Japanischer Staudenknöterich - Fotocredit: wikipedia.org/Gav - CC BY-SA 3.0
Japanischer Staudenknöterich - Fotocredit: wikipedia.org/Gav - CC BY-SA 3.0
Sowohl manche eingeschleppte, als auch heimische Pflanzen können sich in Ökosysteme einnisten und fast nicht mehr weg zu kriegen sein.
Dieser Artikel wurde am 3. Mai 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Oft denken wir bei invasiven Pflanzen vor allem an Neophyten, also von anderen Plätzen der Erde eingeschleppte Pflanzen. Die Problematik ist jedoch komplexer als wir glauben. Ein Großteil der Neophyten sind nämlich überhaupt nicht invasiv. Sie gliedern sich ins bestehende Ökosystem ein, und finden ihre Nische, ohne andere Arten zu verdrängen. Gleichzeitig gibt es aber auch heimische Pflanzen, die sich aktuell recht invasiv verhalten.

Was ist also der Grund dafür, dass manche Pflanzen andere verdrängen, und was können wir dagegen tun?

Neophyten

Pflanzen, die ursprünglich auf anderen Kontinenten entstanden sind, aber durch die Globalisierung eingeschleppt wurden, werden, wie bereits erwähnt, als Neophyten bezeichnet. Als invasive Neophyten werden etwa Kräuter wie das indische Springkraut, der Riesenbärenklau, die kanadische Goldrute, oder die Aufrechte Ambrosie (Traubenkraut) angesehen. Auch Bäume wie die Robinie und der Essigbau gehören zu den invasiven Neophyten.

Der Grund, warum sich all diese Pflanzen an einem neuen Standort viel stärker vermehren, wird häufig darauf bezogen, dass sie keine natürlichen Fressfeinde haben, das Klima zuträglicher ist, oder eine Kombination davon. Aber was steckt wirklich dahinter?

Die Kanadische Goldrute finden wir häufig entlag von Bahnstrecken, da sie unter anderem die Züge nutzt, um sich zu verbreiten. - Fotocredit: wikipedia.org/AnRo0002 - CC0 1.0
Die Kanadische Goldrute finden wir häufig entlang von Bahnstrecken, da sie unter anderem die Züge nutzt, um sich zu verbreiten. – Fotocredit: wikipedia.org/AnRo0002 – CC0 1.0

Gründe für die Ausbreitung

Bis zu einem gewissen Grad kann diese allgemein verbreitete Information der fehlenden Fressfeinde natürlich auch stimmen. Die Antwort darauf, warum diese Pflanzen sich so stark vermehren, müssen wir jedoch genauer betrachten. Das Thema ist vor allem deshalb zu differenzieren, da es auch heimische Pflanzen wie etwa den Efeu oder die Brombeere gibt, die sich in den letzten Jahren sehr stark ausgebreitet haben.

Als einen wesentlichen Grund für die starke Verbreitung scheint bei genauerer Betrachtung die veränderten klimatischen Bedingungen zu sein. Dies kann entweder die Temperatur, die Trockenheit, aber auch der Stickstoffgehalt in der Luft sein. Diese Bedingungen haben sich über die letzten Jahrzehnte nochmal sehr stark geändert. Dadurch wirkt es auf den ersten Blick so, als wären manche Pflanzen besonders invasiv gegenüber anderen.

Betrachten wir es aber von einem gesamtheitlichen Blickwinkel, zeigen sich lediglich die Pflanzen, die sich mit den jeweiligen Begebenheiten besser arrangieren können. Sie dienen dadurch vor allem auch als Anzeiger für all die klimatischen Veränderungen und instabilen Ökosysteme, was wir uns großteils auch selbst zuzuschreiben haben.

