Februar ist in Wien Pomeranzensaison.
Dieser Artikel wurde am 13. Februar 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Verborgen von der breiten Öffentlichkeit wachsen zahlreiche Zitrusfrüchte in Schönbrunn heran. Einige Bäume gehören zu den ältesten ihrer Art.

Der Februar ist für mich immer ein ganz besonderer Wien-Monat. Dann sind in Schönbrunn die Pomeranzen erntereif.

Kleinen Sonnen gleich, bringen sie frische und wunderbare Abwechslung in die winterliche Stimmung. Ja! – Zitronen und Orangen können mich aus der Winterlethargie herausreißen. Sehr gerne füge ich ein paar Zesten dem Essen hinzu. Sofort gleicht das Gericht einer kleinen Reise – der Miniurlaub für Zwischendurch. Umso mehr freut es mich, dass die Hauptzitrussaison in unsere Wintermonate fällt. 

Die Zitrusstadt Wien

Wer genau hinschaut, wird entdecken, dass Wien in den letzten Jahren zu einer wahren Zitrusstadt herangewachsen ist. Dank einer gelungenen Kolaboration der Autorin Katharina Seiser – eine wahre Zitrusliebhaberin – und des Schönbrunnergärtners Heimo Karner erfahren wir belesenen Normalsterblichen seit 2011 immer wieder Neues aus der Zitruswelt Schönbrunns. 

Einige der Bäume gehören zu den ältesten ihrer Art und wurden schon für die Kaiserin Sissi angepflanzt. Das ist das Besondere an Wien: Überall gibt es verborgene Landwirtschaft und kulinarische Schätze zu entdecken. Nicht viele Großsstädte können das von sich behaupten. 

Wer die raren Früchte erhält, ist streng reglementiert und in der Regel der gehobenen Gastronomie vorbehalten. Manche Wiener dürfen sich zu den Glücklichen schätzen und eine kleine Kilogrammanzahl für den privaten Gebrauch zwischen den Gewächshäusern abholen. Dabei handelt es sich immer um Pomeranzen. 

Mir war der Begriff “Pomeranzen” vor meinem Umzug nach Wien nicht geläufig. Den meisten Österreichern ist allerdings klar, dass damit nur Bitter Orangen gemeint sein können.

Die Pomeranze (Citrus x aurantium L)

Die Pomeranze (Citrus x aurantium L) ist eine von zwei Artengruppen der Orangen. Sie unterscheidet sich stark von den weit aus geläufigeren Saftorangen (Citrus sinensis). Die Bäume sind im Vergleich zu anderen Zitrusfrüchten relativ robust und halten kühleren Temperaturen stand. Das Fruchtfleisch ist härter und der Saft ist säuerlich und eher wie Zitronen zu verwenden. Was an der Fruchtfleischqualität vermisst wird, macht die aromatische Schale wieder wett. So erhält Earl Grey sein Aroma von genau dieser Frucht. 

Neben der Schale wird die Pomeranze insbesondere für ihre Blüten angebaut. Hieraus lässt sich das Orangenwasser destillieren, welches in der orientalischen Küche ein zentraler Bestandteil vieler Gerichte ist. Ich liebe es eine dieser Orangen einfach in der Hand zu halten und ihr Aroma auf mich wirken zu lassen.

Dieses Jahr wurden an die 400 kg Pomeranzen in Wien geerntet. Wer mehr über Zitrusfrüchte erfahren möchte, oder sogar eigene Bäumchen erwerben möchte, dem kann ich die Wiener Zitrustage in Schönbrunn ans Herz legen. Hier werden besonders seltene und spezielle Arten vorgestellt. Sowohl kulinarische, als auch gärtnerische Tipps inklusive. In meinem Kalender ist der Termin: 19.-21. Mai schon rot unterstrichen. 

Bilder: Vera Kondratiuk

Die Freischnauzeköchin ist zum Bloggen über ihre Freude an der Fotografie von Essen gekommen. Seit 2013 gibt es ihre vegetarischen Rezepte online und Tipps zum (nachhaltigen) Leben in Wien. Die in ihrem Studium der Agrarwissenschaften erworbenen Erkenntnisse und ihre Erfahrungen als urbane Gärtnerin teilt sie gerne mit ihrer Leserschaft. Ihr Augenmerk richtet sie hierbei auf zukunftsweisende und umweltfreundliche Lösungen.