Dieser Artikel wurde am 13. August 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!In der brasilianischen Megacity São Paulo hat es sich das Projekt Städte ohne Hunger (Port.: Cidades sem…
Dieser Artikel wurde am 13. August 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In der brasilianischen Megacity São Paulo hat es sich das Projekt Städte ohne Hunger (Port.: Cidades sem Fome) zur Aufgabe gemacht, Hunger und Armut mit ökologischem Landbau zu bekämpfen.

Gemeindegärten mit Perspektive

Mit knapp 20 Millionen Einwohnern hat São Paulo die drittgrößte Stadtbevölkerung hinter Tokio und Mexiko City. Ein Drittel von ihnen lebt im Ostteil der brasilianischen Metropole. Hier sind Arbeitslosigkeit, Analphabetismus und Kriminalität besonders hoch. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 32 Prozent. Eine Infrastruktur ist kaum vorhanden. Es gibt keine Perspektive.

Das Projekt Städte ohne Hunger möchte den Menschen hier seit 2004 genau das wiedergeben, eine Perspektive. Ökologisch bewirtschaftete Gemeindegärten sollen die soziale und wirtschaftliche Situation verbessern und Umweltprobleme mindern. Zum einen sorgen sie für die eigene Ernährungssicherheit, zum anderen kümmert sich das Projekt auch um Vertriebsmöglichkeiten, um den Menschen ein Einkommen zu ermöglichen und somit die Integration in die Gesellschaft.

Biologischer Anbau in der Metropole

Obst und Gemüse aus den Gemeindegärten werden biologisch erzeugt. Weder Pestizide noch synthetische Dünger kommen zum Einsatz. Gegen die Schädlinge wird Tabakwasser gespritzt. Gedüngt wird mit Hühnermist und Mischkulturen sorgen dafür, dass der Boden nicht einseitig ausgelaugt wird. Der ökologische Anbau bringt viele Vorteile für die Region: Die Wasseraufnahmekapazität der Böden wird erhöht, so dass mehr Regenwasser gespeichert werden kann und die Untergrundwasserreserven voller sind. Dadurch, dass organische Abfälle nun kompostiert werden und nicht auf Deponien landen, wird weniger klimaschädliches Methan gebildet. Nicht zuletzt erhöht mehr Grünfläche die Lebensqualität der Anwohner.

Wie alles begann

Hans Dieter Temp hat das Projekt Städte ohne Hunger im April 2004 ins Leben gerufen. In Rio de Janeiro studierte er BWL und machte im Anschluss eine Ausbildung zum Techniker für Landwirtschaft und Umweltpolitik an der Uni Tübingen. Nach Brasilien zurückgekehrt koordinierte er in São Paulo ein Programm der städtischen Landwirtschaft und arbeitete eine Zeit lang für das Bürgermeisteramt. Heute widmet er sich ganz dem Projekt und lebt mit seiner Familie im Projektgebiet.

Als er zum ersten Mal in die den Ostteil der Stadt kam, fiel ihm auf, dass viele Flächen ungenutzt waren oder als inoffizielle Müllhalden missbraucht wurden. Er begann, die Grundstücksbesitzer zu kontaktieren und schlug ihnen vor, die Flächen in Gärten umzuwandeln. Diese waren aufgrund der zahlreichen Strafzettel, die sie für die Müllberge bereits gesammelt hatten, mehr als bereit, bei diesem Projekt mitzumachen. Mittlerweile gibt es 21 Flächen mit insgesamt 100.000 Quadratmetern, die durch Städte ohne Hunger bewirtschaftet werden. Geerntet werden Obst, Gemüse, Getreide und Arzneimittelpflanzen.

Hilfe zur Hilfe

Städte ohne Hunger ist ein zukunftsweisendes Projekt, das im Angesicht der rasant wachsenden Millionenstädte in den Entwicklungs- und Schwellenländerländern immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Konzept ist auf jede Megacity übertragbar. Hans Dieter Temp stellt sich zur Beratung ähnlicher Projekte mit seiner Erfahrung und seinem Know-how zur Verfügung.

Aber auch die Gärten in São Paulo sollen weiter wachsen und gedeihen. Städte ohne Hunger ist ein unterstützungswertes Projekt, denn trotz Globalisierung und einer nie dagewesenen hohen Nahrungsmittelüberproduktion ist Essen nicht in jedem Teil der Erde etwas Selbstverständliches.

Zur Website von Städte ohne Hunger: http://cidadessemfome.org/de/

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Bildnachweis: © Städte ohne Hunger