Das Pflanzen von Bäumen ist keine einfache Klimalösung. Anstatt der Umwelt zu nützen, kann großflächiges Aufforsten sogar das Gegenteil bewirken. Finanzielle Anreize, Bäume zu pflanzen, können nach hinten losgehen, weil die Biodiversität eingeschränkt wird. Zudem wird die Menge an Kohlenstoff, die neue Wälder aufnehmen können, möglicherweise überschätzt.
Dieser Artikel wurde am 17. November 2021 veröffentlicht
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Bislang galt es als selbstverständlich, dass Bäume ein enormes Potenzial haben, Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern. Vielerorts galten Baumpflanzkampagnen als Schlüsselelement zur Bekämpfung des Klimawandels. So waren die Versprechen, immer mehr Bäume zu pflanzen, ein Merkmal der Parlamentswahlen in Großbritannien im Jahr 2019. In den USA hat Präsident Donald Trump für die “Trillion Trees Kampagne” geworben. Eine weitere große Baumpflanzinitiative heißt Bonn Challenge. Dabei werden die Regierungen weltweit aufgefordert, bis 2030 350 Millionen Hektar abgeholztes Land wiederherzustellen. Bisher haben sich rund 40 Nationen der Idee angeschlossen.

Wissenschaftler haben jedoch vor einer überstürzten Aufforstung neuer Wälder gewarnt. Sie weisen darauf hin, dass es sich im Rahmen der Bonn Challenge bei fast 80% der bisher eingegangenen Verpflichtungen um die Anpflanzung von Monokulturplantagen oder eine begrenzte Mischung von Bäumen handelt, die bestimmte Produkte wie Obst oder Kautschuk produzieren. In einer Studie wurde die Aufforstungspolitik Chiles analysiert, die gemeinhin als die weltweit einflussreichste angesehen wird. Das Ergebnis: Laxe Kontrollen und Budgetbeschränkungen führten dazu, dass einige Landbesitzer einheimische Wälder einfach durch profitablere neue Baumplantagen ersetzten. Die von Bäumen bedeckte Fläche wurde zwar erweitert, aber die Fläche des einheimischen Waldes verringert. Biodiversität, und nicht die Anzahl der Bäume, ist laut der Studie aber der entscheidende Faktor zur Speicherung von Kohlenstoff.

Eine zweite Studie untersuchte, wie viel Kohlenstoff ein neu gepflanzter Wald aus der Atmosphäre aufnehmen kann. Die Forscher nahmen sich Nordchina als Studienobjekt vor. Dort hat die chinesische Regierung intensive Baumpflanzungen verordnet. Bei der Betrachtung von 11.000 Bodenproben aus aufgeforsteten Parzellen fanden die Wissenschaftler heraus, dass in kohlenstoffarmen Böden das Hinzufügen neuer Bäume die Dichte von organischem Kohlenstoff erhöht. Aber wo die Böden bereits reich an Kohlenstoff waren, verringerte das Hinzufügen neuer Bäume diese Dichte. Das bedeutet, dass durch mehr Bäume, Kohlenstoff freigesetzt wird. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass frühere Annahmen darüber, wie viel organischer Kohlenstoff durch das Pflanzen neuer Bäume fixiert werden kann, wahrscheinlich eine Überschätzung sind. Sie betonen, dass Aufforstung viele Details und Gleichgewichte verschiedener Teile berücksichtigen muss, und sicher nicht alle unsere Klimaprobleme lösen kann.


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Bild: Virginia State Parks