Selbstversorgung, geschlossene Kreisläufe und Pferdekutschen. Wie das Dorf im Elsass durch seinen ökologischen Wandel energieautark wird.
Dieser Artikel wurde am 4. April 2022 veröffentlicht
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Ungersheim liegt im Kaliumbecken; nordwestlich von Mulhouse. Während des zwanzigsten Jahrhunderts war es der Kaliumabbau, der die Region zum Leben erweckte. Kalium, ein orangerosa Erz, ist neben Stickstoff und Phosphor einer der drei Wunderdünger der Agrarwirtschaft. Ungersheim exportierte es in die ganze Welt und beteiligte sich so an der Industrialisierung der Landwirtschaft. Heute gilt Ungersheim als Paradebeispiel für den ökologischen Wandel. Das französische Dorf ist auf dem besten Weg energieautark zu werden.

2011 hat sich Ungersheim der Transition-Bewegung angeschlossen. Dabei soll ein achtsamer Umgang mit der Erde mit einem achtsamen Umgang Miteinander und gerechtem Teilen einhergehen. Jede*r Bürger*in des Dorfes kann zur Entwicklung des Dorfes beitragen. Grundlage jedes Handelns ist eine Charta des guten Verhaltens, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat.

Der Bürgermeister, Jean-Claude Mensch, ein ehemaliger Bergmann, steht symbolisch für den Wandel des Dorfes. Nach dem Niedergang des Kaliumabbaus war zuerst soziales Engagement gefragt. Neue Arbeitsstellen mussten gefunden, Klein- und Mittelbetriebe in anderen Sparten angesiedelt werden. Altruismus und Respekt wollte Mensch seinen Mitbürger*innen lehren. Dieses Engagement verfolgte er insbesondere durch die Entwicklung eines Hauses der Jugend und Kultur.

Den Werten folgend wurden auch ökologische Projekte begonnen. Ein erster Schritt war die Beheizung des örtlichen Schwimmbads mit Solarenergie. Im Jahr 2000 gehörte das Dorf im Elsass damit zu den Pionieren dieser Technologie. Dann kamen viele andere Maßnahmen dazu. Ein Holzkesselraum wurde gebaut, um kommunale Einrichtungen zu versorgen. Die Installation von Dimmern an der öffentlichen Beleuchtung reduziert den Stromverbrauch um 40%. Pflanzenschutzmittel sind aus Grünflächen verbannt und die verwendeten Reinigungsprodukte müssen ökologisch zertifiziert sein. Last but not least – der Schulbus wurde durch eine Pferdekutsche ersetzt.

Bei der Lebensmittelversorgung will man in Ungersheim einen geschlossenen Kreislauf erreichen und sich selbst versorgen. Ein Biohof wird kooperativ verwaltet. Mit den Produkten wird die Dorfschule versorgt und sogar Schulen in der Umgebung beliefert. Abfall soll dabei so gut wie keiner entstehen, die Reste werden in einer Suppenküche verkocht. Der neue Kurs schafft 100 neue Arbeitsplätze im Dorf, die Gemeinde spart im Jahr 120.000 Euro und die Emissionen konnten um rund 600 Tonnen reduziert werden.


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Bild: Ungersheim