Wie man außer auf Fleisch zu verzichten seine Klimabilanz aufwertet
Dieser Artikel wurde am 30. Januar 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Jeder kennt es, das Argument der Vegetarier: eine pflanzliche Ernährung ist nicht nur besser für die Gesundheit, sondern auch für die Klimabilanz. Tatsache ist allerdings, dass nicht nur die Herstellung tierischer Produkte das Klima beeinflusst.

Habt ihr schon mal einen Klimacheck eures Lebensstils gemacht? Wenn ja, habt ihr sicher auch einberechnet, dass Einkaufen, Lagern und Kochen einen großen Anteil am CO2 Verbrauch eines Haushaltes haben. Rund 20 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase entstehen bei Anbau, Verarbeitung und Transport unserer Lebensmittel. Fakt ist auch: die Herstellung von Fleisch, Wurst, Milch und Milchprodukten verbraucht mehr Wasser und Energie als die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel. So werden bei der Produktion von 1kg Rindfleisch mehr als 13kg Treibhausgase freigesetzt – ein Kilogramm Gemüse verursacht nur ca. 150g. Eine ausgewogene Mischkost mit reduziertem Fleischkonsum und vorwiegend pflanzlicher Kost belastet das Klima also wirklich weniger, als eine fleischreiche Kost. Gemäß dem WWF könnten wir rund 7 Prozent der Emissionen vermeiden. Diese Zahl ist allerdings nur hochgerechnet, man muss bei den Studien sehr viele Daten annehmen. Trotz aller Hochrechnungen wird jedoch deutlich: unsere Ernährung schadet dem Klima mehr als der Verkehr! Hochgerechnet verursachen die Einwohner Deutschlands durch ihre Ernährung etwa 164 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (andere Emissionen, wie Methan etc. werden umgerechnet, daher Äquivalent), der Verkehr trägt 156 Millionen Tonnen zur deutschen Gesamtemission bei.

Was kann man noch tun, außer weniger Fleisch essen?

Auch beim Thema Klimafreundlichkeit ist ökologische Landwirtschaft der konventionellen vorzuziehen – Ökobauern verzichten auf energieintensive mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und fördern den Humusaufbau des Bodens, der dadurch mehr Treibhausgase speichern kann. Kauft man zusätzlich noch regional erspart man dem Klima viele Transportkilometer. Besonders negativ für die Umweltbilanz sind dabei Lebensmittel, die per Flugzeug transportiert werden. Wenn man auf Produkte wie Kaffee oder Bananen nicht verzichten möchte, leistet man durch den Kauf von Produkten aus dem Fairen Handel einen Beitrag zum Klimaschutz (und gleichzeitig zu mehr globaler Gerechtigkeit). Auch Produkte aus beheizten Gewächshäusern oder stark verarbeitete Produkte sind für das Klima schlecht – hier wird viel Energie für die Beheizung und Verarbeitungs- und Kühlprozesse benötigt. So verursachen getrocknete Produkte (z.B. aus Kartoffeln für Püree) bis zu 19-mal mehr Treibhausgase als das frische Produkt.

Doch nicht nur der Weg vom Feld zum Supermarkt beeinflusst das Klima, auch der Weg vom Supermarkt zum Verbraucher. Wer um regionale Bioprodukte zu kaufen 5km mit dem Auto zum nächsten Hofladen fährt, erhöht auch die CO2-Bilanz dieser Produkte bereits um ein Vielfaches. Besser wäre es, die 5km mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Das Lagern und Zubereiten von Lebensmitteln und das Spülen des Geschirrs machen übrigens bis zu 45 Prozent des Stromverbrauchs eines Haushaltes aus. Kühlschrank und Gefriertruhe sind ja meist rund um die Uhr im Einsatz und die wenigsten haben schon energieeffiziente Modelle der Klassen A++ und A+++. Diese Zahl hat mich schon etwas überrascht, ich sehe aber auch nicht wirklich eine Möglichkeit sie zu senken.

Zu guter Letzt noch eine gute Nachricht für alle Fleischesser: die Vermeidung von Abfällen bringt dem Klima sogar noch mehr als der Verzicht auf Fleisch! Also, immer brav das Schnitzel aufessen! Ein paar Energiesparmöglichkeiten für Zuhause:

  • Ein passender Topf- oder Pfannendeckel verkürzt die Kochzeit und reduziert den Energieverbrauch.
  • Der Topf sollte genau auf die Herdplatte passen, sonst verpufft ein Teil der Energie ungenutzt.
  • Ein Schnellkochtopf lohnt vor allem für größere Mengen (ab 2 kg) und Speisen mit längerer Gardauer.
  • Das Vorheizen des Backofens ist oft unnötig.
  • Lebensmittelabfälle und Reste vermeiden. So wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch euer Geldbeutel!

Natürlich liegt es wie immer nicht am einzelnen Verbraucher, aber wenn viele ihre Gewohnheiten umstellen müssen sich auch der Handel und die Gastronomie irgendwann danach richten und mehr auf ökologische, saisonale Produkte setzen. So haben dann die “kleinen Leute” doch etwas erreicht! Quellen: http://www.ernaehrung-bw.info/pb/,Lde/Startseite/Nachhaltigkeit/Was+hat+unser+Essen+mit+dem+Klima+zu+tun_ http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf

Ulrike Göbl, MA Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform.