In Schweden gibt es staatlich geförderte Therapien und Kurse für den Umgang mit der Klimaangst.
Dieser Artikel wurde am 6. September 2018 veröffentlicht
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Klimaangst ist die Angst vor der Klimaveränderung und das Gefühl der Machtlosigkeit diese aufhalten zu können. Natürlich gibt es auch viele Stimmen, die Klimaangst für Unsinn und reine Einbildung halten, oft sind das dieselben, die den Klimawandel als Hirngespinst abtun. Für die Betroffenen von Klimaangst, ist ihre Angst aber sehr real und überschattet oft den gesamten Alltag. In Schweden gibt es deshalb mittlerweile Kurse, die sich einerseits mit der Angst selbst auseinandersetzen und versuchen diese zu therapieren, andererseits wird den Teilnehmern auch gleich beigebracht, wie sie ihre eigene CO2-Bilanz verbessern können, um dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Die Volksbildungsorganisation Studiefrämjandet (vergleichbar mit den österreichischen Volkshochschulen) hat in der nordschwedischen Stadt Luleå letztes Jahr das Pilotprojekt Be Change durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Klimaangsttherapie und CO2-Reduktionsskurs. Finanziert wurde das Projekt hauptsächlich von der Klimatklivet-Initiative der schwedischen Umwelt- und Naturschutzbehörde Naturvårdsverket. Klimatklivet unterstützt lokale und regionale Projekte zur Verringerung der Treibhausgasemissionen. Klimatklivet hat bis 2023 ein Budget von 16 Milliarden schwedische Kronen von der Regierung erhalten. Bisher wurden vor allem Projekte zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge unterstützt, der Klimaangstkurs in Luleå war das erste Projekt dieser Art, das Unterstützung von Klimatklivet bekam.

Während der neunmonatigen Ausbildung, mit vierzehntägigen Treffen, wurden 21 Teilnehmer von einem Mental Coach bei der Bearbeitung ihrer Klimaangst betreut und geführt. Außerdem wurden die Emissionen, die der jeweilige Lebensstil der einzelnen Teilnehmer verursacht, genau analysiert und gemeinsam an Strategien zu Senkung dieser gearbeitet. Dabei standen folgende drei Bereiche im Fokus: Mobilität, Wohnen und Fleischkonsum. Laut Kursveranstaltern konnten die Teilnehmer ihre persönliche CO2-Bilanz um mehr als 40 Prozent verbessern und während die Klimaangst abnahm stieg gleichzeitig die Hoffnung um 30 Prozent.

Da das Projekt sehr hohe Förderung von Klimatklivet sowie kleinere Förderungen von der Gemeinde Luleå und der staatlichen Behörde für Entwicklungszusammenarbeit erhalten hat, gelangte es auch in die Kritik. Die Förening Skattebetalarna (Verein Steuerzahler) rechnete vor, dass diese Maßnahme zur Emissionsreduktion sehr teuer und außerdem unsicher sei. Laut Selbsteinschätzung der Kursveranstalter spart jeder der Absolventen nun jährlich fünf Tonnen CO2 ein. Stellt man diese Menge den Projektkosten gegenüber, betragen die Kosten für die Einsparung von einer Tonne CO2 zwischen 8300 und 9500 Kronen. Was die Förening Skattebetalarna allerdings nicht zu bedenken scheint, ist, dass es sich bei dem Kurs in Luleå um ein Pilotprojekt handelte und zukünftige Kurse auf den Erfahrungen aus diesem aufbauen und kostengünstiger durchgeführt werden können. Die beiden Initiatorinnen des Be Change Projektes arbeiten außerdem gerade daran, Teile als Onlineressource zugänglich zu machen, womit die Durchführung zukünftiger Ausbildungen deutlich günstiger wird.

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