Diogenes von Sinope war ein Philosoph im antiken Griechenland. Viel wissen wir nicht über ihn. Aber es gibt jetzt ein Haus, das wie für ihn gemacht scheint: Diogene von Vitra, entworfen von Renzo Piano.
Dieser Artikel wurde am 3. September 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Es heißt, Diogenes habe zumindest eine Zeitlang in einem Fass gelebt, mit nichts als einem Wollmantel bekleidet. Und als Alexander der Große mit seinem Pferd vor ihm hielt und ihn fragte, was er ihm Gutes tun könne, da soll der Denker nur geantwortet haben: “Geh mir aus der Sonne.”

Gewiss eine Übertreibung. Aber Diogenes war Vertreter einer Denkschule, die Bedürfnislosigkeit propagierte und nur die elementarsten Notwendigkeiten anerkennen wollte: Essen, Trinken, Kleidung, Behausung, Fortpflanzung – mehr nicht. Denn wer nichts besäße, so die Idee, der sei wahrhaft frei, weil er nichts verlieren könne.

Minimalistisch wohnen

Für viel mehr als etwas Essen, etwas Trinken und ein wenig Kleidung ist auch im “Digogene” nicht Platz. Der italienische Architekt Renzo Piano und der Renzo Piano Building Workshop RPBW haben nämlich für das Designhaus Vitra das vielleicht kleinste Wohnquartier überhaupt entworfen.

2x2x2

Zwei mal zwei mal zwei Meter – ein solches Haus zu gestalten ist ein alter Traum aus der Studienzeit des Architekten. Nun hat er ihn realisiert – eigentlich nur als einen kleinen Gegenentwurf zu Projekten, an denen er sonst arbeitet, wie Europas höchstem Wolkenkratzer, dem “Shard” in London.

Klein…

Das “Diogene” steht laut Konzept in der Natur. Es ist ein archaisches Haus, das nicht mehr Bedürfnisse stillt als absolut notwendig zum überleben. Es ist aber keine Notunterkunft, sondern ein freiwilliger Rückzugsort. Und es ist alles andere als primitiv – im Gegenteil. In der kleinen Behausung steckt eine Menge Planung.

… und nachhaltig

Diogene soll autark sein und unabhängig von Klimabedingungen und Infrastruktur funktionieren. Es gibt Bettsofa, Klapptisch, Dusche, WC und eine minimalistische Küche. “Diogene” erzeugt seinen eigenen Strom und sammelt selbst Wasser. Der von diesem Haus, vom “Diogene” von Vitra hinterlassene ökologische Fußabdruck ist wahrhaftig minimal. Und es ist zweifellos ein guter Gedankenanstoß, sich über die tatsächlichen Bedürfnisse im Leben klar zu werden.