Bornholm, diese kleine, rautenförmige Insel mit 40.000 Einwohnern in der Ostsee, ist berühmt für unberührte Natur, ihre malerischen Fischerdörfer und ihre Kunst- und Handwerkstradition. Mit der Behauptung, dass es dort mehr Sonnenstunden gibt als irgendwo sonst in Dänemark, ist sie als „Sonneninsel“ bekannt und zieht jedes Jahr Tausende von Touristen an. Mit Kreislaufwirtschaft will die Insel nun auch abfallfrei werden.
Diese Lösung ist mutig – die Insel hat sich verpflichtet, auf „Zero Waste“ umzusteigen. Das bedeutet, dass bis 2032 kein Abfall verbrannt oder auf Deponien abgelagert wird. 2032 ist auch das Jahr, in dem Bornholms Verbrennungsanlage, die derzeit fast den gesamten Müll verbrennt, der nicht recycelt werden kann, das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Ersetzt werden soll die Anlage also nicht.
Das ist eine große Herausforderung, nicht zuletzt, weil die Dänen die meisten Abfälle pro Person in der Europäischen Union erzeugen und zu den höchsten Abfallproduzenten der Welt gehören. Dies liegt daran, dass Dänemark über 23 hochmoderne Verbrennungsanlagen verfügt, die den von Dänen produzierten und von anderswo importiertem Müll verbrennen und ihn in Energie umwandeln, welche die Fernwärmesysteme und das Stromnetz des Landes mit Strom versorgt. Diese „Waste-to-Energy“-Strategie positionierte Dänemark als weltweiten Vorreiter bei der Umleitung von Abfällen von Deponien und wurde in der Vergangenheit als umweltfreundlichere Lösung für Müll gelobt. Allerdings werden bei der Müllverbrennung immer noch Treibhausgase freigesetzt, was dem dänischen Klimaziel, seine Emissionen bis 2030 um 70 % zu senken, nicht zugutekommt. Außerdem spart es weitaus weniger Energie und Ressourcen als Recycling. Viele Gründe, warum die Regierung die Müllverbrennung bis 2030 um ein Drittel reduzieren will.
Auf Bornholm werden derzeit etwa 70% der 80.000 Tonnen Abfall recycelt. Etwa 25 % werden verbrannt und die letzten 5 %, meist giftige Stoffe, die nicht verbrannt werden können, landen auf der Mülldeponie. Eine der Hauptstrategien von Bornholms Null-Abfall-Vision besteht darin, das Potenzial von organischem Abfall oder Biomasse zu nutzen.
Biogasanlage für Bornholm
Eine Biogasanlage soll einen Teil der riesigen Mengen an Schweineabfällen der Insel in erneuerbares Gas umwandeln, das für Heizung und Strom verwendet wird. Die Schweinehaltung ist auf Bornholm ein riesiger Wirtschaftszweig. Jedes Jahr werden 500.000 Schweine geschlachtet. Die Anlage verarbeitet jährlich 120.000 Tonnen organischen Abfall und produziert so genug Gas, um fast ein Fünftel der Haushalte der Insel mit Strom zu versorgen. Bei dem Abfall handelt sich hauptsächlich um Mist von Kühen und Schweinen, aber auch Schlachtabfälle, und einige Industrieabfälle, wie Öl.
Der Abfall muss bei 70C desinfiziert werden. Anschließend wird es von Bakterien gefressen, die Gas produzieren, das über einen Generator in Strom umgewandelt wird. Der verbleibende Schlamm, der sogenannte Gärrest, geht zurück an die Landwirte und wird dort als Dünger verwendet. Die Anlage kann nur etwa 20% der Schweineabfälle der Insel verarbeiten und hat daher bei der örtlichen Regierung eine Erweiterung auf das Vierfache ihrer derzeitigen Größe beantragt.
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