Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung. Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung. - Fotocredit: Verena Wagner
Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung. Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung. - Fotocredit: Verena Wagner
Bewusst leben: Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung werden!

Zum Herbstbeginn feiern wir Erntedank – nicht nur im christlichen Kontext ist dieses Dankesfest geprägt von Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung. Was kannst du konkret tun, damit weniger Lebensmittel in den Müll wandern und nicht umsonst geerntet und verarbeitet werden?  

Rezepte für die Resteküche

1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel schmeißen wir pro Jahr weg, einschließlich “krummes Gemüse”, das es gar nicht erst in den Handel schafft und andere Verluste entlang der Wertschöpfungskette während des Transports, im Groß- und Einzelhandel sowie im eigenen Haushalt. Pro Kopf  entspricht das einem Verlust  von bis zu 300 kg. Diese Menge ist fast soviel wie ein Drittel aller global produzierten Lebensmittel.
Davon sind es 95 – 115 kg Essen, das wir Europäer*innen im Jahr in den Hausmüll schmeißen. Hättest du das gedacht? Ungefähr ein Drittel, vor allem Obst und Gemüse, von dem ein Großteil noch genießbar wäre, wird also zuhause in die Tonne getreten!

 

Gerade Brot und Backwaren bleiben häufig über und wandern in den Müll.
Gerade Brot und Backwaren bleiben häufig über und wandern in den Müll. – Fotocredit: Verena Wagner

Das ist schade, denn wer regelmäßig seinen Kühlschrank durchforstet, findet die Lebensmittel, die zuerst verbraucht werden müssen. Mit ein bisschen Bewusstsein und Dankbarkeit gegenüber der großen Fülle an Lebensmitteln, die uns täglich zur Verfügung steht, können wir da doch was tun!

  • Wie wäre es mit einem Kühlschrank-Check und einem Wochenplan: Was esse ich wann?
  • Öfter mal den Kühlschrank aufräumen und den Küchenschrank ausmisten!
  • Reste-Rezepte überlegen: In Suppen, Gröstl und Pfannengerichte kannst du ganz schön viel hinein schnippeln! Oder ein Brot-Auflauf?
  • Altes Brot: Das bleibt immer übrig! Es gibt aber leckere Gerichte wie “Armer Ritter”, auch bekannt als French Toast oder unzählige Knödl-Varianten.
  • Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) heißt keineswegs tödlich ab! Kontrolliere mit deinen 5 Sinnen: Viele Lebensmittel mit abgelaufenem MHD kannst du noch Wochen danach verzehren, etwa Joghurt!

Dazu kommen die Berge von Lebensmitteln, die der Einzelhandel aussortiert, weil das MHD abgelaufen ist, oder weil Gemüse und Obst nicht mehr ganz frisch aussehen. Und hier tritt Foodsharing auf den Plan!

Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung.
Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung. – Fotocredit: Verena Wagner

Aktiv werden mit Foodsharing

Seit 2012 rettet die foodsharing-Bewegung täglich tonnenweise gute Lebensmittel vor dem Müll. Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilen sie ehrenamtlich und kostenfrei im Bekanntenkreis, der Nachbarschaft, in Obdachlosen- und Flüchtlingsheimen, an gemeinnützige Vereine und soziale Projekte, Schulen, Kindergärten und via Essenskörbe zum Abholen über die Plattform foodsharing.at.

In dem Netzwerk organisieren sich Hunderte foodsharing-Botschafter*innen – zuständig für die Koordination innerhalb von Städten und Regionen – und fast 160.000 Foodsaver tragen sich hier für Abholungen ein. Fast 600.000 Menschen nutzen regelmäßig die Internetplattform mit dem Motto: „Teile Lebensmittel, anstatt sie wegzuwerfen!“. Gerettet wurden insgesamt bereits 121 Mio. kg bei rund 15.000 Kooperationspartnern wie Bäckereien, Supermärkten, Kantinen, Restaurants und Großhändler.

