Das Energielben.at Fix It! Team bringt Handwerks- und Reparaturprofis in die Wiener Gemeindebezirke. Gemeinsam mit dem “Wir sind Wien.Festival der Bezirke” bauen Energieleben.at, das Wiener Reparaturnetzwerk und engagierte Handwerker aus Wien ihre Werkbänke auf öffentlichen Plätzen auf und reparieren alles, was die Wiener und Wienerinnen bringen – völlig kostenlos.
So will das Energieleben Fix It! Team ein Zeichen setzen für mehr Ressourcenbewusstsein, Umweltschutz und weniger Müll. Wir haben nach Energieberater Andreas Hudecek auch mit Mag. Elmar Schwarzlmüller vom Wiener Reparaturnetzwerk über das Reparieren und seine Vorteile gesprochen.
energieleben: Herr Mag. Schwarzlmüller, Was spricht dafür, Geräte zu reparieren?
Elmar Schwarzlmüller: Je mehr Geräte repariert werden, desto weniger neue Geräte müssen erzeugt werden, und desto weniger Geräte landen im Müll. Reparieren ist ein Paradebeispiel für Umweltschutz, Ressourcenschonung und Abfallvermeidung. In vielen Fällen ist eine Reparatur deutlich günstiger als eine Neuanschaffung. Ob das für ein konkretes Gerät zutrifft, lässt sich vorab bei der Erstellung eines Kostenvoranschlags klären.
Eigentlich sollte man sich die Frage ja andersrum stellen. Was spricht dafür, etwas wegzuwerfen, das noch funktioniert oder reparierbar wäre? Ist es nicht geradezu absurd und gegen jede Logik, wenn solche Gegenstände im Müll landen? Was noch funktionsfähig ist, sollte weiterverwendet werden, oder an andere weitergegeben werden, die noch Verwendung dafür haben.
Etwas wegzuwerfen, das noch von einem selbst oder jemand anderem sinnvoll weiterverwendet werden kann, entspricht allerhöchstens der absurden und überholten „Logik“ der Wegwerfgesellschaft. Diesen Wahnsinn werden wir uns in Zukunft nicht mehr leisten können und auch nicht mehr leisten wollen.
energieleben: Welche emotionalen Gründe spielen da mit?
Elmar Schwarzlmüller: Viele Leute lassen etwas schon alleine deshalb reparieren, weil sie mit diesem Gegenstand über viele Jahre zufrieden waren, oder auch eine emotionale Bindung dazu haben. Manche Sachen wirft man nicht so leicht weg – den Plattenspieler, auf dem man in der Jugendzeit die ersten selbstgekauften Platten gespielt hat, das Mountainbike, das man vom ersten selbstverdienten Geld gekauft hat, die Schuhe, die einen nach Santiago getragen haben.
Auch wenn man sich die Umweltfolgen unseres Güterverbrauchs und die Auswirkungen auf kommende Generationen bewusst macht kann das ein starker emotionaler Grund für eine Reparaturentscheidung sein.
Und schließlich ist man viele Geräte auch einfach schon gewohnt und hat keine Lust, sich durch neue, unverständliche Betriebsanleitungen durchzukämpfen.
energieleben: Welche sachlichen Gründe sprechen dafür?
Elmar Schwarzlmüller: In den vergangenen Jahrzehnten haben immer mehr Menschen immer mehr Produkte gekauft, die immer weniger lange gehalten haben. Das Resultat sehen wir zum Beispiel bei der Entwicklung des Ressourcenverbrauchs. Der globale ökologische Fußabdruck hat sich in den letzten fünfzig Jahren beinahe verdoppelt und übersteigt die natürlichen Kapazitäten der Erde bereits deutlich. Wir verbrauchen jährlich etwa 50% mehr Ressourcen, als die Erde in diesem Zeitraum regenerieren kann. Das geht auf Dauer nicht zusammen.
Für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen müssen wir auf langlebige Güter setzen. Auch als einzelner Konsument kann man dazu beitragen: indem man repariert statt wegschmeißt, und beim Einkauf langlebige Güter bevorzugt.
Ein zusätzliches Argument für die Reparatur ist, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, und lokale Arbeitsplätze und damit auch hochwertiges Reparatur-Know-how erhalten werden.
energieleben: Wann zahlt sich reparieren nicht mehr aus?
Elmar Schwarzlmüller: Ob sich eine Reparatur wirtschaftlich auszahlt, hängt natürlich vom Reparaturaufwand ab, aber auch vom persönlichen Wert, den ich dem Gegenstand beimesse. Bei einigen Geräten ist aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht auch die Energieeffizienz zu beachten.
Allerdings wird hierbei meiner Meinung nach oft zu schnell zu einem Neukauf geraten. Man darf nicht vergessen, dass für die Produktion der Geräte auch viel Energie und viele Rohstoffe benötigt werden. Eine Waschmaschine wiegt beispielsweise zwar nur etwa 70 Kilo, für die Produktion werden aber fast 1.500 Kilo Material verbraucht.
Bei Kühlgeräten ist die Situation etwas anders, da sich hier die Energieeffizienz am deutlichsten verbessert hat. Hier ist derzeit ab einem Gerätealter von etwa zehn Jahren der Austausch auch ökologisch sinnvoll.
energieleben: Was ist bei einem Neukauf zu beachten?
Elmar Schwarzlmüller: Es macht sich in der Regel auf Dauer bezahlt, wenn man beim Einkauf auf Qualität achtet, auch wenn der Anschaffungspreis etwas höher ist. Ein Qualitätsprodukt, das fünfzehn Jahre hält oder sich bei einem kleinen Defekt gut reparieren lässt, kommt dann günstiger als ein billigeres Produkt, das ich im gleichen Zeitraum zwei mal durch ein neues ersetzen muss.
energieleben: Wie erkennt man ein solches Qualitätsprodukt?
Elmar Schwarzlmüller: Es macht auch Sinn, gleich beim Neukauf Informationen zur Reparierbarkeit einzuholen: Kann das Gerät zerstörungsfrei zerlegt werden? Stellt die Herstellerfirma Ersatzteile zur Verfügung und wie lange? Reparaturbetriebe können dazu gute Tipps geben.
Die durchschnittliche Lebensdauer von Produkten wurde in der Vergangenheit deutlich verkürzt – zum Ärgernis der KonsumentInnen und mit den bekannten Folgen hinsichtlich unseres viel zu hohen Ressourcenverbrauchs. Das Produktdesign der Zukunft muss auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit ausgerichtet sein.
energieleben: Gibt es etwas, das Sie selbst gern bei der Fix It! Aktion reparieren lassen würden?
Elmar Schwarzlmüller: Bei meinem Laptop funktioniert derzeit das Display nicht. Ich habe einem der Computerreparateure des ReparaturNetzwerks den Fehler schon genau geschildert, und wie’s ausschaut hab ich Glück: die Reparatur lässt sich voraussichtlich kostengünstig und rasch durchführen.
energieleben: Vielen Dank für das Gespräch!
Über das Reparaturnetzwerk:
Das ReparaturNetzwerk Wien wurde 1999 gegründet, um den Kundinnen und Kunden in Wien und Umgebung eine Anlaufstelle für qualitativ hochwertige Reparaturen und ein sehr breites Reparaturspektrum anbieten zu können. Ein zusätzlicher Vorteil ist die Vernetzung der Reparaturbetriebe untereinander.
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