Trinkhalme aus Stroh – Entwickler Daniel Auer (rechts) mit seinem Vater mit dem Ausgangsmaterial
Trinkhalme aus Stroh – Entwickler Daniel Auer (rechts) mit seinem Vater mit dem Ausgangsmaterial
In Atzbach, einem kleinen Ort im oberösterreichischen Bezirk Vöcklabruck im Hausruckviertel stellt der Bio-Bauer aus Leidenschaft Daniel Auinger Bio-Strohhalme her. Sein Erfolg überrascht ihn dabei selbst. Wir haben den Bio-Profi zum Gespräch getroffen.
Dieser Artikel wurde am 4. Januar 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wer mit Daniel Auinger ins Gespräch kommt, der merkt schnell eines: seine unglaubliche Begeisterung für nachhaltige und biologische Landwirtschaft. Weniger aber dafür qualitätsvollerer Ertrag, das ist die Devise des 42-Jährigen. Am vom Oberösterreicher und seinen Eltern geführten Hof sowie an den von der Familie betriebenen Marktständen kann man Nudeln, Eier, Bauernbrot, Würste, Speck und Mehlspeisen in Bio-Qualität kaufen. Und neuerdings auch Bio-Strohhalme – ein rein biologisches Naturprodukt aus nachhaltig bewirtschafteten Feldern. Wie er dazu kam und wie erfolgreich er mit seiner Idee ist, lest ihr im Interview:

Bio-Bauer und Trinkhalmhersteller Daniel Auinger in seinem Element
Bio-Bauer und Trinkhalmhersteller Daniel Auinger in seinem Element

Herr Auinger, wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, Bio-Strohhalme herzustellen?

Ich hatte das schon seit meiner Schulzeit im Kopf. Die Lehrer haben von damals erzählt und davon, dass Strohhalme früher als Trinkhalme verwendet wurden. Und vor mittlerweile sieben Jahren hab ich mir gedacht: Das bringe ich jetzt auf ein modernes Level und erzeuge Strohhalme aus Strohhalmen. Ich hab recherchiert, ob es so etwas schon gibt und als ich nicht fündig wurde, bin ich auf ein Strohmuseum gestoßen. Dorthin wurde ich herzlich eingeladen.

Trinkhalme aus Stroh von nachhaltig bewirtschafteten Feldern
Trinkhalme aus Stroh von nachhaltig bewirtschafteten Feldern

Und was gab es da zu bestaunen?

Wir haben dort alles rund um das Thema Stroh gesehen. Früher haben ja ganze Regionen vom Stroh gelebt und dort hat man uns auch spezielle Strohschneidemaschinen gezeigt, die wir mitnehmen durften. Dies haben wir dann nachgebaut, so dass wir sie für unsere Zwecke verwenden konnten.

Aber nur alleine mit dem Schneiden der Halme wird ja vermutlich noch kein Trinkhalm daraus, schon gar kein Bio-Strohhalm oder?

Richtig, ich hab mich aber geweigert, die Halme wie früher keimfrei zu machen. Denn dafür wurden sie damals gebleicht und im Sinne des Umweltgedankens konnte ich mit dieser Form nicht leben. Also habe ich mit Professor Alexander Jäger vom Studiengang Bio und Umwelttechnik an der Fachhochschule Wels Kontakt aufgenommen und mit ihm gemeinsam eine Heißwasserdampf-Technologie und damit ein Verfahren entwickelt, mit dem man die Strohhalme keimfrei machen kann. Bio wird der Trinkhalm schon alleine dadurch, dass unser Betrieb seit Jahren auf Spritzmittel und Kunstdünger verzichtet. Für uns ist es einfach wichtig, dass wir den Hof als Kreislaufwirtschaft führen. Mir gefällt das, ich könnte mir nicht vorstellen, dass wir auf unseren Feldern was herumspritzen. Das stößt mir auf.

Die Strohhalme aus Strohhalmen im Einsatz
Die Strohhalme aus Strohhalmen im Einsatz

Und wie werden die Bio-Strohhalme nun hergestellt?

Das passiert alles in Handarbeit. Man muss wirklich jeden einzelnen Strohhalm in die Hand nehmen. Wir brauchen natürlich viele Hände, die das Stroh schneiden, welches wir im Anschluss zu Trinkhalmen weiterverarbeiten. Auch hier ist es uns wichtig, auf nachhaltige und vor allem sinnvolle Arbeitskonzepte zu setzen. Wir arbeiten daher mit der Organisation pro mente zusammen, die Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen schafft. Und auch Häftlinge aus den Justizanstalten gehören zu unseren Strohschneidern.

Jeder einzelne Halm muss bei der Herstellung in die Hand genommen werden
Jeder einzelne Halm muss bei der Herstellung in die Hand genommen werden

Wie kommen denn die Bio-Strohhalme an?

Ich habe zwar immer gewusst, dass das sicher einmal aufgeht, aber mit den derzeitigen Anfragen hab ich nicht gerechnet. Wir haben immer etwas mehr geschnitten, als wir tatsächlich gebraucht haben, aber gerade in diesem Jahr ist das Interesse so stark gewachsen, dass die drei Millionen Halme, die wir auf Lager hatten, innerhalb von drei Monaten aufgebraucht waren. Der Großteil unserer Kunden sind dabei derzeit gehobene Bars und Hotels, die ebenso auf Nachhaltigkeit Wert legen. Doch auch einige Wiederverkäufer zählen bereits zu unseren Kunden. Derzeit arbeiten wir auch an einem Konzept, mit dem die Strohhalme auch für die Endkunden leicht erhältlich sind. Aktuell müssen diese noch direkt über uns per Mail bestellen.

Endkunden müssen derzeit noch direkt bei Daniel Auinger bestellen
Endkunden müssen derzeit noch direkt bei Daniel Auinger bestellen

Mehr dazu findet ihr hier: www.biostrohhalme.co.at

Fotos: © Karl Huber und Sabrina Pesendorfer


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