Wieso bekommt der Presena Gletscher in den italienischen Alpen jedes Jahr ein weißes Sommerkleid verpasst?
Dieser Artikel wurde am 2. September 2020 veröffentlicht
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Die Erderwärmung ist ein Faktum, das sich nicht mehr verleugnen lässt. Verschiedenste Auswirkungen sind für den Laien mit freiem Auge sichtbar, so auch das schmelzen der Gletscher. In Italien am Presena Gletscher kann man es sogar hören, ein stätiges tropf, tropf, tropf verheißt nichts Gutes, auf einem Berg, auf dem man vor etwas mehr als 20 Jahren noch den gesamten Sommer hindurch Schifahren konnte. Seit 1993 ist hier rund ein Drittel der Eismasse geschmolzen. Doch seit ein paar Jahren, seit 2008, versucht man in den italienischen Alpen das Schmelzen des Gletschers zu verlangsamen.

Jeden Frühling wird der Presena Gletscher in spezielles weißes Geotextil gehüllt, um im Herbst wieder ausgepackt zu werden.  Es dauert mehrere Wochen die insgesamt 100.000 Quadratmeter Gletscher einzupacken. Doch die Arbeit lohnt sich, denn das an der Uni Mailand entwickelte Material reflektiert rund 60 bis 90 Prozent der Sonneneinstrahlung, wodurch das Eis weniger Erwärmung ausgesetzt ist und langsamer schmilzt.

Der Presena ist nicht der einzige Gletscher in den Alpen, der wegschmilzt. Geowissenschaftler prognostizieren, dass im besten Fall rund zwei Drittel der Eismassen in den Alpen bis zum Ende dieses Jahrhunderts verschwunden sein werden, im schlechtesten Fall, werden die Alpen dann vollkommen eisfrei sein. Doch Einpacken ist nicht für alle Gletscher eine Lösung, es funktioniert nur bei kleinen Gletschern. Außerdem macht es nur Sinn wenn der Gletscher wirtschaftlich bedeutend für die jeweilige Region ist. Im Falle des Presenas sind diese Punkte erfüllt, er ist relativ klein und Bergtourismus ist im Prinzip die Haupteinnahmequelle der Region. Hier rentiert es sich also, dass man jährlich rund eine halbe Million Euro für das Ein- und Auspacken des Gletschers ausgibt.

An der Universität von Utrecht wird gerade an einer anderen Methode zur Bewahrung von Gletschern gearbeitet, die auch bei größeren Gletschern angewendet werden kann. Eine dicke Schneedecke reflektiert auch Sonnenlicht und schützt so das Eis vor Erwärmung und dem Schmelzen. Deshalb entwickelt man an der Uni Utrecht eine Art von Kunstschnee, die durch Schneekabel auf das Eis des Gletschers gebracht wird und es so isoliert. Doch auch diese Methode wird nicht alle 240 Gletscher dieser Welt retten können, sondern nur einen Bruchteil von ihnen.


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