Es ist eigentlich allen Menschen bekannt und der Film „Landraub“ führt es uns erneut drastisch vor Augen: Der Hunger ist kein Produktionsproblem, sondern ein Problem der Verteilung, ja des „Mundraubs“. Das globale Ernährungssystem der Lebensmittel-Industrie-Mafia interessiert sich überhaupt nicht für die Bedürfnisse der Menschen – und der Mitwelt – sondern einzig und allein für die Maximierung von Gewinnen, die an sich nur Zahlen in den Dateien der Börsenrechner sind, aber in der Realität Mensch und Mitwelt morden. Die Ziele der neuen 2030 Agenda der Vereinten Nationen sind das Papier nicht wert, auf dem sie – vielleicht – gedruckt sind, wenn nicht das gesamte globale Mafiasystem zerschlagen wird.
Seit Jahrhunderten wird der Absolutismus nur hinter anderen Masken versteckt
Genau, wie Dostojewski es in seinem Werk „Die Brüder Karamasow“, im Kapitel über den Großinquisitor erklärt, werden die Menschen um die Früchte ihrer Land-Arbeit betrogen und sie mit Almosen abgespeist (https://www.energieleben.at/nachhaltigkeit-braucht-eine-neue-magna-charta/). Auf den fruchtbaren Flächen Afrikas werden massenhaft Lebensmittel für den europäischen und Saudi Arabischen Markt angebaut und in Afrika stirbt alle 6 Sekunden ein Kind aufgrund von Mangelernährung. Die Ziele der gerade beschlossenen Nachhaltigkeitsagenda 2030 widersprechen sich gegenseitig, ja heben sich gegenseitig auf. Eine nachhaltige Landwirtschaft (Ziel Nr. 2) und Bewahrung der Ökosysteme und Bekämpfung der Landdegradation (Ziel Nr. 15) behindern ebenso das angestrebte allgemeine Wirtschaftswachstum (Ziel Nr. 8) und nachhaltige Industrialisierung (Ziel Nr. 9). Wenn also letztlich nur eine Marktbereinigung im Interesse der Monopolisten, wie beispielsweise Nestle erreicht werden soll, wird der Hunger weiter zunehmen. Seit der letzten Nachhaltigkeitsagenda aus dem Jahr 2000 hat sich die Situation verschlechtert und nicht verbessert. Die absolute Macht der transkontinentalen Konzerne wurde gefestigt und Jean Ziegler wirft diesem System mit Recht Kannibalismus vor. An die Stelle der adeligen – von Gott erwählten – Fürsten sind die Finanzkonzerne getreten, die heute sogar mit weit mehr Macht ausgestattet sind. Es werden und wurden stets weltweit mehr Lebensmittel erzeugt, als alle Menschen je verzehren könnten. Trotzdem gibt und gab es Hunger und Armut.
Ein egoistisches Wirtschaftssystem kann nicht nachhaltig werden
Nachhaltigkeit, oder eine enkelgerechte Zukunft beinhaltet Solidarität mit der gesamten Mitwelt, also den „Mit-Menschen“ und der „Mit-Umwelt“, letztlich die Einsicht, dass der Mensch ein Teil der Mitwelt ist und diese in dem Augenblick anfängt zu zerstören, in dem er sich separiert. Alle Menschen sind von Geburt an altruistisch und werden nur in den aktuell noch dominierenden Ländern zu Egoisten erzogen, die ausschließlich für sich kämpfen sollen. Der Effekt ist zum einen ein permanenter Kriegszustand und – natürlich – zum anderen eine immer größere Zahl der Verlierer, da nicht alle gewinnen können. Da dieser Krieg nun bald 5000 Jahre dauert (siehe David Graeber: Schulden – die ersten 5000 Jahre), haben sich die Gewinner, welche natürlich ihre gewonnene Position nach Möglichkeit an ihre Erben weitergeben, eine immer größere Machtposition ausgebaut. Alle andern haben dadurch natürlich eine immer geringere Chance, überhaupt einen „Sieg“ zu erringen. Genau dieser Zustand spiegelt sich in der „Eigentumsverteilung“ wieder, die nunmehr global einer immer kleiner werdenden Gruppe immer mehr „Eigentum“ verschafft. Die Familie Rothschild verfügt inzwischen über ein geschätztes Vermögen von 1 Billion Dollar (taucht natürlich in keiner „Forbes-Liste“ auf), kontrolliert die 50 weltweit führenden Banken und damit den „freien Markt“. Familie Rockefeller verfügt über etwa 350 Milliarden Dollar und taucht auch auf keiner Rangliste auf. Diese „Weltbeherrscher“ dominieren, ungenannt von den Medien mit ihrem „Vermögen“ den Markt, auch der Nahrungsmittelindustrie, der eben niemals frei war, weil sofort Monopole – zumeist blutig – erkämpft wurden. Welche Möglichkeiten sich für dann noch afrikanische, indische, südafrikanische, ja auch europäische Kleinbauern bieten können, kann man sich vorstellen.
Die Zukunft liegt in der Hand der Menschen
Hoffnung machen, auch von den Medien bisher totgeschwiegene Bewegungen einer wachsenden Zahl von Menschen, die einfach die „Macht des Geldes“ ignorieren, sich zusammenschließen und gemeinsam ihre Zukunft in die Hand nehmen. In fast allen diesen Fällen, wo sich Genossenschaften, Gemeinschaften, Kollektive bilden, ist die „Mitwelt“ ganz selbstverständlich Teil der Gemeinschaft. Die Menschen wissen, dass diese Mitwelt die einzige ist, die sie haben, die sie ernähren kann und muss. Natürlich werden sie, wenn sie „das System“ stören, immer wieder gewaltsam vertrieben (siehe den Film: „Landraub“), aber an vielen Orten sind sie bereits so zahlreich – und damit eben einfach mächtig –, dass sie nicht mehr so leicht zu vertreiben sind. In diesen Regionen zählen dann die Vermögen der Mafia nicht mehr, das Geld verliert seinen alles beherrschenden Wert.
Die die Zukunft entscheidende Erfahrung dieser Menschen ist, dass sie sich sehr wohl ausreichend und sogar viel besser selbst ernähren können. Kleinbauern in aller Welt erzielen mit manchmal archaischen Mitteln höhere Erträge pro Flächeneinheit als industrielle Betriebe. Eine ebenso wichtige Erfahrung in den Gemeinschaften ist die gegenseitige Achtung, die gleichberechtigte Wahrnehmung aller Mitglieder. Der „Existenzkampf“ jedes gegen jeden ist zu Ende, jeder hat eine Chance zu leben und muss auch nicht mehr, durch die Anhäufung von „Eigentum“ zeigen, wie erfolgreich er in diesem Kampf ist. Dieser Planet konnte und kann alle Menschen ernähren, die hier leben, nach aktuellem Stand mindestens 14 Milliarden. Es gibt also eigentlich keinen Grund zur Sorge, man muss nur anfangen, den überall vorhandenen Reichtum gerecht zu verteilen.
http://www.landraub.com/Der-Film/
http://www.thurnfilm.de/de_doku_10Milliarden.php
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/verunreinigte-lebensmittel-zwei-millionen-tote-pro-jahr-a-1026878.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/heutiges-ackerland-koennte-vier-milliarden-menschen-mehr-ernaehren-a-914457.html
http://taz.de/Landgrabbing-in-Deutschland/!5208491/
http://taz.de/Deutsche-Entwicklungspolitik/!5021345/
http://taz.de/Kleinbauern-Aktivist-aus-Mali/!5013345/