In der südfranzösischen Atomanlage Marcoule ist es heute, Montag, um 11:45 Uhr zu einer Explosion gekommen. Laut Behörden und Feuerwehr bestand die Gefahr, dass radioaktives Material aus der Anlage in der Nähe von Avignon entweichen könnte.
Einer von fünf Industrieöfen, in denen leicht radioaktive Abfälle aus Metall verschmolzen werden, ist explodiert. Der Grund für die Explosion ist noch unbekannt; es gab ein Todesopfer und vier Verletzte. Alle fünf betroffenen Personen erlitten Brandverletzungen.
Nach fünf Stunden: Unfall für beendet erklärt
Rund um die Atomanlage wurde zunächst eine Sicherheitszone eingerichet. Aber nur vorübergehend: Die französische Atomaufsichtsbehörde (ASN) hat den Unfall in der Nähe der Atomanlage Marcoule schon am Montagnachmittag offiziell für beendet erklärt. Der Zwischenfall habe keinen Austritt von Radioaktivität zur Folge. Es seien keine Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung nötig. Damit löste die Atomaufsicht ihren Krisenstab wieder auf.
Keine aktiven Reaktoren in Marcoule
Bei Marcoule handelt es sich um eine Anlage, die auf den Umgang mit bereits genutztem radioaktivem Material spezialisiert ist. Klassische Atomreaktoren gibt es dort nicht (mehr). Die Anlage wird zum Teil vom staatlichen französischen Atomkonzern Areva für die Aufarbeitung abgebrannter Uran-Brennstäbe genutzt und dient ansonsten Forschungszwecken.
Frankreich ist mit 58 Reaktoren der größte Atomstromproduzent Europas. Auch nach dem Unglück von Fukushima hält die Regierung an der Atomkraft fest und verweist auf die Sicherheit französischer Atomkraftwerke.
Ursprünglich militärische Nutzung der Anlage
In Marcoule wurde 1956 das erste Atomkraftwerk Frankreichs in Betrieb genommen. Die Leistung betrug damals nur 2 Megawatt. Es folgten zusätzliche, stärkere Reaktoren mit 38 Megawatt. Die Aufgabe der drei Reaktoren war nach Angaben einer atomkraft-kritischen Publikation militärisch: es ging um die Herstellung von waffenfähigem Plutonium.
Komplexe Eigentumsverhältnisse
Die Atomreaktoren in Marcoule sind schon seit längerem abgeschaltet. Das letzte Kraftwerk am Standort war ein “Schneller Brüter”, der erst 2010 den Betrieb eingestellt hat. Heute befindet sich in Marcoule nahe Nimes und Avignon eine Forschungsstelle des Commissariat à l’Energie Atomique, die von der Atomfirma Areva betrieben wird. Die Einrichtungen in Marcoule gehören zum Centraco (Centre nucléaire de traitement et de conditionnement), diese gehört zur Firma Sacodei gehört, diese ihrerseits dem staatlichen französischen Energiekonzern EDF.
Die Forschung in Marcoule widmet sich der Dauerhaftigkeit von Ressourcen, der nationalen Unabhängigkeit und dem “Umwelschutz”.
Damit gemeint ist: die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoff, Abfallreduktion und – entworgung.
Alternativen zur Atomkraft: