zuletzt aus der Not, von der Politik allein gelassen zu werden, da diese offenbar die so genannte Energiewende blockiert, statt sie zu befördern. Letztlich hat diese Regierung selbst dafür gesorgt, dass sie und ihre „Träger“, die Monopolkonzerne entmachtet werden.

Da die Gemeinden, die nun prosperieren und ihre Haushalte sanieren können, nun auch die anderen Bereiche der öffentlichen Infrastruktur in Angriff nehmen können, ist dieses der Anfang vom Ende der Privatisierungswelle. Vielfach folgen der Übernahme der Energieversorgung die Rückkäufe der Netze für Wasser- und Abwasserversorgung, der Abfallentsorgung – zum Beispiel für eine energetische Nutzung – und schließlich auch dem öffentlichen Nahverkehr und aller sozialen Bereiche.

 

http://www.energiegenossenschaften-gruenden.de/

http://blog.gemeingut.org/

http://www.bürgerenergienetze.de/

http://www.kommunal-erneuerbar.de/

http://www.energiegenossenschaften-gruenden.de/fileadmin/user_upload/Newsletter-Anhaenge/2013_3_Newsletter_September_2013/Energie_Hanse.pdf