Was ist dran an den Vorwürfen und den Lobeshymnen an die Sojabohne?
Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Sojabohne. Zu keiner anderen Hülsenfrucht gibt es so viele unterschiedliche Standpunkte als zu ihr. Auf der einen Seite wird sie als Klimasünder und “Regenwaldzerstörer” gesehen, auf der anderen Seite als wichtige Proteinquelle und gesunder Fleischersatz. Was ist dran an den Vorwürfen und den Lobeshymnen an die Sojabohne?

Wie oft habe ich das Argument schon gehört „Soja ist aber auch nicht viel besser“ oder „bei Soja brauchen wir erst gar nicht anfangen“. Gefallen sind diese Sätze zumindest in meinem Umfeld unzählige Male wenn es um hitzige Debatten zum Thema Fleischkonsum ging. Im europäischen Gedächtnis scheint sich ein ganz spezielles Bild zur Sojabohne entwickelt zu haben. Als beliebtes „Ersatzprodukt“ für VegetarierInnen und VeganerInnen wird es immer mehr zum Verkaufsschlager in den Supermärkten und dann sollen ausgerechnet die Sojaprodukte die Umweltsünder schlecht hin sein? Wie  viel ist dran an den Vorwürfen?

Soja als Klimasünder?

Seit mehr als eintausend Jahren wird Soja als wichtiges Nahrungsmittel in Asien kultiviert. Die Nachfrage nach Soja hat sich mit dem Ende des 20. Jahrhundert so gesteigert, dass sich die Produktion weltweit in den letzten 50 Jahren verzehnfachte. Somit werden heute mehr als 269 Millionen Tonnen Soja produziert. Allerdings kommen diese nicht mehr alleine aus dem asiatischen Raum. 80% der Soja-Anbauflächen liegen in den USA, Brasilien und Argentinien. Alleine in Südamerika sind das 24 Millionen Hektar, die für den Anbau von Soja auf Monokulturen umgewandelt wurde.(1) Wald- und Savannenflächen werden dafür gerodet und sind somit verantwortlich für die Zerstörung von Flora und Fauna. Außerdem geht mit der Düngung die Verseuchung von Wasser und Böden mit gefährlichen Pestiziden einher, die vor allem eine Gefährdung für die Gesundheit der dort lebenden Menschen stellt. Laut einer Studie von Global 2000 werden jährlich 600 000 Tonnen von diesem Soja nach Österreich importiert. Aber landet dieses Soja tatsächlich als Tofu auf unseren Tellern?

Soja wird in der Industrie vielfältig verwertet. Die Hülsenfrucht landet in „Speiseölen, Schokolade, Keksen, Speiseeis, Schmieröl, Druckfarbe, Folien, Zigarettenfilter, Hautcremes und Medikamenten.“ (2) 80% des in Übersee produzierten Soja wird als Futtermittel für die Massentierhaltung verwendet. In Österreich kommt dieses Futter speziell in die Mägen von Milchkühen und Legehennen, die in einem konventionellen, also nicht Bio-zertifizierten, Betrieb gezogen werden. Nur etwa 6% der weltweiten Soja-Ernte wird als tatsächliches Lebensmittel von Menschen verzehrt. (3)

Soja als gesunder Fleischersatz?

Das ist schade, denn aus 100 Kalorien dieser Nutzpflanze entstehen nur 17 bis 30 Kalorien Fleisch. Somit gehen durch die Produktion nicht nur wichtige Nutzfläche, Wasser und Energie verloren, sondern auch Kalorien, die der Mensch selbst hätte essen können.  Denn die Sojabohne kann ein wichtiger Nährstoff-Lieferant sein. Das Soja-Eiweiß gilt als extrem hochwertig, außerdem ist die Hülsenfrucht das einzige Gemüse, das mehr Proteine als Kohlenhydrate enthält. Neben wertvollen ungesättigten Fettsäuren enthält Soja im Gegensatz zu tierischen Produkten kein Cholesterin. (4) Vergleicht man den Anbau von Soja weltweit direkt mit der Produktion von Fleisch, schneidet das Soja viel besser ab. So verbraucht die Produktion beispielsweise eines Soja-Burgers 84% weniger Fläche als die Produktion von einem Rindfleisch-Burger, und erzeugt somit 78% weniger Treibhausgase und benötigt 80% weniger Wasser(5) Die meisten der österreichischen Soja-Lebensmittelproduzenten beziehen ihr Soja aus regionalem Bio-Anbau, wie etwa Sojarei, Joya und Taifun. (6) Tatsächlich wird nämlich seit 120 Jahren Soja auch in Österreich angebaut. Ein teil davon landet in der Bio-Landwirtschaft als Futtermittel und ein anderer Teil wird zu hochwertigen Bio-Soja-Produkten verarbeitet. Anbauflächen sind mittlerweile in ganz Österreich verteilt, die größten Gebiete gibt es jedoch im Burgenland und Oberösterreich.

Fazit

Achtet man beim Kauf von Soja-Produkten, wie Tofu, Sojasauce, Soja-Drink, Soja-Öl und Soja-Granulat auf die regionale Produktion und ein Bio-Siegel ist der ökologische Fußabdruck mit einem normalen Bio-Gemüse-Produkt aus Österreich zu vergleichen und natürlich um einiges umweltfreundlicher als der Verzehr von tierischen Produkten. Denn man sollte immer im Hinterkopf behalten, in der konventionellen Extrawurst, dem Bodenhaltungs-Ei, der Milch und dem Käsekrainer ist mit großer Wahrscheinlichkeit Soja aus Übersee enthalten. Bei einer ausgewogenen Ernährung, egal ob bei Fleischessern, Vegetariern oder Veganern ist die Einbeziehung oder das teilweise Ersetzen von Fleisch mit Soja-Produkten äußerst sinnvoll und nachhaltig. Ergo: Soja ist in der weltweiten Produktion von Futtermittel für die Massentierhaltung ein echter Klima- und Umweltsünder, mit dem Verzehr von Tofu, Soja-Drink und Co. hat das hierzulande allerdings nichts zu tun. Denn die Fleisch und somit auch die Futtermittelproduktion verbraucht mehr als 78% des Wassers, der Treibhausgase und der Fläche, als die Sojabohne, die wir direkt verspeisen.

Quellen und nützliche Links: