Wie bekommt man CO2 wieder aus der Atmosphäre? Pflanzen binden das Klimagas langfristig, Platz für diese gäbe es in der Sahara genug. Ein deutsches Forscherteam hat ein neues Modell präsentiert, wie das erfolgreich geleistet werden könnte.
Dieser Artikel wurde am 1. August 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Grün in die Wüste zurückzubringen ist ein Traum, den inzwischen viele Leute verfolgen. Und das mit einer Anzahl unterschiedlicher Strategien: der afrikanische Einzelkämpfer Yacouba Sawadogo, der jeden Baum einzeln in Handarbeit pflanzt, oder der afrikanische Weiße Allan Savory, der nach eingehender Beobachtung entdeckt hat, wie die Natur der Steppe sich an grasende Herden wandernder Tiere angepasst hat und in der von ihm propagierten Tierhaltung dazu übergegangen ist, natürliche Prozesse nachzuahmen. Beide mit erstaunlichem und nachhaltigem Erfolg. Seine TED-Talk ist sehenswert.

Das nun vorgestellte Konzept zielt vorrangig darauf ab, nicht die Verwüstung aufzuhalten, sondern CO2 in Form von Pflanzen, in diesem Fall Jatropha curcas zu binden. Um die erforderlichen Anbauflächen für ein solches Unterfangen zu gewinnen, greift man nicht auf die begrenzt zur Verfügung stehenden Ackerflächen zurück und tritt damit nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie, sondern möchte agrarisches Neuland gewinnen. Ziel ist es daher, die an Trockenheit gewöhnte Pflanze in Küstengebieten gedeihen zu lassen, die vermehrt an Wüsten grenzen, wie die Küsten rund um die Sahara. Eine Jatropha-Plantage so groß wie Irland, ca. 70.000 km2, könnte jährlich so viel CO2 absorbieren, wie alle Autos Deutschlands erzeugen.

Die Kosten dafür schätzt die Studie auf € 42–63 pro Tonne CO2. Damit bewegt sich das Carbon Farming in einer vergleichbaren Kostenregion wie aktuelle Carbon Capture and Storage-Technologien, ohne aber die genannten Umweltrisiken zu bergen. Dass mit einer solchen Plantage das regionale Klima verändert werden würde, steht für die Macher der Studie außer Zweifel. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur wie auch die Regenmenge würde schon ab einer Plantagengröße von 10.000 km2, vergleichbar mit der Größe des Libanon oder des Kosovo, auf regionaler Ebene beeinflusst werden.

Für die Bewässerung einer solchen Plantage sind Entsalzungsanlagen vorgesehen, was die Notwendigkeit der Küstennähe noch weiter verstärkt. Warum man sich hier nicht alternative Bewässerungsstrategien zu Nutze macht, um Kosten zu senken, ist mir ein Rätsel. Jene, die Peter Westerveld von der Naga Foundation auf einer TEDxAmsterdam präsentiert, klingt fast zu einfach und interessant, um wahr zu sein. Westerveld erwähnt darüber hinaus noch die Jatropha curcas als eine geeignete alternative Möglichkeit, Biosprit zu produzieren. Dieses Ziel wird in der eben erschienenen Studie ebenfalls genannt.

Im Moment gibt es eine Versuchsplantage mit Jatropha curcas in Ägypten, an denen die Autoren der Studie beteiligt sind, alles andere bleibt aber ein theoretisches Ausloten der Machbarkeit. Andere Strategien zur Eindämmung der Verwüstung sind erprobt und binden, wenn auch in geringerem Umfang, ebenfalls CO2. (Wieder-)Aufforstungsprogramme, wie Plant a Billion Trees haben zwar ein anderes Primärziel, wirken aber in die gleiche Richtung. Die Jatropha curcas ist auch nicht die einzige Pflanze, die mit dem Ziel der Aufforstung von Wüstengebieten genannt wurde: der Eukalyptus-Baum soll dies ebenfalls leisten. Mit einem solchen Programm könnte theoretisch die gesamte Erde abgekühlt werden. Das Sahara-Forest-Projekt möchte das ebenfalls leisten, fügt aber noch die Stromgewinnung auf Basis von Concentrated Solar Power-Anlagen für die Entsalzungsanlagen zum Konzept hinzu. Eine erste Pilotanlage dieses Projekts wurde vor kurzem in Katar eröffnet, wie Technology Review in der aktuellen Ausgabe berichtet.

“Klassische” Wege des Ackerbaus in der Wüste mit Hilfe künstlicher Bewässerung scheinen aber schön langsam ihrem Ende entgegen zu gehen. Sinkende Grundwasserspiegel und Versalzung von Böden sind hier die Hauptprobleme, mit denen Bauern zu kämpfen haben und die immer mehr Ackerland unbenutzbar machen.

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