Es gibt eine regionale, gentechnikfreie Alternative zu Sojaprodukten: die Süßlupine!
Dieser Artikel wurde am 12. Juni 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Kennt ihr Süßlupinen? Nicht die weiß, rosa oder dunkelvioletten Lupinen aus dem Garten, sondern deren nahe Verwandte, deren Bohnen durch Züchtung ihre Bitterkeit genommen und so ein wahrer Schatz kreiert wurde! (Vielleicht sind sie euch unter dem Namen Feig- oder Wolfsbohne ein Begriff?)

Die Samen der Süßlupine können es ohne Scham mit dem hohen ernährungsphysiologischen Niveau der Sojabohnen aufnehmen: bis zu 40 Prozent Eiweiß, wenig, aber qualitativ hochwertiges Fett und eine gute Portion Vitamine und Mineralstoffe (wie Kalzium, Magnesium und Eisen) und als Ergänzung bioaktive Pflanzenstoffe (wie antioxidativ wirksame Polyphenole). Obwohl sie Hülsenfrüchte sind, sind sie für den Magen-Darm-Trakt besser verträglich als andere Bohnen. Vorteile gegenüber Soja: die Pflanze ist in Europa heimisch, wächst selbst auf karg-sandigen Böden, verträgt Frost und Hitze und es gibt keine gentechnisch veränderte Art und damit keine Probleme mit Verunreinigungen. Außerdem reichern sie den Boden mit Stickstoff an und fungieren als hervorragende Gründüngung – ihre Ökobilanz kann sich also durchaus sehen lassen. Noch sind diese Vorteile wenig bekannt, doch langsam liegt auch der Fokus von Agrarexperten auf dem Anbau, der Verarbeitung und der Vermarktung der Süßlupine. (Obwohl die Lupinen an sich keine neue Entdeckung sind: bereits die alten Ägypter und Griechen, und die Indios in Lateinamerika setzten auf Lupinensamen als Grundnahrungsmittel.)

Es gibt verschiedene Arten von Lupinen: weiße, blaue und gelbe. Die weiße hat den höchsten Eiweißgehalt und schmeckt am mildesten (ein bisschen nussig). Das ist besonders wichtig für Bio-Produkte, denn hier wird – anders als bei konventioneller Ware – die ganze Bohne verwendet, und nicht nur ihr Proteinisolat. Lupinen liefern wie gesagt bis zu vierzig Prozent Eiweiß, und dieses noch dazu mit dem vollen Spektrum essenzieller Aminosäuren. Außerdem liefern Süßlupinen zweiwertiges Eisen, welches vom Körper besser als dreiwertiges (welches in den meisten anderen Pflanzen enthalten ist) verwerten kann. Und: Süßlupinenmehl ist gluten- und stärkefrei und kann anderes Getreide in vielen Rezepten zum Teil ersetzen! (Aufgrund des starken nussigen Geschmacks wird es jedoch eher nicht ausschließlich verwendet)

img_suesslupinen_2_620x414

Es gibt vereinzelt bereits Lupinentofu, Lupinenaufstrich und Schnitzel, Burger und Gyros mit Lupinenbohnen (von der Firma Purvegan, mit regionaler Pfälzer Lupinenbohne), doch am häufigsten ist Lupinenmehl erhältlich. Was Veganer schon schätzen: die emulgierende Eigenschaft der Bohne! Ein Esslöffel Lupinenmehl mit ein bis zwei Esslöffeln Wasser verrührt ersetzt ein Ei. Süßlupinen sind also geeignet bei Zöliakie, Kuhmilch- und Soja-Allergie und somit eine tolle Ergänzung für jede Ernährungsform. (Außerdem sind sie purinfrei, und können daher auch von Menschen, die unter Gicht und anderen rheumatischen Erkrankungen leiden ohne Einschränkung genossen werden. Doch Vorsicht: ganz ohne Makel sind sie dann doch nicht, Erdnussallergiker reagieren oft recht heftig auf Lupinen, weshalb sie seit 2007 in der EU unter Kennzeichnungspflicht stehen!)

Die Lupine verzeiht allerdings keine anbautechnischen Fehler, was ihr bislang noch nicht zum Durchbruch verholfen hat. Es gibt jedoch immer stärkere Züchtungen und die Pflanze beginnt bereits sich als bio-veganer Fleischersatz  zu etablieren. In Planung ist auch Lupinen-Tempel, geschrotete Lupine in Brot und Lupinenmilch. 

Quellen:
Bio Magazin – 03/2015

Schrot und Korn – 06/2015

Bilder/Fotograf: Ulrike Göbl

ulli goeblUlrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform.