Aromen in Bio Lebensmitteln
Aromen in Bio Lebensmitteln
Seit Jahresbeginn 2022 gelten strengere Regeln für Aromen in Bio-Lebensmitteln. Was das bedeutet.
Dieser Artikel wurde am 28. Januar 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Liebt ihr auch den Duft eures frischen Essens und den unverwechselbaren Geschmack eurer Bio-Lebensmittel? Alles natürlich und keine künstlichen Aromen, das schmeckt man einfach. So dachte ich jedenfalls, doch bisher waren auch in Bio Produkten künstliche Aromen erlaubt. Seit 2022 gelten nun strengere Regeln für Bio Aromen.

Was heißt “Aroma”?

Aromen werden Lebensmitteln zugesetzt,  um ihnen einen besonderen Geschmack oder Geruch zu verleihen, oder diesen zu verändern. Dabei gibt es per Definition mehrere Kategorien:

Aromaextrakte enthalten das ganze Aromaspektrum von Früchten, Gemüse oder Kräutern. Meist werden sie mit Hilfe von Öl oder Alkohol aus dem Lebensmittel gelöst. In diese Kategorie zählen auch Destillate, ätherische Öle und Auszüge.

Natürliche Aromastoffe werden von Rohstoffen aus der Natur gewonnen. Nur wenn die Quelle namentlich genannt wird, stammt der Geschmack zu mindestens 95 Prozent aus dieser. (Zum Beispiel “natürliches Himbeeraroma”)

Aromastoffe werden chemisch synthetisiert und haben die Frucht, nach der sie schmecken, noch nie gesehen. Sie können chemisch ident mit dem Stoff aus der Natur (z.B. Vanillin) oder frei erfunden (z.B. Fleischaroma Typ K) sein. 

Aromen in Bio Lebensmitteln

“Natürlich” hieß bei Aromen bisher nur, dass der Ausgangsstoff aus der Natur stammen muss. Vanille musste daher nicht zwingend aus der Vanilleschote kommen. Natürliches Vanillearoma war daher oft Ferulasäure aus Reiskleie, die von Mikroorganismen im Fermenter in den Aromastoff Vanillin umgewandelt wurde. Bisher mussten zwar 95 Gewichtsprozent aus ökologischer Produktion stammen, allerdings galten hier auch Trägerstoffe und Lösungsmittel, also beispielsweise Bio-Ethanol. Der aromatisierende Bestandteil machte oft weniger als fünf Prozent aus und war bisher oft konventionell. 

Ab sofort ist das allerdings anders. Gemäß der neuen EU-Öko-Verordnung muss der Geschmack zu mindestens 95 Prozent aus der Vanilleschote kommen. Doch was heißt das nun für uns als Verbraucher?

Aromen in Bio Lebensmitteln
Photo von Laura Cortesi auf Unsplash

Reduzierte Geschmacksvielfalt…

Der Deutsche Verband der Aromenindustrie erwartet durch die neue Verordnung eine reduzierte Geschmacksvielfalt für Bio-Lebensmittel. Beispielsweise könnten nicht mehr alle Facetten einer Erdbeere abgebildet werden, denn natürliche Aromen sind oft milder, als verarbeitete. Erdbeeren enthalten einfach nicht so viele kräftige Aromastoffe wie etwa Orangen oder Holunderbeeren. 

Auch vegane Fleisch- und Käsearomen in Bio-Qualität wird es künftig nicht mehr geben. Diese müssten gemäß der neuen Verordnung aus Fleisch oder Käse gewonnen werden und wären somit nicht mehr vegan.

…doch nicht überall!

Diese Prognose kann man allerdings durchaus gemischt betrachten. Für Bio-Produkte im konventionellen Handel mag sie stimmen, denn dort gibt es viele aromatisierte Tees, Limonaden, Kekse usw. Im Bio-Laden sieht das allerdings anders aus, denn hier schmeckt es schon länger “echt”. Genau wie Tees enthalten beispielsweise auch Fruchtjoghurts seit Jahren so gut wie keine Aromen mehr. 

Die Aromenempfehlung des Bundesverbands Naturkost Naturwaren kategorisiert die Aromatisierung seit 2004 in folgende Kategorien:

  • Super (echte Lebensmittel, wie Zitronenschalen)
  • Gute Sache (Aromaextrakte und ätherische Öle) und
  • Nicht so gern (natürliche Aromen)

Schon damals haben viele Händler Produkte aus dem Sortiment genommen und Bio-Hersteller innovative Zutaten wie die Tonkabohne entdeckt.

Wieso eigentlich Aroma?

Gemäß Schätzungen sind rund 15 Prozent unserer Nahrungsmittel aromatisiert. Doch wieso ist das eigentlich notwendig?

Die Ernährungsindustrie begründet den Einsatz von Aromen damit, dass immer der gleiche Geschmack gewährleistet ist und Aromaverluste bei der Produktion und Lagerung ausgeglichen werden müssen. Grundsätzlich sollen Aromen uns Konsumenten nicht in die Irre führen, es werden trotzdem häufig Wässrigkeit oder Fehlaromen überdeckt.

Aromen in Bio Lebensmitteln
Photo von Julia Koblitz auf Unsplash

Das gilt ab 2022 für Aromen in Bio Lebensmitteln

Künstliche Aromen bleiben weiterhin verboten, so viel sollte klar sein. Bei natürlichen Aromen (einschließlich der Extrakte und ätherischen Öle) muss der aromatisierende Teil zu mindestens 95 Gewichtsprozent aus dem namensgebenden Lebensmittel stammen. Konventionelle natürliche Aromen sind nur erlaubt, wenn alle Komponenten und die Herstellung frei von gentechnisch veränderten Organismen sind. Auch Nanomaterialien und ionisierende Bestrahlung sind verboten. Bei bio-zertifizierten natürlichen Aromen müssen sowohl der aromabestimmende als auch der technische Anteil zu je 95 Prozent in Bio-Qualität sein.

Sind also auf einer Packung Vanilleblüten oder Kirschen abgebildet, müssen diese, zumindest bei Bio Produkten, nun auch wirklich im Produkt enthalten sein. Wie Bio-Hersteller auch schon bisher gezeigt haben ist es nämlich durchaus möglich, dass alles auch mit “echten” Zutaten schmeckt. (Auch, wenn Vanillin sogar aus Plastikabfällen hergestellt werden kann.)

Quellen:
Eurofins, Stephanie Laaber, “Update zum Bio-Recht: Der Einsatz von Aromen in Biolebensmitteln ist neu geregelt und strenger als bisher
Bio Press, “Leitfaden zu Aromen in Bio Lebensmitteln
Schrot&Korn, 12/2021, Katja Niedzwezky, “Alles ganz natürlich?”