Bio ist oft nicht regional – aus den verschiedensten Gründen
Dieser Artikel wurde am 22. Juli 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Biologisch, saisonal und regional einkaufen – das ist das Ideal für Manche! Ich hab es selbst versucht und herausgefunden, dass es extrem schwer ist, all diese Vorgaben gleichzeitig zu erfüllen. Abgesehen davon, dass in unseren Breiten manche Dinge (wie Bananen) einfach nicht wachsen, ist die Regionalität das größte Problem.

Rund 10% der Lebensmittel werden in Bio-Qualität gekauft – Tendenz steigend. Und dabei steigt die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln schneller, als der Anteil der Bio-Flächen (Österreich hat einen Anteil an Öko-Landbau von rund 20% – einer der höchsten Anteile in der EU, und trotzdem zu wenig). Daher werden immer mehr Bio-Erzeugnisse aus dem Ausland importiert. Und damit meine ich nicht nur Gemüse aus den Niederlanden oder Obst aus Deutschland – Äpfel kommen aus Neuseeland und Argentinien, Kartoffeln aus Ägypten, Dinkel aus der Ukraine und Soja aus China. Die Erzeugerpreise dort sind so niedrig, dass die Transportkosten kaum eine Rolle spielen. Nur die Umwelt leidet.

Wenn die Nachfrage so schnell steigt, warum wächst dann der Öko-Landbau nicht einfach auch schneller? Bio-Bauern dürfen weder Kunstdünger noch synthetische Pestizide einsetzen. Sie haben mehr Arbeit und weniger Ertrag. Sie bekommen zwar mehr Geld für ihre Erzeugnisse, doch das macht den Mehraufwand nur selten wett. Deshalb bekommen sie zusätzlich noch Prämien, die allerdings bisher relativ gering waren (seit 2014 haben sich die Förderungsbedingungen etwas geändert, doch nun jammern die ersten Länder, dass ihnen das Geld ausgeht, wenn noch mehr Bauern auf Bio umsteigen.)

Nachdem die Preise für konventionelle Lebensmittel im Vorjahr gefallen sind, während die von Bio-Produkten konstant blieben, zahlt es sich für Bauern mittlerweile jedoch tatsächlich aus, auf Bio umzusteigen. Der Umstieg ist allerdings auch alles andere als einfach – die Vorgaben sind weit strenger, oft stehen große Umbauarbeiten am Bauernhof an, um die Öko-Kriterien zu erfüllen. Vollspaltenböden, enge Boxen etc. werden nicht erlaubt, daher müssen die Ställe umgebaut werden. Außerdem braucht es immer auch genügend Außenfläche, um als Bio zertifiziert zu werden. Nicht nur, um die Tiere an die frische Luft lassen zu können, sondern auch, um den Dünger der Tiere verwerten zu können, ohne das Grundwasser mit Nitrat zu belasten. Doch Außenfläche ist mittlerweile sehr teuer geworden – liegen die Nahrungsmittel-Bauern doch in Konkurrenz mit den Biogas-Bauern. Biogas ist staatlich gefördert und der notwendige Mais muss irgendwo angebaut werden. Dank der Ökostromvergütungen können Biogas-Bauern höhere Pachtpreise bezahlen, bei denen die Nahrungsmittel-Bauern einfach nicht mithalten können.

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Hinzu kommt, dass Bio-Produkte mittlerweile auch beim Discounter angeboten werden. (siehe Artikel hier und hier). Nachdem diese deutlich billiger sind, als beispielsweise jene im Bioladen, müssen sie auch irgendwo günstiger hergestellt werden. Und das ist in Österreich nicht möglich. Daher werden viele Produkte aus dem günstigeren Ausland importiert. Fördermittel müssten anders verwendet werden, um diese Umstände zu ändern. Außerdem müssten externe Kosten für Schäden, die von der konventionellen Landwirtschaft verursacht werden, auch auf dem Kassenzettel stehen. Dazu zählen zum Beispiel das mit Nitrat verschmutzte Grundwasser, der Verlust der Artenvielfalt, der Klimawandel und Gesundheitsschäden durch Pestizide. Die Kosten scheinen an anderer Stelle auf, sie werden nicht vom Verursacher gezahlt sondern am Ende wieder vom Verbraucher. Würden die Kosten in die Preise der konventionell hergestellten Produkte eingerechnet, wären diese deutlich teurer und die Konsumenten würden vielleicht noch mehr zu Bio greifen. Das würde einen Masseneffekt auslösen und große Änderungen in die richtige Richtung bewirken. Das Bewusstsein für diese Umstände steigt – wir werden sehen, ob sich in den nächsten Jahren etwas ändert.

Quelle:
https://www.bmlfuw.gv.at/land/bio-lw/Bioweltmeister.html
https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1663-organic-world-2015.pdf
http://amainfo.at/ueber-uns/marktinformationen/
http://bioboom.de
http://kurier.at/wirtschaft/lebensmittel-viel-mehr-bio-geht-nicht-mehr/74.283.405
http://www.welt.de/wirtschaft/article145498506/Warum-der-Oekolandbau-trotz-Bioboom-stagniert.html

Bilder/Fotograf: 
https://unsplash.com/photos/o7Pvh_OKjeg, Michał Bielejewski
https://unsplash.com/photos/x0tEfA567gY, Mrigendra Chauhan

ulli goeblUlrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.