Wer kennt das nicht? Die 3 Stationen in der überfüllten U-Bahn Montag morgens fühlen sich wie eine Ewigkeit an. Welche Faktoren das individuelle Zeitgefühl beeinflussen wurde nun mit Hilfe einer VR-Simulation untersucht und gemessen.
Dieser Artikel wurde am 16. März 2023 veröffentlicht
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Forscher der Cornell Universität in den USA haben das individuelle Zeitgefühl bei U‑Bahn-Fahrten untersucht. Mithilfe von virtueller Realität haben sie die psychischen Auswirkungen von vollen Zügen auf die Studienteilnehmer beobachtet. Das Ergebnis: In überfüllten Zügen fühlten sich die Fahrten zehn Prozent länger an.

In der Studie wurden Studienteilnehmer in einer Virtual-Reality-Simulation der New Yorker U-Bahn platziert. Sie entdeckten, dass das Gedränge im virtuellen Zug dazu führte, dass die Zeit langsamer zu vergehen schien. Umso voller der Zug, desto länger fühlten sich die Fahrten an. Das Gedränge, erklärt die Doktorandin Saeedeh Sadeghi, erzeugt Stress und dadurch kommt einem eine Reise länger vor. Die Forschung trägt zu den Beweisen bei, dass sozialer Kontext und subjektive Gefühle unser Gefühl für den Lauf der Zeit verzerren und praktische Auswirkungen auf die Bereitschaft der Menschen haben können, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, insbesondere nach der Pandemie.

Gedränge erzeugt Stress und verändert das Zeitgefühl

In einer neuartigen Anwendung von VR testete das Cornell-Team die Zeitwahrnehmung in einer Umgebung, die eine systematische Kontrolle des Gedränges ermöglichte. Mehr als 40 Studienteilnehmer unternahmen fünf simulierte U-Bahn-Fahrten mit einer zufällig zugewiesenen Dauer von 60, 70 oder 80 Sekunden mit jeweils unterschiedlichem Gedränge. Nachdem sie Herzfrequenzmesser und VR-Brillen aufgesetzt hatten, um die U-Bahn-Szene zu betreten, hörten die Teilnehmer eine Ankündigung, “sich bitte von den sich schließenden Türen fernzuhalten”, gefolgt von dem Ding-Dong einer Glocke, als sich die Türen schlossen und das Geräusch einer U-Bahn, die beschleunigte. Die Reise endete mit dem Anhalten des Zuges und einem weiteren Glockengeräusch.

Auf jeder Testebene wurde eine Person pro Quadratmeter hinzugefügt. Eine Menschenmenge von 35 bis 175 Passagieren sammelte sich so virtuell um die Studienteilnehmer. Diese konnten sich im Waggon umsehen und die animierten Avatare von sitzenden und stehenden Fahrgästen, die ihre Position wechselten, auf Telefone schauten oder Bücher lasen, betrachten. Nach jeder Reise beantworteten die Studienteilnehmer Fragen darüber, wie angenehm oder unangenehm die Erfahrung auf einer Skala von 1 bis 7 war, und wurden gebeten, abzuschätzen, wie lange die Reise dauerte. Das Ergebnis: Überfüllte Fahrten dauerten im Durchschnitt etwa 10% länger als die am wenigsten überfüllten Fahrten. Die Verzerrung der Zeit bezieht sich auf den Grad des erlebten Vergnügens oder der Unlust, wobei sich unangenehme Reisen 20% länger anfühlen als angenehme. Dies führen die Autoren auf die Aktivierung emotionaler Abwehrsysteme zurück, wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihr persönlicher Raum verletzt wird.


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