Erdanliegende Wände können aus unterschiedlichen Baustoffen errichtet werden.
Dieser Artikel wurde am 19. November 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Teil 1 und Teil 2 dieses Beitrags beschreiben Funktion, Bauweisen und zeitgemäßen Wärmeschutz der Außenwand. Nun gibt es neben den „normalen“ Außenwänden auch erdberührte Wände. Dazu zählen natürlich die meisten Kellerwände, aber auch wenn ein Gebäude etwa teilweise in einen Hang hinein gebaut wird. Dieser dritte Teil behandelt die speziellen Anforderungen an diese Bauteile.

Erdberührte Außenwände sind, wenn die Räume dahinter beheizt werden, wie alle anderen Bauteile mit der nötigen Wärmedämmung zu versehen. Neben dem Wärmeschutz müssen aber noch zusätzliche Funktionen erfüllt werden. Gefordert sind in diesem Bereich Druckfestigkeit (Erd- und Wasserdruck) und Beständigkeit gegen Wasser.

Wasser kann in verschiedenen Intensitäten gegen unterirdische Bauteile einwirken:

  • Bodenfeuchte
  • Sickerwasser
  • nicht drückendes Hangwasser
  • drückendes Grundwasser

Verwendete Baustoffe

Erdanliegende Wände können aus unterschiedlichen Baustoffen errichtet werden. Am häufigsten wird Beton verwendet, entweder in Form von geschaltem Ortbeton, oder mit gemauerten und ausbetonierten Schalbeton- oder Hohlblocksteinen. Auch Gasbetonsteine und Ziegel sind eine Möglichkeit. Beim Fertigkeller kommen vorgefertigte Elemente zum Einsatz, mit dem Vorteil, dass auf der Innenseite nicht verputzt werden muss – und dass die Errichtung deutlich schneller geht. Allerdings ist diese Variante teurer.

Unabhängig davon, welche Bauweise gewählt wird, müssen die Wände anschließend abgedichtet und mit einer Wärmedämmung versehen werden.

Feuchtigkeitsabdichtung

Bei der Schwarzen Wanne werden die Wände mit bituminösen Bahnen oder Spachtelmassen abgedichtet. Zuerst wird ein Voranstrich aus Bitumen vollflächig aufgetragen. Danach werden zwei Lagen Bitumenbahnen überlappend geflämmt oder selbstklebend aufgebracht. Besonders wichtig dabei ist das Überkleben der Bahnen im Anschlussbereich des Fundaments. Anstatt einer Bitumenbahn kann auch eine Abdichtungsmasse zweilagig mit dazwischen eingespachteltem Gewebe aufgebracht werden. Diese Spachtelmassen sind jedoch eventuell nicht bei allen Wasserintensitäten zugelassen (drückendes Grundwasser).

Grundsätzlich können bei schwarzen Wannen alle oben beschriebenen Baustoffe eingesetzt werden. Der Erddruck wird von aussteifenden Querwänden aufgenommen.

Bei Hang- und Grundwasser empfiehlt sich die Errichtung einer Weißen Wanne, die aus wasserundurchlässigem Beton mit einem höheren Eisenanteil (zur Haarrissbewehrung) hergestellt wird. Die Norm empfiehlt dafür eine Wandstärke von mindestens 30 cm. In der Praxis werden auch dünnere Systeme eingesetzt. Bodenplatte und Wand werden mittels Fugenbändern dicht verbunden. Anfang und Ende dieser Fugenbänder müssen verklebt oder verschweißt werden.

Wärmedämmung

Im Anschluss an den Wandaufbau wird die Dämmung in Form von aufgeklebten Platten oder als Schüttung aufgebracht.

Geeignete Dämmstoffe im Überblick:

Platten:

  • Extrudiertes Polystyrol (XPS)
  • Glasschaumplatten
  • EPS-Automatenplatten

Schüttung:

  • Schaumglasgranulat
  • Blähtonschüttung

Die EPS-Automatenplatten sind im Sockel- und Perimeterbereich bei normaler Bodenfeuchte und nicht stauendem Sickerwasser geeignet, Vorteil ist der geringere Preis im Vergleich zu XPS. Nicht zu empfehlen ist die Verwendung bei drückendem Wasser und Grundwasser. Dämmstoffplatten sind immer vollflächig zu verkleben.

Schüttdämmstoffe sind bei Grundwasser ungeeignet. Werden Schüttungen verwendet, ist jedenfalls darauf zu achten, dass im Sockelbereich die Dämmplatten dennoch bis in ausreichende Tiefe aufgebracht werden, zusätzlich zur Schüttung (Übergangsbereich).

Ausführung in der Sanierung

Die Sanierung, d.h. das nachträgliche Anbringen einer Wärmedämmung, kann auch bei erdberührten Außenwänden sowohl außen als auch innen erfolgen. Hier bedeutet „Außen“ allerdings einen stark erhöhten Arbeitsaufwand – müssen doch die Wände erst einmal freigelegt werden. Oft ist es dann erforderlich, eine Vorsatzschale vor das bestehende Mauerwerk zu betonieren, um eine ebene Arbeitsfläche zu erhalten. Danach werden die Wände wie oben beschrieben abgedichtet und gedämmt. Wenn nicht ausreichend tief abgegraben werden kann, kann die Dämmung auch als Schirmdämmung ausgeführt werden (s. Beitrag „Das Fundament“ dieser Fachreihe).

Wenn es die Räumlichkeiten zulassen, können erdberührte Wände auch innenseitig gedämmt werden. Hier gelten die im Beitrag „Die Außenwand: Teil 2“ beschriebenen Kriterien: wichtig ist die Wahl einer geeigneten Ausführungsvariante und die qualitative, fachgerechte Durchführung der Arbeiten, um Schäden durch auftretende Feuchtigkeit zu verhindern.

Welche U-Werte sind für die erdberührte Außenwand gefordert?

  • Laut OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, ist für erdberührte Außenwände ein maximaler U-Wert von 0,4 W/m2K gefordert.
  • Bei einem Niedrigenergiehaus liegt der U-Wert der erdberührten Kellerwand bei maximal 0,3 W/m2K, die dafür benötigte Dämmstärke beträgt je nach verwendetem Dämmstoff 10 bis 40 cm.
  • Für die Errichtung eines Passivhauses beträgt der erforderliche U-Wert der Außenwand 0,15 W/m2K, um dies zu erreichen, ist eine Dämmstoffstärke von 20 bis 50 cm erforderlich.

Beratung zum Thema gibt’s in der

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Martina Krobath, Fotografin: Helena Wimmer

Als Energieberaterin bei Wien Energie beschäftigt sich Martina mit allen Energieeffizienzthemen und den Möglichkeiten die sich daraus ergeben. Ein wichtiger Teil in der Umsetzung zu mehr Energieeffizienz sind unter anderem Förderungen, neue Technologien und deren Einsatzbereiche.