Der polnische Architekt Jakub Sczcesny will das weltweit schmalste Haus gebaut haben. Lediglich 152 cm weist das Haus an der breitetsten Stelle auf, 92 Zentimeter misst die schmalste Stelle.
Dieser Artikel wurde am 13. Dezember 2012 veröffentlicht
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Das Gebäude im Zentrum Warschaus dient als Unterkunft für reisende Schriftsteller.

Sczcesny machte sich gemeinsam mit dem israelischen Schriftsteller Etgar Keret an das Projekt. Ziel war, zu zeigen, dass eine Residenz für einen Menschen, die für kurze Zeit genug Raum zum Leben und Arbeiten bietet, nicht viel Fläche in der Stadt in Anspruch nimmt. Das nach dem Schriftsteller benannte Keret-Haus ist eine Kunstinstallation ganz im Sinne von Erwin Wurms Nachbildung seines Elternhauses. Im Gegensatz zu Wurms Projekt ist das Keret-Haus allerdings bewohnbar.

Das Gebäude wurde zwischen zwei bestehende Häuser im Zentrum Warschaus gequetscht. Der gesamte Körper steht auf Stelzen, eine Stiege führt von der Straßenebene ins Innere des Hauses. Die Einrichtung ist komplett maßgefertigt, es gibt eine Küche, ein Badezimmer, eine Schlafnische und einen kleinen Arbeitsbereich. Alle Bereiche sind mit einer Leiter verbunden.

Keret wird in dem Haus über ein Jahr lang hin und wieder Residenz beziehen. Durchgängiges Wohnen in dem schmalen Haus ist nur schwer vorstellbar. Für Fenster wurde kein Platz gefunden, Sonnenlicht kann nur durch Löcher im Schlafzimmer eintreten. Das Badezimmer ist nicht mehr als eine Toilette mit einem direkt darüber angebrachten Duschkopf und im Kühlschrank kann nicht viel mehr als zwei Dosen verstaut werden.

Die Idee

Dem Hausbau unterliegt eine architektonische und eine historische Perspektive. Eines der Nebenhäuser ist eine klassischer Ziegelbau aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, das andere Nachbarhaus ein Gemeindebau aus der Nachkriegszeit. Das Keret-Haus ist als Überbrückung der Gegensätze gedacht. Dazu kommt eine historische Perspektive, schließlich steht das Haus nahe der Brücke, die, während der Besatzung der Nationalsozialisten, als Übergang zwischen kleinem und großen Ghetto diente. Etgar Kerets Eltern haben den Holocaust überlebt, seiner Mutter war im Warschauer Ghetto gefangen. Das Keret-Haus soll zumindest zwei Jahre lang bestehen, könnte aber langfristig blieben, ist das schmale Haus doch schnell zu einer Touristenattraktion geworden.