“Wien zählt mit 1,98 Mio. kg geretteten Lebensmitteln und 129.640 Einsätzen zum Lebensmittelretten mit Berlin, Köln, München, Freiburg und Frankfurt am Main zu den aktivsten Städten gegen Lebensmittelverschwendung.”

 

Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung
Fairteiler sind Abgabestellen für übrig gebliebene Lebensmittel. – Fotocredit: Verena Wagner

Erntedank statt Überfluss & Konsum

Gegründet wurde der gemeinnützige Verein 2012 von Valentin Thurn im Zuge der Dreharbeiten zu seinem Film “Taste the Waste”. Er wurde zuerst per Crowdfunding auf der Seite startnext finanziert. 2014 kam es zur Fusion mit lebensmittelretten.de .

Die Idee und das Konzept des Lebensmittelrettens bei Betrieben stammen von Raphael Fellmer, der in Berlin im Frühling 2012 die erste Kooperation mit der Bio Company startete und somit das Fundament für die heutige Bewegung schuf. Bis auf die Geschäftsführung (Minijobstelle) bekommt niemand Geld. Vom Programmierer bis zur PR setzen sich alle ehrenamtlich ein. Die globale Community wächst rasch und stellt mittlerweile eine Art Protestbewegung gegen die maßlose Konsum- und Überflussgesellschaft dar.
In zahlreichen Bars, Cafés und Restaurants stehen öffentlich zugängliche Regale und Kühlschränke, sogenannte Fair-Teiler, in denen jeder zu den Öffnungszeiten der Lokale gerettete Produkte entnehmen darf. Die Foodsaver kümmern sich um Pflege und Reinigung der Fair-Teiler. Daneben organisieren Foodsharing-Städte Events wie die Schnippel-Disko zum Suppekochen, zum Einkochen von Ernteüberschüssen und reifem Obst oder zum Haltbarmachen von Lebensmitteln.

Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung
In der Erntezeit landen Unmengen Obst und Gemüse im Müll, weil sie nicht mehr perfekt aussehen oder überreif sind. – Fotocredit: Verena Wagner

 

Fazit: Deine Aktion zu Erntedank

Du kannst ohne viel Stress und Aufwand einiges tun gegen Lebensmittelverschwendung – nicht nur im Herbst zu Erntedank! Dazu musst du kein Selbstversorger sein oder einen eigenen Garten zum Ernten haben. Deshalb ist es enorm wichtig, dass du ganz bewusst einkaufst. Geh doch einfach mal wieder auf den Wochenmarkt und mache den täglichen Einkaufen zu einem besonderen Erlebnis. Oder mach einen Speiseplan für die Woche, dann kannst du vorausplanen, wann was gekocht wird. Oder gewöhne dir einfach an, regelmäßig deinen Kühlschrank nach Resten zu durchforsten.

Wenn du dir vorstellen kannst, ein bis zweimal im Monat ca. 1-2 Stunden Zei zum Lebensmittelretten zu investieren, melde dich bei Foodsharing an. In Wien und Graz gibt es eine sehr aktive Foodsharing Community, aber auch in kleineren österreichischen Städten ist was los.

Zu Erntedank aktiv gegen Lebensmittelverschwendung
Foodsaver*innen bevorzugen das Fahrrad als klimaneutrales Transportrmittel. – Fotocredit: Verena Wagner

Übrigens: Jeder darf Obstbäume im öffentlichen Raum beernten. Kein Witz, das ist erlaubt – allerdings sollte man sich versichern, dass die Bäume der Stadt gehören und nicht auf Privatgrund stehen! Im Juli sind Holunderblüten, Maul- und Felsenbeeren reif. Gegen Herbst, rund um das Erntedankfest, gibt es dann richtig viel Obst in Parks und an Allestraßen. Es reifen jetzt Zwetschgen, Birnen, Äpfel, Walnüsse, Haselnüsse sowie Quitten.

Quellen: https://foodsharing.at/statistik

https://www.wien.gv.at/umweltschutz/abfall/lebensmittel/fakten.html