Die kalte, düstere und windarme Jahreszeit mit niedrigen Wasserständen in den Flüssen führt alljährlich zu einem Tief in der Produktion erneuerbarer Energie. Der Ertrag sinkt in unseren Breiten auf unter zehn Prozent.
An der Universität für Elektrokommunikation in Tokio arbeiten Wissenschaftlerinnen an einer verblüffenden Alternative, die sich für uns, betrachtet man unseren heurigen Winter, nicht wirklich anbietet, aber allemal ein unerwarteter, spannender Ansatz ist: Strom aus Schnee! Doch in Japan, und auch das bestätigt sich heuer, finden sich enorm schneereiche Regionen, die manche von uns wegen der dort lebenden und in den warmen Quellen der Präfektur Nagano badenden Schneeaffen kennen.
Schnee konservieren
In Aomori, der „Stadt des blaugrünen Waldes“ an der Nordspitze von Honshū, der Hauptinsel Japans schneit es alljährlich derart intensiv, dass die gigantischen Schneemassen unter großem Aufwand ins Meer geschaufelt werden müssen. Das ist mit enormen Kosten, ca. 40 Millionen Euro, verbunden. In einer experimentellen Anordnung haben die Wissenschaftlerinnen Schnee in einem thermisch isolierten Becken gelagert und versuchen ihn möglichst lange zu konservieren. Das dahinterstehende Prinzip ist, den Temperaturunterschied zwischen dem Schnee und der von der Sonne erwärmten Umgebung zu nutzen. Energie entsteht durch die Verdampfung aus der gekühlten warmen Luft. Die dabei entstehende Konvektionsströmung treibt eine Turbine an. Je höher dabei der Temperaturunterschied ist, desto größer ist die Effizienz und umso mehr Strom kann erzeugt werden.
Auch wenn es noch keine konkreten Informationen zu Effizienz und Ausbeute gibt, vermuten die Wissenschaftlerinnen einen ähnlich hohen Wirkungsgrad, wie bei Photovoltaik. Ziel der Forschung ist die Realisierung von Kleinkraftwerken für nicht industrielle Unternehmen und Privathaushalte auch jenseits von Japan. Wenngleich die Skination Österreich einen anderen Verwendungszweck für den Schnee hätte, gibt es Regionen Europas, beispielsweise in Skandinavien, für die eine derartige Energiequelle sinnvoll wäre. Die Pilotphase läuft bis Ende 2023, man darf auf die Ergebnisse gespannt sein!
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Bild: Tom Shamberger, Pexels