Was macht Trockenrasen so wertvoll für die ökologische Vielfalt?
Dieser Artikel wurde am 14. Oktober 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Jeder Boden hat eine andere Zusammenstellung an Nährstoffen, aber auch mehr oder weniger Lehm-, Sand- und Humusgehalt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Lebensräume für eine sehr vielfältige Menge an Pflanzen und Tieren. Heutzutage werden sehr viele Äcker aber auch sonstige Flächen gedüngt, um stark Nährstoff zehrenden Pflanzen ein gutes Umfeld zu schaffen.

Daraus könnte man ableiten, dass düngen immer gut ist, und mehr Nährstoffe immer besser sind. So einfach ist es jedoch nicht in der Natur. Jedes Ökosystem hat seine Wichtigkeit, da es unterschiedlichen Arten einen Lebensraum bietet, die sich auf die jeweilige Nische spezialisiert haben.

Was macht einen Trockenrasen aus?

Trockene und Halbtrockene Standorte sind Extremstandorte. Sie sind nährstoffarm, und daher ideal geeignet für schwachzehrende Pflanzen. Zusätzlich sind sie die artenreichsten Flächen. Anstatt von beispielsweise 10 Arten auf einer normalen Wiese wachsen hier 100 Arten, und davon sind 80 seltene Pflanzen, die auf der Liste der gefährdeten Arten stehen (die Zahlen sind eine grobe Schätzung).

Wacholder ist eine der gefährdeten Arten, die auf Trockenrasen gut gedeihen. – Photocredit: pixabay.com/uroburos

Wie entsteht die Diversität?

Im Trockenrasen sind bereits meist alle Samen diverser Pflanzen im Boden vorhanden und warten nur darauf, endlich genug Licht, Platz und sonstige günstige Bedingungen zu haben, um aus der Erde zu sprießen. Sobald also die richtigen Bedingungen herrschen – etwa durch naturnahe Beweidung – können viel mehr seltene Arten wachsen und sich daher auch noch weiter verbreiten.

Wacholder ist beispielsweise eine typische Weidepflanze, da er von Weidetieren wie etwa Schafen nicht gefressen wird. Wären manche Flächen nicht beweidet worden, hätte er sich im Gebiet des Naturparks Leiser Berge nie so stark verbreiten können.

Warum ist die Diversität so wichtig?

Sowohl ein dichter Wald als auch ein dicht verbuschtes Gebiet ist automatisch artenärmer, da keinerlei Licht und Platz für die anderen Arten zur Verfügung steht. Je lichter der Wald, umso mehr Arten finden ihre Nische, da auch diverse Gräser und Kräuter wachsen können. Die frühzeitlichen Wälder waren meist park-ähnlich locker bewachsen, und erlaubten so einen viel größeren Artenreichtum.

Steinige und Sandige Böden sind oft ein Zeichen für Trocken- oder Halbtrockenrasen. – Photocredit: wildnisleben.at/Alexander Ernst

Diese Diversität ist deshalb so wichtig, weil sie unsere regional sehr unterschiedlichen Ökosysteme stabilisieren. Dies liegt vor allem daran, dass diverse Kräuter und Büsche ganz enge ökologische Nischen bedienen. Diese liefern wiederum Lebensraum für diverse Insekten, die sich genau nur von diesen seltenen Pflanzen ernähren. Und wenn sich dort die Insekten vermehren können, steigt auch die Anzahl der Vögel, die sich speziell von diesen Insekten ernähren. Daraus entsteht ein ewig wachsender Kreislauf an Vielfalt.

Wie können wir sie besser schützen?

Naturnahe Beweidung kann Trockenrasen helfen, ihre Artenvielfalt zu behalten oder sogar zu steigern. Dies liegt vor allem daran, dass Büsche weggefressen werden, wodurch mehr Licht am Boden ankommt und mehr Platz gemacht wird.

Die meisten seltenen Pflanzenarten sind dabei jedoch in den seltensten Fällen davor gefährdet, von den Weidetieren gefressen zu werden, da sie teilweise ohnehin für sie ungenießbar sind. Außerdem blühen viele bereits recht früh im Jahr, wo die Tiere bei Halbjahresbeweidung noch gar nicht auf der Fläche sind.

Die Große Kuhschelle zählt ebenfalls zu den gefährdeten Arten. – Photocredit: de.wikipedia.org/Franz Xaver

Wo findet man sie heutzutage noch?

Der Naturpark Leiser Berge ist ein gutes Beispiel für Trockenrasen, die schrittweise wieder renaturiert werden. Dort finden sich gefährdete Pflanzen wie Wacholder, die Große und die Schwarze Kuhschelle, und diverse seltene Orchideen-Arten.

Fazit

Trockenrasen zeigen uns sehr eindrücklich, dass Lebewesen speziell in extremen Gebieten oder Situationen besonders herausgefordert sind, sich eine Nische zu suchen, wo sie wachsen und gedeihen können. Sie fördert in gewisser Weise die Kreativität für das Entwickeln einer Überlebensstrategie. Diese Botschaft finde ich für viele Bereiche unseres Lebens äußerst wertvoll.

Quellen

zobodat.at: Grüne Reihe Lebensministerium
naturparke.at: Trockenrasen Halbtrockenrasen
de.wikipedia.org: Rote Liste gefährdeter Arten