Die Milch macht’s. Oder doch nicht? Welchen Einfluss hat Milch eigentlich auf Umwelt und Gesundheit?
Dieser Artikel wurde am 27. November 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wer hat sie noch nicht geführt, die Diskussion zum Thema Milch? Kuhmilch – und alle daraus erzeugten Produkte – werden seit mindestens 6000 Jahren in Europa vom Menschen konsumiert. Spätestens seit dem vermehrten Aufkommen der Laktoseunverträglichkeit, wird immer öfter hinterfragt, ob Milch eigentlich gut für unseren Körper ist. Parallel gibt es auch Debatten, ob wir mit dem Verzicht auf Milch nicht auch der Umwelt etwas Gutes tun könnten. Kein anderes Lebensmittel hat offenbar so viele Fans und Feinde gleichzeitig. Was ist dran an den Vor- und Nachteilen?

Die Milch als Kulturgut

Seit wir Menschen Nutztiere halten, leben wir auch von ihren Produkten, wie etwa der Milch. Durchschnittlich konsumieren wir ein Glas Milch pro Tag und 22kg Käse im Jahr. In Käsespätzle, im Kaiserschmarrn, beim Geschnetzelten, in den Palatschinken und in dem Melange, überall ist Milch drinnen. Eine österreichische Küche ohne Milchprodukte ist fast undenkbar. Und da haben wir an „Käse schließt den Magen“, Frischkäse zum Frühstück oder das Butterbrot noch gar nicht gedacht. Also, egal welche Argumente nun kommen sollten, um gegen den Milchkonsum zu wettern, eines ist uns zu diesem Zeitpunkt schon bewusst: auf Milch zu verzichten ist in unserer Gesellschaft gar nicht mal so einfach! Evolutionsbedingt gesehen wäre es eigentlich gar nicht mehr notwendig Milch zu trinken.  Unser Körper hat sich quasi dem Milchkonsum angepasst. Der menschliche Körper hat begonnen Laktase zu produzieren, damit wir Milch besser vertragen können – zum Beispiel in Hungersnöten, um im Notfall die Muttermilch eines anderen Säugetieres vertragen zu können. Die Intoleranz haben wir also nicht erst entwickelt, sondern vielmehr haben wir Menschen die Toleranz gegenüber dem Milchzucker aufgebaut. Allerdings nicht alle von uns, diese werden eben als „Laktoseintolerant“ gekennzeichnet.

Fotocredit: Mira Nograsek // Die Massentierhaltung ist verantwortlich für 18% der globalen Treibhausgase.

Ist denn Milch gesund? 

Trotzdem soll Milch ja sehr gesund sein! Es enthält viele Proteine, Kalzium, Kalium, Jod, Vitamin B12, Magnesium und Selen. Allerdings enthält sie auch einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, die zu einem erhöhten Cholesterinwert führen können.  Außerdem wurde in einer Studie in Harvard nachgewiesen, dass bei einem erhöhten Milchkonsum das Kalzium in den Knochen wieder abgebaut wird. So bewirkt die Milch genau das Gegenteil, dass sie eigentlich sollte – unsere Knochen schwächen. Und dann kommen wir noch mal zur Intoleranz zurück – denn eigentlich sollten wir doch nur als Babys Milch zu uns nehmen und zwar die der Mutter! Tatsächlich sind wir Menschen die einzigen Säugetiere, die die Milch einer anderen Spezies trinken. Skurril, oder etwa nicht? In Asien kommen die Menschen übrigens prima ohne Milchprodukte aus und leiden seltener an Zivilisationserkrankungen wie Diabetes, Krebs und Übergewicht. Ein Leben ohne Milch kann daher genauso gesund sein, wie eines mit.

Welchen Einfluss hat die Milch auf unsere Umwelt?

Möchten wir ein Glas Milch trinken, werden dafür ganz schön viel Energie und Ressourcen in Bewegung gesetzt. Durchschnittlich verbraucht die Herstellung von einem Liter Milch etwa 100 Liter Wasser und 2,4  kg Kohlendioxid. Letzteres ist ungefähr so viel wie beim Verbrennen von einem Liter Benzin entsteht. Hier ist allerdings „nur“ die Rede von der Futtermittelerzeugung und dem Ausstoß von Methangas der Kuh. Transport, Verpackung, Lagerung und Handel ist hierbei noch nicht berücksichtigt. 97% der der Sojaproduktion aus Übersee, die auch zur Vernichtung der Regenwälder beiträgt, wird als Futtermittel für die Massentierhaltung verwendet. Das Getreide, dass die Milchkühe als Futtermittel bekommen, könnten wir locker selber essen und dabei würden weniger Energie und Ressourcen verbraucht werden. Im Vergleich verbraucht ein Bio-Soja-Drink aus Österreicher rund 86% weniger CO² als Kuhmilch. Die Erzeugung von Hafer-Drink braucht im Vergleich um 80% weniger Land und verbraucht 60% weniger Energie als die Produktion von Kuhmilch. 

Fotocredit: Mira Nograsek // Wo Milch ist, ist auch ein Kalb, das kurz nach der Geburt vom Muttertier getrennt wird.

Fazit

Milch hat definitiv unsere Kultur geprägt. Sie hat unseren Speiseplan maßgeblich beeinflusst, unser Körper hat sogar ein eigenes Enzym dafür entwickelt und die Milchkühe zieren unser Landschaftsbild. Nichtsdestotrotz muss Milch nicht immer gesund sein. Es kommt auf die Menge an, die wir verzehren und ob wir Menschen sie überhaupt gut verdauen können. Ganz egal ob wir von Milch oder Fleisch sprechen – Mittlerweile wissen wir ganz genau; Massentierhaltung verursacht 18% der globalen Treibhausgase. Die Reduktion von beidem – daher nicht nur Fleisch, sondern auch Milch – ist untrennbar mit Umweltschutz verbunden. Es heißt nicht, man müsse auf Milch und alle Produkte die daraus entstehen gänzlich verzichten, aber ein bewussterer Umgang damit sollte in Zukunft mehr und mehr stattfinden. Milch sollte weniger ein Lebensmittel sein, sondern vielmehr ein Luxusprodukt, das wir uns für spezielle Anlässe kaufen, oder einmal die Woche zelebrieren.

Quellen und nützliche Links:


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