Die Wärmewende – also der Wechsel von Gas zu grünem Strom beim Heizen – ist nicht nur in Wien ein großes Thema. In Massachusetts wiesen die Behörden Argumente von Versorgungsunternehmen und der Gasindustrie zurück, „erneuerbares Erdgas“ und Wasserstoff als kohlenstoffärmere Alternativen zu Erdgas zu nutzen.

Der US-Bundesstaat Massachusetts hat gerade einen großen Schritt weg vom Erdgas gemacht. Die Regulierungsbehörden der staatlichen Energieversorger haben im Dezember 2023 entschieden, den Gasverbrauch zum Heizen zu reduzieren. Dabei handelt es sich um das erste Urteil in den USA, das Massachusetts auf den Weg zur Elektrifizierung der Heizung bringt. Regulierungsbehörden in anderen Bundesstaaten könnten diesem Beispiel folgen.

Die Behörden wiesen Argumente von Versorgungsunternehmen und der Gasindustrie zurück, die den Einsatz von „erneuerbarem Erdgas“ und Wasserstoff als kohlenstoffärmere Alternativen zu Erdgas gefordert hatten. Stattdessen entschied das US-Energieministerium, dass der Staat den Übergang zur Nutzung von Strom zum Heizen und für andere Funktionen, denen Gas derzeit dient, fördern sollte. Massachusetts ist der erste Staat, der einen so klaren Schritt zum Erdgasausstieg unternimmt, aber es wird wahrscheinlich nicht der letzte sein. In mindestens 11 weiteren Bundesstaaten (Kalifornien, Colorado, Illinois, Maryland, Minnesota, Nevada, New Jersey, New York, Oregon, Rhode Island und Washington) sowie in Washington, D.C. laufen Regulierungsverfahren, in denen die Zukunft von Erdgas untersucht wird.

Massachusetts als Vorbild

Wie umweltfreundlich sich der Umstieg auf Strom schlussendlich auswirkt, wird sich zeigen. Das Urteil ist allerdings exemplarisch, wird doch erstmals ein Energieversorger zur Dekarbonisierung verpflichtet. Es handelt sich also um einen klaren Schritt und um ein eindeutiges Zeichen für ein deutlich gesteigertes Bewusstsein für nachhaltigeres Heizen.

Alle Seiten waren sich allerdings darüber einig, dass eine Abkehr von Erdgas mit Kosten verbunden sein wird, die einkommensschwache Verbraucher unverhältnismäßig stark treffen könnten – jene, die nicht in der Lage sind, die Umstellung ihrer Häuser auf Elektroheizung oder Alternativen zu bezahlen. Das Urteil erkennt dieses potenzielle Problem an und inkludiert deshalb die Bildung einer Abteilung, die ein separates Verfahren zur Überwachung und Reduzierung der Energiekostenbelastung einleiten wird.

Nach Angaben der US-Statistikbehörde ist Erdgas der Heizbrennstoff für 1,4 Millionen oder 51 Prozent der Haushalte in Massachusetts, daher ist eine Abkehr davon eine bedeutende Veränderung. Die anderen wichtigsten Brennstoffquellen sind Kerosin oder Heizöl, mit denen 24 Prozent der Haushalte beheizt werden, sowie Strom, der 18 Prozent der Haushalte mit Energie versorgt. Der Staat kündigt nun an, die Umstellung auf Elektrizität zu fördern und gleichzeitig Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Dem Urteil zufolge müssen Gasversorger ab 2025 alle fünf Jahre Klima-Compliance-Pläne vorlegen, in denen dargelegt wird, wie sie den Übergang zu sauberer Energie gestalten wollen.


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