Lisa Lackner ist Gruppenleiterin der Abfallübernahme in der Müllverwertungsanlage Simmeringer Haide. Im Interview spricht sie darüber, welcher Müll dort landet und was damit geschieht.
Dieser Artikel wurde am 31. Januar 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Lisa Lackner ist Gruppenleiterin der Abfallübernahme in der Müllverwertungsanlage Simmeringer Haide. In dieser Funktion hat sie unter anderem die Müllkoordination mit der MA48 über und erstellt Jahres- und Wochenpläne für die Müllfahrzeuge. Im Interview spricht sie darüber, welcher Müll in der Simmeringer Haide landet und was damit geschieht.

Wie viel Müll kommt im Jahr in die Simmeringer Haide?

100.000 Tonnen Hausmüll, 180.000 Tonnen Gewerbemüll und 100.000 Tonnen Klärschlamm.

Fotocredit: Wien Energie/ Hubert Dimko
Fotocredit: Wien Energie/ Hubert Dimko

Was passiert denn mit dem Müll in der Müllverbrennungsanlage Simmeringer Haide?

Die Anlage Simmeringer Haide nimmt eine Sonderstellung unter den Müllverbrennungsanlagen von Wien Energie ein. Durch ihre spezielle Ausstattung kann sie neben Hausmüll auch gefährliche Abfälle und Klärschlamm in Wärme und in Strom umwandeln. Mit der aus der Verbrennung gewonnenen Energie können umgerechnet knapp 50.000 Haushalte ein Jahr lang mit Fernwärme versorgt werden. Lacke, Laborabfälle, infektiöser Spitalmüll, Baustoffe und Klärschlamm, das alles findet hier in der Simmeringer Haide sein Ende. Die nachhaltige und umweltschonende Entsorgung dieser speziellen Abfälle ist wesentlicher Bestandteil, warum Wien so lebenswert ist. Durch die professionelle Verbrennung und damit Dekontaminierung reduzieren wir mögliche Umweltbelastungen dieses Mülls auf ein Minimum, gleichzeitig erzeugen wir mit der Abwärme auch noch Strom und Wärme für tausende Haushalte.

Woher stammt der Sondermüll?

Dieser kommt einerseits von Businesskunden aber auch aus Privathaushalten. Wenn man beispielsweise zu Hause ausmalt, dann darf man ja die Farbreste nicht im Hausmüll entsorgen, sondern man muss sie in die Problemstoffsammelstelle oder auf die Mistplätze der MA48 bringen  diese Abfälle dann zu uns. Dazu zählen bspw. auch Lacke und Spraydosen – also alles, bei dem ein Recycling nicht möglich ist. Alte Elektrogeräte landen zum Beispiel nicht bei uns, diese kommen zum Recycling. Zu uns kommen bspw. Abfälle wie Tabletten und Produktionsabfälle aus der Pharmaindustrie, Abfälle von Malerfirmen oder aus Werkstätten, Dämmplatten, die Problemstoffe enthalten, Abwässer aus der Chemieindustrie, die vernichtet werden müssen und auch Müll aus Spitälern.

Also auch radioaktive Abfälle?

Radioaktive Stoffe werden bei uns nicht verwertet, die werden in Seibersdorf gelagert. Gelegentlich stoßen aber auch wir auf Abfälle, die radioaktiv strahlen. Zu diesem Zweck kontrollieren wir sämtliche Abfälle auf unseren Werkseinfahrten mit einem Strahlenmessgerät, das bei Radioaktivität anschlägt.

Was passiert mit den Problemstoffen?

Problemstoffe können nur in der Simmeringer Haide behandelt werden, da sie im Vergleich zu den anderen Müllverbrennungsstandorten entsprechend technisch und organisatorisch ausgestattet ist. Die Simmeringer Haide ist eine Schadstoffsenke. Durch die Verbrennung bzw. die Rauchgasreinigung werden die Schadstoffe in den Problemstoffen zerstört oder konzentriert. Bei der Anlieferung erfolgt eine chemische Analyse der gefährlichen Abfälle. Nur wenn unsere Anlage für diese Stoffe geeignet und genehmigt ist, werden die Stoffe übernommen. Dann kommen sie in den Drehrohrofen. Nach dem Ofen werden die Rauchgase durch diverse Rauchgasreinigungssysteme gefiltert. Die Müllverbrennungsanlage Simmeringer Haide verfügt über eine der modernsten Rauchgasreinigungsanlagen Europas und hält extrem strenge Emissionsauflagen problemlos ein – sie werden sogar um bis zu 90 Prozent unterschritten. Die Reststoffe, die dann übrigbleiben, werden durch unser zweites Labor analysiert (z.B. die Schlacke, die Asche oder der Filterkuchen).

Und was passiert mit dem übrigen Müll?

Der Klärschlamm, der in der Kläranlage Wien produziert wird, wird in unseren Wirbelschichtöfen verwertet. Der Hausmüll bzw. gewerbeähnlicher Hausmüll kommt über die MA48 in die Hausmüllverbrennungsanlagen Spittelau, Pfaffenau, Flötzersteig bzw. in den Wirbelschichtofen Simmeringer Haide. Im Hausmüll landen oft Dinge, die für uns problematisch sind: zu große Teile wie z.b. Motorblöcke, Eisenbahnschienen. Man glaubt gar nicht, was alles weggeworfen wird! Zum Problem wird das für uns dann, wenn man diese Dinge nicht sieht und sie dann in der Anlage steckenbleiben. Das bedeutet dann Stillstand, bis der betroffene Gegenstand wieder entfernt ist. 

Fotocredit: Wien Energie/ EHM
Fotocredit: Wien Energie/ EHM

Finden in der Simmeringer Haide auch Christbäume ihre letzte Ruhe?

Christbäume landen üblicherweise in der Hausmüllverbrennungsanlage Pfaffenau, eher nicht in der Simmeringer Haide. Jede Anlage hat laut Abfallwirtschaftsgesetz gewisse Zulassungen und Genehmigungen für bestimmte Abfallkategorien, die in Abfallschlüsselnummern unterteilt sind.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Anlage?

Rund 200. Diese sind in unterschiedlichen Bereichen tätig – von der Sondermüllübernahme über die Betriebsführung und der Instandhaltung bis zur Anlagenreinigung und Standortpflege, die etwa den Winterdienst oder die Gartenarbeiten organisiert. Bei uns sind auch Lkw-Fahrer beschäftigt, die mit dem Schredder fahren oder Müllkranfahrer, die den Müll mischen und in den Ofen geben.

Quelle: Energieleben Redaktion

Foto: Wien Energie


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