Beifußblättriges Traubenkraut, oder auch Ragweed genannt ist vor allem problematisch, da es oft allergische Reaktionen auslöst. - Fotocredit: wikipedia.org/Brunga - CC BY-SA 3.0
Beifußblättriges Traubenkraut, oder auch Ragweed genannt ist vor allem problematisch, da es oft allergische Reaktionen auslöst. – Fotocredit: wikipedia.org/Brunga – CC BY-SA 3.0

Worum geht es eigentlich?

Betrachten wir die Natur im Allgemeinen, gibt es immer wieder an manchen Standorten mehr von einer Pflanze als an anderen. Bei invasiven Pflanzen geht es hauptsächlich darum, dass sie dabei die anderen Arten nicht so stark verdrängen, dass diese aussterben, und somit die Biodiversität eines Ökosystems reduzieren.

Hier zeigt sich also vor allem, welche Ökosysteme resistent oder resilient gegenüber Veränderungen und Auswirkungen von außen sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir nichts gegen invasive Pflanzen tun, und der Natur schlichtweg ihren Lauf lassen sollen.

Was können wir tun?

Da sowohl das Problem der Neophyten, als auch der Klimaveränderungen zu großen Teilen den Ursprung beim Menschen hat, ist es durchaus sinnvoll, dass wir auch bei der Lösung mit eingreifen. Aber wie können wir sicherstellen, dass wir nicht noch mehr zerstören?

Es geht dabei nicht darum, dass die bedrohten Vertreter “schwächer” oder “anfälliger” sind. Viel mehr ist es eine Frage der jeweiligen Lebensräume. Alle stark spezialisierten Pflanzen benötigen ein sehr spezielles und stabiles Umfeld, um zu gedeihen. Wenn wir also darauf achten, diese immer seltener werdenden Lebensräume (Trockenrasen, Moore, etc.), inklusive ihrer klimatischen Bedingungen, nicht noch mehr zu zerstören, leisten wir bereits einen wichtigen Beitrag.

Efeu verbreitet sich teils auch rech weitläufig und invasiv, vor allem durch die milden Winter der letzten Jahre. - Fotocredit: unsplash.com/K8
Efeu verbreitet sich teils auch rech weitläufig und invasiv, vor allem durch die milden Winter der letzten Jahre. – Fotocredit: unsplash.com/K8

Zusätzlich können wir uns genauer damit beschäftigen, was sich nun in einer Region geändert hat, bzw. welche Faktoren ein Ausbreiten der invasiven Arten begünstigt oder auch behindert. Dann können wir ganz konkret die einen reduzieren und die anderen stärken.

Aber Prävention alleine reicht manchmal trotzdem nicht. Hat sich also eine invasive Art zu stark an einem Platz eingenistet, kann es auch notwendig sein, stärker einzugreifen. Dies können wir etwa durch regelmäßiges mähen, Wurzeln ausgraben, oder Ringeln tun. Wichtig ist vor allem, dass wir uns genau darüber informieren, welche Methoden bei den jeweiligen Pflanzen wirklich helfen, und welche die Verbreitung stattdessen sogar unterstützen.

Fazit

Die Thematik rund um invasive Pflanzen ist wesentlich komplexer als sie oft dargestellt wird. Wie bei so vielen anderen Problemen gibt es nicht die eine generell gültige Antwort und Lösung. Viel mehr müssen wir die Umfeld-Faktoren betrachten, die dazu geführt haben. Ein global entstandenes Problem kann selten durch lokale, punktuelle Einwirkung gelöst werden. Und das Problem der invasiven Pflanzen zeigt auch sehr schön, dass es nie nur eine Lösung gibt. Wir werden also dazu aufgerufen, ganzheitlich und kreativ zu denken, und nachhaltig zu agieren.

Quellen

de.wikipedia.org: Ringelung
www.mein-schoener-garten.de: Neophyten
unipub.uni-graz.at:Das Problem der Neophyten mit Beispielen aus Österreich
www.neophyt.ch
www.garten.ch: Heimische invasive Pflanzen gefährden Biodiversität
freudengarten.de: Die Verbreitung des-essigbaums verhindern oder ihn bekampfen