Was ist der Schlüssel für ein langes Muschelleben? Ein Forscherteam aus Bologna nahm sich dieser Frage an und analysierte die Genome von vier besonders langlebigen Arten und 29 anderen Arten, deren Lebensspanne überhaupt nicht bemerkenswert war.

Könnten Muscheln das Geheimnis eines längeren Lebens bergen? Ein Forscherteam aus Bologna glaubt das. Denn es stellt sich heraus, dass Muscheln bezüglich Lebensdauer ziemlich interessant sind: Die Tiere sind nicht einheitlich langlebig, sondern können je nach Art zwischen einem und mehr als 500 Jahren alt werden.

Um zu untersuchen, was für das außergewöhnlich lange Leben bestimmter Muscheln verantwortlich sein könnte, beschloss das Team, sich die Genome von vier Arten anzusehen: Arctica islandica, bekanntermaßen das langlebigste nichtkoloniale Tier aller Zeiten – dank der Muschel Ming die seit 507 Jahren auf dem Planeten lebt – sowie Margaritifera margaritifera, Elliptio complanata und Lampsilis siliquoidea, die alle zwischen 150 und 190 Jahre alt werden.

Anschließend untersuchten sie 29 andere Arten, deren Lebensspanne überhaupt nicht bemerkenswert war. Da in der Studie sowohl kurz- als auch langlebige Arten im selben Taxon waren, konnte ein hervorragendes Modellsystem zur Untersuchung von Seneszenz, Alterung und verlängerter Lebensspanne erstellt werden. Durch den Vergleich der Genomdaten der verschiedenen Arten konnte das Team die Gene heraussuchen, die die langlebigen Muscheln von den kurzlebigen unterscheiden. Die Suche ergab einige bekannte Namen, denn viele Gene in diesem Netzwerk wurden zuvor mit der Langlebigkeit anderer Arten in Verbindung gebracht.

Eine wichtige Schlussfolgerung der Studie ist, dass eine Verlängerung der Lebensspanne möglicherweise gemeinsame genetische Faktoren bei sehr weit entfernt verwandten Arten mit sich bringt. Beispielsweise verfügten langlebige Muscheln über ähnliche Gene, die mit Dingen wie der Reaktion auf DNA-Schäden, der Regulierung von Zelltod und apoptotischen Signalwegen, zellulären Reaktionen auf abiotische Reize und Hypoxietoleranz zusammenhängen – alles Merkmale, von denen bekannt ist, dass sie mit einer längeren Lebensdauer verbunden sind. Aber das war noch nicht alles: Die Studie brachte auch eine Handvoll Proteine zutage, von denen nicht bekannt ist, dass sie die Langlebigkeit regulieren, und die Forscher glauben, dass diese Gene neue und aufregende Kandidaten sind, die auf ihre Rolle bei der Verlängerung der Lebensspanne getestet werden sollten – nicht nur bei Muscheln, sondern auch bei anderen Arten.

Allerdings ist es ein komplexer und multifaktorieller Prozess, die Langlebigkeit zu analysieren. Es erfordert einen tiefgreifenden Einsatz von Big Data und mehrere komplementäre, integrative Ansätze. Dennoch ist es möglicherweise ein großer Schritt hin zu einem tieferen Verständnis des Alterungsprozesses – und wie wir ihn eines Tages möglicherweise zu unserem Vorteil manipulieren können.


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