Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist eine größere Herausforderung als es den meisten politischen Entscheidungsträgern klar ist. Laut UN-Klimakonvention und Paris Abkommen soll er nämlich nicht nur rasch, sondern auch fair erfolgen. Das bedeutet vor allem, dass die reichen Länder, welche die besten Voraussetzungen für einen schnellen Umstieg auf andere Energieträger haben, dies auch tun müssen, um ärmeren Ländern den Wechsel zu erleichtern.
Ein Forschungsbericht des internationalen unabhängigen Institute for Sustainable Development zeigt auf, welche Länder zuerst fossil werden müssen. Professor Kevin Anderson, von der Universität Manchester und der unabhängige Forscher Dan Calverley, haben in dem Bericht auch einen genauen Zeitplan aufgeführt. Norwegen und USA gehören zu den ersten Ländern, welche die Produktion ganz einstellen müssen. Damit der weltweite Ausstieg auf faire Weise erfolgen kann, müssen die Länder in Gruppe 1 ihre Produktion bereits 2031 komplett eingestellt haben. Doch gerade erst hat die norwegische Regierung angekündigt, im Herbst nach neuen Ölreserven suchen zu wollen und auch in den USA wird die Produktion wieder gesteigert.
Die Studienautoren sehen darin einen Beweis, dass die politische Führung, dieser und anderer Länder, die Dringlichkeit eines fairen Ausstiegs nicht begreifen. Sie seien im Denken des 20. Jahrhunderts gefangen und könnten die Systemherausforderungen dieses Jahrhunderts nicht verstehen. Gleichzeitig weisen die Autor:innen darauf hin, dass Veränderungen auch nach einem Bottom-up Prinzip erfolgen können und fordern Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien dazu auf, die politische Führung in Frage zu stellen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Forscher:innen des Stockholm Environment Institute und von Oxfam schrieben bereits 2020 den Bericht „The carbon inequality era“, der zu dem Schluss kommt, dass das reichste Prozent der Welt mehr als doppelt so viel Kohlendioxid ausstößt wie die ärmste Hälfte. Klimawandel sei ein Gerechtigkeitsproblem. Die, die für die meisten Emissionen verantwortlich sind, sind gleichzeitig am wenigsten vom Klimawandel betroffen. In manchen kleinen ölproduzierenden Ländern, wie dem Südsudan oder Gabun, ist die Ölproduktion die einzige Einnahmequelle. Ein zu rascher Ausstieg, könnte zu politischer Instabilität in diesen Ländern führen. Es ist also die moralische Verpflichtung der reichen Länder, einen fairen Ausstieg zu ermöglichen.
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