Eine besondere Form von Permakultur.
Dieser Artikel wurde am 8. August 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wenn man sich ein bisschen länger mit Permakultur beschäftigt, stolpert man früher oder später über das Konzept der Waldgärten. Die Idee der Waldgärten wurde in unseren Breiten sehr stark vom Engländer Robert Hart geprägt, entstanden ist sie aber schon viel früher. Viele Naturvölker oder naturnah lebende Gruppen haben in mehreren Teilen der Erde bereits vor langer Zeit Wälder oder auch andere Flächen gezielt in Waldgärten umgewandelt.

Basierend auf den Permakultur-Prinzipien, die ich vor einigen Wochen vorgestellt habe, wird hier ein ganz spezieller Garten angelegt, der sich großteils auf mehrjährige Pflanzen spezialisiert. Es wird darauf geachtet, dass die Fläche optimal genutzt wird, und nach oben hin so viele Ebenen wie möglich mit einbezogen werden. Er kann entweder aus einer Wiese über Jahre hinweg aufgebaut, oder aus einem bereits bestehenden Wald schrittweise umgewandelt werden. Bei Letzterem wird gezielt die Diversität der Pflanzen erhöht, bzw. Nutzpflanzen gezielt vermehrt.

summer raspberries - forest garden
Waldgarten // hardworkinghippy @flickr.com

Struktur und Zusammensetzung

Um die Nutzung mehrerer Ebenen aufzubauen, braucht es die Baumschicht (meist Obst- und Nussbäume), Strauchschicht (Beeren- und Nusssträucher) und die Krautschicht, die aus mehrjährigen Gemüsearten und Kräutern besteht. Zusätzlich können einjährige Pflanzen verwendet werden, die sich ohne zutun über ihre Samen selbst vermehren. Ebenfalls können nutzbare Wurzeln als sowie Pflanzen, die sich vertikal über mehrere Schichten ziehen, als zusätzliche Schichten miteinbezogen werden.

Je nachdem wie viel Licht oder Schatten eine Pflanze braucht, bzw. wie lange sie zum Wachsen benötigt, werden zunächst Pionierpflanzen eingesetzt, die robuster sind und in weiteren Schritten das ideale Umfeld für andere, empfindlichere Pflanzen bieten.

Diverser Garten
Diversität // hardworkinghippy @flickr.com

Nachteile

Die Natur von mehrjährigen Pflanzen ist die, dass sie nicht in einem Jahr ausgewachsen sind, sondern drei, vier, fünf, zehn oder 20 Jahre benötigen, um ihr volles Potential zu erreichen. Wer also schnellen Ertrag sucht, wird von dieser Garten-Idee meist schnell enttäuscht. Auch wenn Teile des Gartens auch schon im ersten Jahr Ertrag liefern, so ist doch zu Beginn sehr viel mehr Pflege notwendig, und im Vergleich wenig Ernte.

Vorteile

Sieht man das Projekt jedoch auf längere Sicht, und ist bereit, einige Jahre Arbeit hineinzustecken, dann kann man die Vorteile des danach viel geringeren Pflegeaufwandes genießen. Die mehrjährigen Pflanzen wie Sträucher und Bäume liefern dann ohne viel Zusatzaufwand jedes Jahr aufs neue ihre Früchte, und außerdem noch Baumaterial.

Zusätzlich wird man im Idealfall durch einen höheren Ertrag pro Quadratmeter Fläche belohnt.

dichte Bepflanzung
dichte Bepflanzung // hardworkinghippy @flickr.com

Waldgärten in Österreich

Das österreichische Waldgarten-Institut hat sich auf die Erforschung dieses Themas in unserer Klimazone spezialisiert. In Ländern näher am Äquator – wo die meisten Waldgärten zu finden sind – ist die Lichtmenge übers Jahr wesentlich höher, wodurch meist eine intensivere Bewirtschaftung möglich ist. In unseren Breitengraden ist es hingegen z.B. notwendig, größere Pflanzabstände einzuhalten, um allen Pflanzen ausreichend Licht zu bieten.

Einen Waldgarten selbst anlegen

Auch wenn man bei „Wald“ schnell mal an große Flächen denkt, bedeutet das nicht, dass man diese auch braucht, um einen Waldgarten anzulegen. Im Grunde ist jeder Garten, der die bestehende Fläche auf so vielen Ebenen wie möglich nutzt als Waldgarten anzusehen. Das bedeutet auch, dass man jeden noch so kleinen Garten – sogar in der Stadt – zu einem Waldgarten verwandeln kann, indem man mehrjährige Pflanzen wie Bäume und Sträucher pflanzt, und somit die Fläche so effizient wie möglich nutzt.

Fazit

An der Idee der Permakultur hat mich von Anfang an fasziniert, dass man mit etwas mehr Wissen und gezielter Planung ein Umfeld schaffen kann, wo Pflanzen so wachsen und gedeihen können, dass viel weniger manueller Aufwand vom Menschen erledigt werden muss. Diese Idee zeigt sich im Waldgarten aus meiner Sicht als Königsdisziplin, und mein großer Wunsch ist es, irgendwann so einen ertragreichen, lebendigen, vielschichtigen Garten nutzen zu dürfen.

 

ähnliche Artikel der Autorin

Permakultur-Prinzipien im Überblick
Permakultur-Prinzipien im Alltag
Die heilende Wirkung des Waldes

weiterführende Quellen

http://waldgarteninstitut.at/
https://permakultur.wordpress.com/permakultur/beratung/waldgarten-selsbst-anlegen/
https://experimentselbstversorgung.net/das-grosse-handbuch-waldgarten/
https://www.youtube.com/watch?v=IBQCKK4sLhg (Forest Gardening with Robert Hart)

Bildquellen

Beitragsbild: Elisabeth Demeter
sonstige Bilder: flickr.com // hardworkinghippy


Mehr zum Thema Leben

Diese Kategorie beschäftigt sich mit allem, was das tägliche Leben berührt, um dieses nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Mit folgenden Links gelangst du der Reihe nach zu mehr Artikel in diesem Themenbereich für Einsteiger bis zu Profis.