Fotocredit: flickr.com/Stone Soup Institute
Fotocredit: flickr.com/Stone Soup Institute
Welche Dämmung ist für das Tiny House am besten geeignet?
Dieser Artikel wurde am 26. Januar 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Beim Bau – speziell beim Tiny House – wollen die meisten vorzugsweise nachhaltige Materialien verwenden. Aber teilweise ist das nicht so einfach, wenn es auch noch leicht und platzsparend sein soll. Was wir alles bei den diversen Dämmstoffen beachten sollten habe ich in diesem Beitrag zusammengeführt.

Worauf achten?

Generell ist wichtig, dass wir uns zu Beginn überlegen, was die Dämmung des Tiny Houses alles können muss. Ist das Haus hauptsächlich über den Sommer oder die wärmeren Monate bewohnt, oder ganzjährig? Muss das Haus leicht transportabel sein, und ist daher Gewicht ein Thema? Soll es lokalen Baubestimmungen gerecht werden, da es als dauerhafte Residenz bei der Baubehörde eingereicht wird? Müssen es wirklich reine Naturmaterialien sein, oder sind auch Abschläge möglich? Und dann natürlich auch immer die Frage, wie hoch das Budget dafür sein darf…

Preis – Volumen – Nachhaltigkeit

Wenn wir die drei Aspekte Preis, Volumen und Nachhaltigkeit betrachten, werden wir schnell erkennen, dass sie in einem direkten Verhältnis zueinander stehen, und wir meist zumindest an einem der drei ein Abschlag machen müssen. Flachs benötigt wenig Volumen, ist nachhaltig, aber teuer. Stroh ist günstig und nachhaltig, benötigt aber viel dickere Wände für die gleichen Dämmeigenschaften. Steinwolle benötigt wenig Platz, ist günstig, aber nicht nachhaltig.

Die Qual der Wahl

Die Übersicht über die Möglichkeiten von Dämmstoffen im Tiny House sind überschaubar. Die typischsten natürlichen Dämmstoffe sind Schafwolle, Hanfdämmplatten, Holzfaserdämmplatten, oder eine Kombination daraus. Oft wird dann aber doch auch etwa im Bereich des Bodens oder der Decke auf künstlich hergestellte Materialien zurückgegriffen.

Cellulosedämmung kann für stationäre Tiny Houses eine sehr gute Lösung sein. – Fotocredit: wikipedia.org/Riisipuuro

Schafwolle

Sehr häufig finden wir Informationen über die Verwendung von Schafwolldämmung in Tiny Houses. Dies liegt daran, dass sie in Relation zu anderen nachhaltigen Dämmstoffen günstiger ist. Sie kann gut mit Feuchtigkeit umgehen, ist aber anfällig für Schädlinge, und leicht brennbar, weshalb bei der Herstellung von Schafwolldämmung Borsalze hinzugefügt werden.

Vollholz

Vollholz hat überraschend gute Dämmeigenschaften, und zusätzlich auch noch eine höhere Masse als andere Dämmstoffe, wodurch die Wärme besser gehalten werden kann. Der Große Nachteil von Vollholz ist sein Gewicht. Sobald wir ein Tiny House auf einen Anhänger bauen wollen, ist Vollholz daher meist keine Option. Für stationäre kleine Häuser hingegen kann es die ideale Lösung sein.

Hanfdämmplatten

Hanf-Dämmung hat gegenüber der künstlich hergestellten Steinwolle-Dämmung zwar einen schlechteren Dämmwert bei gleicher Dicke, aber ist dennoch eine interessante Alternative. Sie ist Schädlingsresistent und kann mit Feuchtigkeit gut umgehen. Hanf darf jedoch nicht einfach so verbaut werden. Um den gängigen Brandschutzklassen zu genügen, muss es mit Flammschutzmitteln behandelt werden, wodurch es nicht mehr rein natürlich ist.

Holzfaserdämmplatten

Holzfaserdämmung ist günstiger als Vollholz, und hat dennoch gute Dämmeigenschaften. Sie besteht aus recyceltem Altholz und Holzabfällen, und ist somit durchaus in der Kategorie der nachhaltigen Dämmstoffe anzusiedeln. Da Holzfaserdämmplatten aber im Grunde ähnlich wie das Vollholz relativ massiv sind, ist auch hier das Gewicht der große Nachteil.

Hanf ist - bis auf seine leichte Brennbarkeit im unbehandelten Zustand - ein sehr langlebiger Dämmstoff. - Fotocredit: wikipedia.org/Christian Gahle, nova-Institut GmbH
Hanf ist – bis auf seine leichte Brennbarkeit im unbehandelten Zustand – ein sehr langlebiger Dämmstoff. – Fotocredit: wikipedia.org/Christian Gahle, nova-Institut GmbH

Cellulose

Cellulose-Dämmung muss mit einem speziellen Gerät professionell in die Wand eingeblasen werden. Dies hat den Vorteil, dass jeder kleinste Winkel mit Dämmmaterial gefüllt wird. Aufgrund der Dichte besitzt sie auch meist eine ausreichende Brandschutzklasse. Aber auch hier gilt, genau wie bei der Holzfaserdämmplatte und der Vollholzwand, dass sie ein hohes Gewicht mit sich bringt, und daher für Häuser auf Rädern weniger gut geeignet ist.

Synthetische Dämmstoffe

Zusätzlich zu den nachhaligen Dämmstoffen werden gerade beim Bau von Tiny Houses sehr häufig dann doch aufgrund des Gewichtes, der Dicke, der Brennbarkeit oder des Preises Abschläge gemacht. Dann kann schon mal die Wahl auf Steinwolle, EPS Styropor, PUR Hartschaum oder ISUM MF 14 Dämmfolien fallen.

Auch wenn wir gerne puristisch nur nachhaltige Materialien verwenden wollen, kann es beim Tiny House manchmal auch Sinn machen, punktuell zu nicht nachhaltigen Alternativen zu greifen, wenn wir dadurch etwa bessere Dämmwerte haben, und somit weniger heizen müssen. Nachhaltigkeit ist immer ein Blick auf das gesamte Bild, den gesamten Zyklus, und alle Aspekte. So auch in diesem Fall.

Fazit

Wie bei so vielen Themen speziell im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es keine klare Antwort, was besser oder schlechter ist. Wir müssen unsere Anforderungen, genauso berücksichtigen wie die Art der Nutzung, und welche Alternativen uns sonst noch zur Verfügung stehen.

Da es aber inzwischen so viele unterschiedliche Alternativen im Bereich der Dämmstoffe gibt, empfiehlt es sich in jedem Fall, hier Fachpersonal zu Rate zu ziehen. Der Wandaufbau in jedem Gebäude ist eine Wissenschaft für sich. Da macht es wenig Unterschied, wie groß oder klein das Häuschen ist.

Quellen

Das Tiny House für den Winter rüsten
Winter im Tiny House: in der Nacht
Winter im Tiny House: tagsüber
tinyhouseforum.de: Welche Dämmung
tinyleben.de: Tiny House Dämmung Vergleich
sanier.de: Dämmung Funktionsweise
der-daemmstoff.de: Tiny Houses – die neuen Studentenunterkünfte
villa-on-wheels.com: Tiny House Dämmung
www.tiny-house-projekt.ch: Dämmung