Wie umweltfreundlich ist Biodiesel wirklich? Eine bisher unveröffentlichte Studie im Auftrag der Europäischen Kommission stellt dem “grünen” Treibstoff aus Pflanzen ein schlechtes Zeugnis aus.
Dieser Artikel wurde am 21. Mai 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ende Jänner kamen alarmierende Zahlen an die Öffentlichkeit. Laut Studie weist aus Raps, Palmöl und Soja erzeugter Biodiesel eine schlechtere CO2-Bilanz auf als aus Erdöl gewonnener Treibstoff. Die Abholzung von Regenwäldern, Einsatz von Düngemitteln und die Verknappung von Lebensmitteln zur Gewinnung von Biodiesel lassen die vermeintlich klimaschonende Alternative in einem ganz schlechten Licht erscheinen.

Die Nachrichtenagentur EurActiv berichtete über die Studie, die alle drei Pflanzenöle im Minus sieht, wobei Palmöl am schlechtesten abschneidet: Bei der Produktion von Treibstoff aus Erdöl mit einem Heizwert von einem Megajoule strömen 87,5 Gramm CO2 in die Atmosphäre, bei Diesel aus Palmöl sind es rund 105 Gramm.

Mehr Emissionen als vermutet

Eigentlich sollte die Herstellung von Biodiesel klimaneutral ablaufen: Bei der Verbrennung der pflanzlichen Öle wird ja nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Pflanze beim Wachstum an sich bindet. Stellt man der CO2-Bindung allerdings noch – wie bei allen anderen Klimabilanzen üblich – die bei Anbau, Herstellung und Nutzung anfallenden Emissionen gegenüber, ändert sich das Bild gewaltig.

Bei der Düngung der Felder, der Herstellung und dem Transport des Treibstoffs fallen zusätzliche Emissionen an. Am fatalsten wirkt sich die Rodung des Regenwaldes für den Sojaanbau aus, schließlich binden die tropischen Wälder Unmengen von CO2.

“Indirekte Landnutzungsänderung”

Für die schlechte Ökobilanz von Biodiesel ist zu einem großen Teil die sogenannte “indirekte Landnutzungsänderung” verantwortlich, ein Effekt, der zuvor nicht mitberechnet worden war. Wenn auf einem Acker Energie- statt Nahrungspflanzen angebaut werden, können weniger Lebensmittel produziert werden und ihre Preise steigen. Dadurch erhöht sich wiederum der Anreiz für die Bauern, neue Flächen für deren Produktion zu erschließen. Zum Beispiel eben Regenwälder.

Erste Studienergebnisse, die eine Korrelation zwischen der Zunahme von Energiepflanzen an einem Ort und dem Verschwinden von Urwäldern an ganz anderen Stellen der Erde belegten, wurden von der EU-Komission unter den Tisch gekehrt. Die Bauernverbände und Energiepflanzen-Lobby wollen eine  Berücksichtigung der indirekten Landnutzungsänderung in der EU-Nachhaltigkeitsverordnung verhindern. Schließlich könnte der Rapsanbau in Österreich zur Abholzung von Regenwald in Brasilien führen – ohne dass der österreichische Bauer etwas daran ändern kann.

Vielleicht geht es der EU ja um eine Unabhängigkeit von Gas- und Ölimporten oder um die Förderung der europäischen Landwirtschaft. Klimaschutz schaut jedenfalls anders aus.

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